Sie schossen wie Pilze aus dem Boden
Was wird jetzt aus den Corona-Testcentern?

Ein Corona-Testcenter zu betreiben, war 2021 die Geschäftsidee schlechthin. Seit letzter Woche ist die Zertifikatspflicht aber hinfällig. Gewisse Betreiber haben ihre (Test)zelte bereits abgebrochen. Aber nicht alle: Andere tüfteln bereits neue Test-Konzepte aus.
Publiziert: 21.02.2022 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2022 um 09:14 Uhr
Carla De-Vizzi

Als die Zertifikatspflicht letzten Herbst erweitert wurde, stiegen viele ins «Test-Business» ein. Ob man es als lukrative Geschäftsidee betrachtete oder einfach nur seine Kunden bei der Stange halten wollte: Die Corona-Testcenter schossen wie Pilze aus dem Boden.

Seit letzter Woche ist nun die Zertifikatspflicht aufgehoben. Gähnende Leere herrschte vergangenes Wochenende vor unzähligen Test-Container vor Nachtclubs. Dennoch ist die Pandemie nicht vorbei. Bei Symptomen oder um auf Reisen zu gehen, muss man nach wie vor die Wattestäbchen in die Nase stecken. Trotzdem: Lohnt es sich für die Testcenter nach dem Fall der Zertifikatspflicht noch, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten?

Schwindende Nachfrage im Glarus

Nein lautet die Antwort im Fall des Glarners Thomas Zimmermann (41). Seit Mitte Oktober hat er zwei Testcenter betrieben. Eines im Rahmen seines Tanzlokals The Club Glarus auf dem Holenstein-Areal Glarus und ein weiteres in Tuggen im Kanton Schwyz.

Praktisch an jeder Ecke hat man in den vergangenen Monaten ein Corona-Testcenter gefunden.
Foto: zVg
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Jetzt heisst es aber: Zusammenräumen. «Wir haben das Testangebot für die Party-Gäste aus dem Boden gestampft. Da jetzt aber die 2G- und 3G-Regel hinfällig ist, braucht es auch keine Tests mehr», so Zimmermann zu Blick.

Das Testcenter in Tuggen SZ habe er schon letzte Woche abgebaut, der Container des Testcenters in Glarus werde noch diese Woche abtransportiert. «Die Nachfrage nach Tests ist nicht mehr wirklich da.» Schon Ende Jahr hätte Zimmermann die Kapazitäten heruntergefahren, im Januar war der Club dann geschlossen – und damit auch das Testcenter.

Testcenter ab vom Schuss

Wären die Testcenter an einem anderen Ort stationiert, hätte es sich Zimmermann überlegt, den Testbetrieb weiterhin aufrechtzuerhalten. «Der Standort hier ist aber zu wenig attraktiv. Wir haben keine Laufkundschaft wie in Zürich», erklärt er.

Einnahmetechnisch betrachtet Zimmermann das Betreiben der Testcenter als «finanziellen Zustupf». Er habe sich etwas dazu verdient, seine Container seien aber kaum vergleichbar mit den grösseren Testcentern. «Ich war einer der kleinsten Fische im Teich.» Zudem seien seine Testcenter nur am Freitag- und Samstagabend geöffnet gewesen. Durchschnittlich habe er 70 bis 80 Tests pro Tag durchgeführt.

Berner arbeitet an neuem Test-Konzept

Während die einen ihre Testcenter dicht machen, entwickeln andere gar neue Konzepte, um im Test-Business noch mehr durchzustarten. So der Berner Jan Kamarys (39). Seit Juli 2021 betreibt der Besitzer des Berner Nachtclubs Le Ciel über zehn Testcenter in der ganzen Schweiz. Die meisten davon im Raum Bern.

Im September sorgte Kamarys in der ganzen Schweiz für Schlagzeilen, da er den Antigen-Schnelltest für schlappe elf Franken anbot. Dass Testcenter mittlerweile obsolet sein würden, kann der Club-Betreiber nicht bestätigen: «Wir haben immer noch viele Leute, die zu uns kommen», sagt er zu Blick. Dementsprechend blieben seine Testcenter vorerst auch noch offen.

Günstigere PCR-Tests, um auf Reisen zu gehen

Testlokalitäten zu schliessen, nur weil die Einnahmen zurückgehen, hält Kamarys für den falschen Weg. «Wir haben auch eine gewisse Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung!» Verantwortung übernehmen möchte der Club-Betreiber nun auch mit seinem neuen Test-Konzept.

Worum es darin genau geht, möchte Kamarys aber noch nicht verraten. Offiziell kommuniziert werde dazu diesen Donnerstag. Klar ist: «Wir wollen eine längerfristige Lösung fürs Testen präsentieren.» So soll es möglich sein, PCR-Tests zum Reisen günstiger anzubieten. Für eine Familie ist es mittlerweile praktisch unmöglich, in die Ferien zu fliegen. «Die PCR-Tests sind häufig teurer als der Flug selber. Das kann es einfach nicht sein.»

Das Betreiben von Testcentern sei definitiv lukrativ. «Corona-Tests anzubieten hat sich für alle, die es angeboten haben – sprich, Ärzte, Apotheker und alle anderen –, gelohnt. Sonst hätte es an gewissen Orten nicht alle zehn Meter eine Testmöglichkeit gegeben.»

Container-Plätze sorgen für Probleme

Ebenfalls nicht von der Bildfläche verschwinden wird Corona-testing.ch. Die Firma bietet mehrere Testmöglichkeiten im Kanton Zürich an. Ihr Hauptstandort befindet sich in Adliswil. Trotz leichtem Rückgang werden die Standorte von Corona-testing «im Moment noch weiterbetrieben». «Wir haben immer noch genug Kunden», versichert Geschäftsführer Guido Greulich. Seit März 2021 bietet er an sieben Standorten Coronatests an.

Der Wegfall der Zertifikatspflicht sei für sie nicht enorm spürbar. «Die meisten unserer Kunden lassen sich aufgrund von Symptomen oder wegen einer Reise testen», erklärt Greulich. Leute, die wegen eines Zertifikats vorbeikamen, machten lediglich 20 bis 30 Prozent aus.

Die Absicht, die Testcenter-Standorte aufzulösen, sei derzeit nicht da. Wenn es bald zu einem Abbau eines Standorts käme, hätte dies einen anderen Grund: «Es ist enorm schwierig, die Plätze für die Container zu behalten», weiss der Zürcher. So sei das Hochbauamt des Kantons Zürich bereits wegen eines Containers in der Nähe des Bahnhofs Enge auf sie zugekommen. Wie lange sie den Standort nun behalten können, sei derzeit noch unklar.

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