107-jährige Tessinerin zeigt dem Virus die Stirn
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Corona-Wunder in Chiasso:107-Jährige überlebt das Virus

Corona-Wunder aus Chiasso TI
107-jährige Tessinerin zeigt dem Virus die Stirn

Vita Brancaccio erkrankte im November 2020 an Covid-19. Sie wurde mit einer schweren Lungenentzündung ins Spital Moncucco nach Lugano TI gebracht – und überlebte das tückische Virus.
Publiziert: 02.01.2021 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2021 um 10:25 Uhr
Myrte Müller

Ihr Vorname ist Programm. Vita heisst die älteste Tessinerin. Vita, auf Deutsch Leben. Die gebürtige Süditalienerin erlebt schon den ersten Weltkrieg und die Spanische Grippe. Als sie im Juli 1913 zur Welt kommt, war Italien noch ein Königreich. Nie sei sie krank gewesen, sagt Enkelin Scilla Ruggero (53). Doch am 4. November 2020 fordert das Schicksal die alte Dame heraus. Die Urgrossmutter erkrankt an Corona. Das berichtet Ticinonline.

«Wir hatten zu Beginn einen leichten Husten», erzählt ihre Tochter Maria Ruggero (76), die seit Jahren nicht mehr von der Seite ihrer Mutter weicht. Als es ihnen schlechter geht, lassen sie sich auf Corona testen. «Wir waren beide positiv. Dabei hatten wir doch so sehr aufgepasst», sagt Maria Ruggero. Ihr Verdacht: Enkelin Micaela (9) könnte sie angesteckt haben. Das Kind kam oft zum Mittagessen. «Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit hatte gesagt, dass Kinder ihre Grosseltern sehen dürfen. Wir haben ihm geglaubt», schimpft Maria Ruggero. Es bleibt jedoch eine Vermutung. Das Mädchen wurde nie auf Corona getestet.

Mutter und Tochter erkranken an Corona

Den beiden Frauen geht es zunehmend schlechter. Maria Ruggero kommt ins Covid-Spital Moncucco in Lugano TI. Vita Brancaccio wird erst ins Krankenhaus nach Mendrisio TI gebracht, dann auch ins Moncucco eingeliefert. «Ich habe mir solche Sorgen gemacht, traute mich gar nicht nach ihrem Gesundheitszustand zu fragen», sagt Maria Ruggero, «schliesslich ist die Infektion im hohen Alter lebensgefährlich.»

Corona verschonte auch sie nicht: Vita Brancaccio (107) im Spital Moncucco. Sie wurde Anfang November mit einer schweren Lungenentzündung eingeliefert.
Foto: zVg
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Tatsächlich kämpft Vita Brancaccio in den ersten Tagen im Spital mit einer heftigen Lungenentzündung. Doch dann geschieht das Wunder: Vita Brancaccio erholt sich. Nach einer Woche dürfen beide Frauen wieder nach Hause. Die 107-Jährige hat zwar das Virus überlebt, doch Corona hinterlässt Spuren. «Es ist nicht mehr wie früher», sagt Maria Ruggero, «meine Mutter ist sehr müde und schwach».

Familie hofft auch Vitas 108. Geburtstag

Jeden Morgen um neun Uhr kommt die Krankenschwester und der Hilfsdienst. Dann darf Vita Brancaccio auf ihren Lieblingsplatz, das Sofa. «Sie schaut sich alte Fotos an und bunte Postkarten», erzählt ihre Tochter Maria, «und sie betet den Rosenkranz.» Für Enkelin Scilla Ruggero liegt das Geheimnis ihrer Kraft im harten Leben. «Mein Grosi war Bäuerin. Sie ist nie zu Schule gegangen, sie liebte die Natur», sagt die Tessinerin, «bis vor einigen Jahren pflegte sie einen Gemüsegarten in der Nachbarschaft, erntete Salat, Tomaten, Gurken, Bohnen.»

Der runde Hundertste wurde 2013 noch mit knallenden Korken gefeiert. Ehrengast war der damalige Gemeindepräsident Moreno Colombo (57). Damals konnte Vita Brancaccio noch munter mit anstossen. Jetzt hofft die Familie, dass Vita nun auch ihren 108. Geburtstag noch erleben wird.


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