Prozess am Mittwoch
Gefeierter Jungkoch steht als Gastro-Pleitier vor Gericht

Die Karriere von Simon Adam begann vielversprechend. Doch nun steht der einst gefeierte Jungkoch vor Gericht. Unter anderem soll er seine rumänische Geliebte sowie Bordellbesuche mit Firmengeldern bezahlt haben.
Publiziert: 14.03.2022 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2022 um 19:12 Uhr
Martin Bruhin

Steiler Aufstieg, tiefer Fall: Der einstige Starkoch Simon Adam (35) steht am Mittwoch nicht mehr vor dem Herd, sondern vor dem Bezirksgericht in Winterthur. Er muss sich wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, Urkundenfälschung, Misswirtschaft und Unterlassung der Buchführung verantworten – er soll sämtliche Delikte mehrfach begangen haben.

Lange muss er vor Gericht aber nicht ausharren. Denn: Der Prozess findet im abgekürzten Verfahren statt. Das heisst, dass Adam die Vorwürfe aus der Anklageschrift anerkennt.

Und: Seine Strafe steht schon so gut wie fest. 20 Monate Knast – allerdings bedingt. Heisst: In den Knast muss Adam nicht. Darauf haben sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung im Vorfeld geeinigt. Nun muss das Gericht entscheiden, ob es den Urteilsvorschlag annimmt.

Dem ehemaligen Starkoch Simon Adam wird am Mittwoch der Prozess gemacht.
Foto: Helena Schmid
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Er hatte sich ein Imperium aufgebaut – mit eigener Kochsendung

Dass es mal so enden würde, danach sah es zu Beginn seiner Karriere nicht aus. Die Gastrokarriere von Simon Adam war aussergewöhnlich: Erst «Jungkoch des Jahres» im Jahr 2007, 2011 Chefkoch des geschichtsträchtigen Restaurants Schloss Wülflingen in Winterthur ZH. Ein Jahr später machte sich Adam selbständig und bewies ein gutes Händchen als Unternehmer.

Innert kürzester Zeit baute er sich ein Gastro-Imperium mit mehreren Restaurants in der Schweiz auf. Sein letzter Coup vor dem tiefen Fall war Smartfood Delivery: ein Lieferdienst, bei dem das Essen auf den persönlichen Fitnessplan zugeschnitten war. Zudem hatte er beim Schaffhauser Lokalfernsehen eine eigene Kochsendung: «Gib Adam Saures». Dabei duellierte er sich jeweils mit einer bekannten Persönlichkeit.

Alles schien perfekt, doch dann tauchte Adam im Jahr 2017 plötzlich ab. Er flüchtete nach Rumänien und liess 150 Mitarbeiter im Unklaren. Schliesslich kehrte der Spitzenkoch zurück in die Schweiz. Das Gastro-Imperium fiel in sich zusammen. Adam trat von allen Funktionen in seinem Firmengeflecht zurück, mehrere Unternehmen mussten dabei liquidiert werden. Was blieb, war ein Schuldenberg von rund 1,3 Millionen Franken. 2018 fing er wieder ganz unten an, arbeitete als Teilzeit-Koch in einem Hotel in Olten SO. Dann wurde es ruhig um den ehemaligen Starkoch.

Geld für Geliebte und Bordellbesuche

Doch wie konnte es zum Niedergang kommen? Laut Anklageschrift hatten sich Adams Firmen beispielsweise immer wieder gegenseitig zinslose Darlehen gewährt – ohne die dafür nötigen schriftlichen Vereinbarungen und Sicherheiten.

Dabei hätten es sich diese aufgrund ihrer eigenen finanziellen Situation eigentlich gar nicht leisten können, solche Summen auszuleihen. Die zahlreichen Darlehen beliefen sich teilweise auf bis zu 100'000 Franken.

Weiter wird Adam vorgeworfen, er habe Firmen-Kaffeemaschinen im Wert von mehreren 10'000 Franken privat verkauft und den Erlös in die eigene Tasche gesteckt. Und: Insgesamt seien knapp 167'000 Franken an Adams rumänische Geliebte geflossen, heisst es weiter – das Geld stammte von einigen seiner Restaurants. Zusätzlich habe er diese auch für seine privaten Kreditkartenabrechnungen geschröpft. Rund 21’500 Franken soll er für Bordellbesuche, Reisen und Kleiderkäufe ausgegeben haben. Zu viel des Guten – und das Imperium brach in sich zusammen. (bra)


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