Vierfachmörder (†73) lebte unter falschem Namen im Tessin
Tschanun starb bei Velounfall!

Baupolizei-Chef Günther Tschanun tötete im April 1986 in Zürich vier Mitarbeiter per Kopfschuss. Jetzt zeigen neue Dokumente, wie der Mörder fast 30 Jahre nach seiner Tat bei einem Velounfall im Tessin ums Leben kam – unter seiner neuen Identität Claudio Trentinaglia.
Publiziert: 11.04.2021 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 20:49 Uhr

Die Tat erschütterte die Schweiz: Am Morgen des 16. April 1986 tötete Günther Tschanun (†73), Chef der Baupolizei der Stadt Zürich, vier Mitarbeiter. Die Tat geschah im Amtshaus IV – dem Arbeitsort von Tschanun. Der Chef erschoss die Angestellten mit Kopfschüssen. Die Schüsse kamen aus einem Revolver.

Am Tag nach der Tat titelte der Blick auf der Frontseite gross: «Abrechnung im Amtshaus: Chefbeamter erschoss 4 Kollegen.» Darunter stand, dass Tschanun nach der Tat entkam. Er flüchtete nach Frankreich.

10'000 Franken Belohnung

Die Zürcher Polizei veröffentlichte ein Fahndungsplakat mit Fotos von ihm. Für Hinweise, die zu Verhaftung des Killers führen, setzte die Polizei 10'000 Franken Belohnung aus. Der Baupolizei-Chef wurde dann im Burgund festgenommen.

Am Morgen des 16. April 1986 tötete Günther Tschanun (†73), Chef der Baupolizei der Stadt Zürich, vier Mitarbeiter. Tschanun erschoss die Kollegen mit Kopfschüssen.
Foto: Keystone
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Jetzt, Jahrzehnte später, zeigen Dokumente, wie Tschanun Jahre nach der Tat starb – unter anderem Namen. Auf seinem Totenschein stand der Name Claudio Trentinaglia. Tschanun hatte nach dem Knast im Tessin unter neuer Identität gelebt. Die «Sonntagszeitung» berichtete über diese Dokumente.

Mit dem Velo in den Tod gestürzt

Der Tod kam für Tschanun fast 30 Jahre nach der Tat in der Zürcher Amtsstube. Und zwar am 25. Februar 2015. Tschanun sei mit einem silbernen Herrenfahrrad den Tessiner Fluss Maggia entlanggefahren, so die Zeitung. Auf dem Dammweg sei er in Richtung Losone geradelt. Der Damm ist drei Meter hoch. Losone liegt in der Nähe von Locarno.

Es habe schon gedämmert. Dann sei es zum Unfall gekommen: Tschanun kommt gegen 17.20 Uhr kurz vor der Maggia-Autobrücke mit seinem Velo vom Weg ab. Er sei über Betonblöcke in Richtung Flussbett gestürzt. Als die Rettungskräfte vor Ort eintreffen, ist er bereits tot. Der Unfallort sei nur einen halben Kilometer von seinem Wohnort entfernt gewesen.

Tschanun wollte einfach «Schluss machen»

Der Grund für den Unfall ist unklar. Tschanun könnte das Gleichgewicht verloren oder einen Schwächeanfall gehabt haben, schreibt die «Sonntagszeitung».

Die Dokumente, über die die Zeitung berichtet, gewähren auch viele Rückblicke. Es ist etwa zu lesen, was der Mörder dem Gutachter später über den Tattag im 1986 berichtetet hat. Tschanun habe empfunden, «mit dem Rücken an der Wand zu stehen, vor mir ein Abgrund, kein Fluchtweg mehr offen». Er habe einfach «Schluss machen» wollen «mit mir selber und denen, die mich kaputtmachen». (nl)

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