Hier ruht Vierfachmörder Günther Tschanun
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Anonymes Gemeinschaftsgrab:Hier ruht Vierfachmörder Günther Tschanun

Anonymes Gemeinschaftsgrab war sein Letzter Wille
Hier ruht Vierfachmörder Günther Tschanun

Nach seinem tödlichen Velounfall am Ufer der Maggia wurde Tschanun als Claudio Trentinaglia sang- und klanglos kremiert und anonym beigesetzt.
Publiziert: 13.04.2021 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 20:12 Uhr
Myrte Müller

Nichts weist auf einen der berühmtesten Killer der Schweiz hin. Kein Grabstein. Keine Inschrift. Keine Blumen. Und doch fand Günther Tschanun (†73) vor sechs Jahren auf dem Friedhof von Losone TI seine letzte Ruhe.

Sie ist unter einer schmucklosen Granitplatte, die sich unauffällig in den grauen Steinboden der kleinen Kapelle fügt. Nur ein alter Eisenring weist darauf hin, dass sich unter der Platte eine tiefe Grube befindet.

Günther Tschanun wurde ohne Trauerfeier bestattet

Es ist das Massengrab der Gemeinde. Hier landen viele Gebeine. «Immer wieder werden Tote in dieser Grube bestattet», sagt Kommunalpolitiker Fausto Fornera (45). Die meisten würden von alten Gräbern umgebettet, um Platz für neue zu schaffen. «Wenn ein Verstorbener keine Angehörigen und keine Freunde hat, entscheidet ein Zivilrichter, ob er in unserem Massengrab beigesetzt wird», erklärt der CVP-Politiker. Schliesslich gebe es jene, die zu Lebzeiten den Wunsch festlegten, anonym bestattet zu werden.

Schmucklos und unauffällig: Unter dieser Granitplatte liegen die Gebeine Hunderter namenloser Verstorbener.
Foto: Myrte Müller
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Eine gerichtliche Entscheidung habe es für die Beisetzung von Günther Tschanun alias Claudio Trentinaglia im Massengrab nicht gegeben, so Fausto Fornera. Also war es wohl Tschanuns Wille, sang- und klanglos auf ewig zu verschwinden. Ohne jede Trauerfeier wird sein Leichnam am 6. März 2015 zum Friedhof gebracht, dann kremiert, schliesslich seine Asche in das Massengrab gestreut. Als solle der schwere Granitdeckel sein Geheimnis auf immer bewahren.

Velounfall riss Vierfachmörder aus dem Leben

Nur neun Tage vor der einsamen Abdankung steht Günther Tschanun als Claudio Trentinaglia noch mitten im Leben. Er lebt in einer 2½-Zimmer-Wohnung in ruhiger Wohngegend. Wie so oft radelt er am Ufer des Maggia-Flusses entlang. Dann stürzt er die Böschung hinab und schlägt mit dem Kopf auf einen Stein auf. Tschanun stirbt vor Ort (Blick berichtete).

«Der Gemeinde wurde gemeldet, Claudio Trentinaglia sei gestorben», so der Tessiner CVP-Mann. «Dass er früher Günther Tschanun hiess und ein verurteilter Mörder war, wurde uns nicht gesagt.» Fausto Fornera und die anderen Gemeinderäte von Losone erfahren die wahre Identität ihres Bürgers auch erst jetzt. Aus den Medien.

So lebte der Vierfachmörder Günther Tschanun
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