Dürfen wir bald nur noch mit dem Zertifikat in den Zug?
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Deutschland prescht vor:Dürfen wir bald nur noch mit dem Zertifikat in den Zug?

SBB erntet Shitstorm wegen Tweet
«Es werden keine Maskenkontrollen gemacht»

Ein Twitter-User beschwerte sich beim SBB-Kundendienst, dass eine Gruppe ohne Maske nicht aus dem Zug geworfen wurde. Die Antwort der SBB erzürnte die ÖV-Benutzer – auch ein Nationalrat mischte sich in die Debatte ein. Später krebsen die SBB zurück.
Publiziert: 27.11.2021 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2021 um 21:16 Uhr

Ein Mann mit dem Twitter-Namen «Max De Menz» schilderte im Netz, was einer Freundin am Freitag widerfuhr: Im Zug von Zürich nach Hannover sei bis Basel eine Gruppe im Abteil ohne Maske gesessen. «Der Zugbegleiter blieb stumm. Auf der deutschen Seite wurden dann alle Leute ohne Maske und Zertifikat rigoros aus dem Zug befördert.»

Die Antwort des SBB-Kundendienstes liess nicht lange auf sich warten. Und erzürnte zahlreiche ÖV-Benutzer! «Jeder ist selbst dafür verantwortlich, eine Maske im ÖV zu tragen», antwortete der RailService der SBB nämlich. «Es werden keine Maskenkontrollen gemacht. Allfällige Bussen verteilt nur die Kantons-, Stadt- oder Gemeindepolizei.»

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«Arbeitsverweigerung eines Staatsbetriebs»

Diese Antworten stossen bei der Twitter-Gemeinde auf Unverständnis. «Was für eine schäbige Antwort. Das ist nichts weniger als Arbeitsverweigerung eines Staatsbetriebs. Ein Hohn für alle Händler, Gastronomen oder Fitnessbetreiber, die mit viel Personalaufwand die Regeln umsetzen», so eine Meinung. «Und wie soll die Maskenpflicht durchgesetzt werden, wenn das Zugpersonal aktiv wegschaut?? Bin sauer!!», meint ein User.

Der SBB-Railservice gibt offen zu, dass in Zügen keine Maskenkontrollen durchgeführt werden. Bussen würden nur die Polizeikorps verteilen.
Foto: Keystone
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Ein Mann fragt: «Und wie werde ich im ÖV dann von anderen, die die Maske nicht tragen, geschützt? Weil dadurch ist die Übertragungschance extrem hoch.» Ein anderer antwortet: «Gar nicht.»

Tweet zieht weite Kreise

Die Aussage des SBB-Railservice hat schon über 40 kritische Antworten provoziert, wurde ein Dutzend Mal retweetet und über 100 Mal zitiert. «Das ist gelinde gesagt gequirlte Scheisse. Volles Verständnis für die armen Mitarbeiterinnen an der Front. Kein Verständnis für die SBB», so eine Meinung. Ein weiterer User meint an die SBB adressiert: «Auf Twitter seid ihr gleich ineffizient wie beim Bahnbetrieb. ‹Wir setzen es nicht um, da wir keine Lust haben› wäre effizienter.»

Auch der Solothurner Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (45, die Mitte) mischt sich in die Diskussion ein. In seinem Haushalt würden drei Personen leben, die Bahnpersonal seien. «Die regen sich ziemlich auf ob solcher Kommunikation. Die kämpfen nämlich jeden Tag mit diesen Typen und bekommen dann von den eigenen Leuten eins in den Rücken.»

Aber manche nehmen die SBB auch in den Schutz. «Seid ihr also die, die immer Mut zeigen, zurechtweisen, dem Personal zu Hilfe eilen, nie wegschauen, immer freundlich bleiben?», fragt ein Twitter-User, dem es zuwider ist, dass wegen der Aussage auf dem Railservice und dem Bahnpersonal rumgehackt wird.

SBB krebsen zurück

Später schreiben die SBB auf Blick-Anfrage: «Die Aussage war nicht korrekt, dies tut uns leid. Richtig ist: Kundenbegleiterinnen und -begleiter machen Reisende, die keine Maske tragen oder diese nicht korrekt aufgesetzt haben, durchaus auf die geltende Maskenpflicht aufmerksam.»

Das Personal könne bei einer Weigerung das Sicherheitspersonal beiziehen. «Kontrolliert wird die Pflicht im Fernverkehr von unseren Kundenbegleiterinnen und -begleitern. Im (unbegleiteten) Regionalverkehr finden regelmässige Kontrollen durch die Transportpolizei und/oder das Stichpersonal statt.» (ct)

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