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Österreicherin will ihre Millionen nicht, andere zoffen sich vor Schweizer Gericht ums Erbe
Das Erben-Chaos des Engelhorn-Clans reicht bis in die Schweiz

Beim Tod ihrer Grossmutter bekommt die Österreicherin Marlene Engelhorn (29) Millionen. Das Geld will sie aber gar nicht. Es ist das jüngste Kapitel in den Erb-Wirrungen des Engelhorn-Clans, die bis in die Schweiz reichen.
Publiziert: 28.05.2021 um 07:42 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 09:13 Uhr

Mit der Ankündigung, auf einen Grossteil ihres Erbes verzichten zu wollen, hat die Österreicherin Marlene Engelhorn für Schlagzeilen gesorgt. Die 29-Jährige verzichtet freiwillig auf einen mindestens zweistelligen Millionenbetrag. Es sei Geld, für das sie nichts geleistet habe, argumentiert Engelhorn.

Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt, dass in ihrer Unternehmer-Familie die Übertragung von Macht und Geld auf die nächste Generation selten ohne Nebengeräusche abläuft. So nobel wie Marlene Engelhorn zeigten sich aber die wenigsten. In der Schweiz hat das zu fast schon absurden Episoden geführt.

Halbe Karibik-Insel und andere Millionen-Geschenke

Es ist Ende 2019, als sich das Berner Regionalgericht Oberland mit dem Engelhorn-Clan beschäftigt. Es geht ebenfalls um ein riesiges Erbe. Doch anders als im Fall von Marlene Engelhorn will hier ein Familienmitglied noch viel mehr Geld, als im Testament vorgesehen ist.

Marlene Engelhorn hat angekündigt, das voraussichtliche Millionen-Erbe ihrer Grossmutter zu spenden.
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Gestritten wird um das Erbe von Curt Clover Engelhorn (†90), der 2016 verstarb. Mit dem Verkauf des Unternehmens Boehringer Mannheim an den Schweizer Pharma-Riesen Roche hatte dieser 1997 das grosse Geschäft gemacht.

Davon profitierten auch seine drei Ex-Frauen, vier Töchter aus zwei verschiedenen Ehen, ein Stiefsohn sowie ein Sohn aus einer Affäre. Ihnen allen gegenüber zeigte sich Curt Engelhorn immer grosszügig. So sollen die Töchter laut dem «Spiegel» zum Beispiel neben einer Villa in nobler Lage in Oberbayern (D) auch eine halbe Karibik-Insel geschenkt bekommen haben. Insgesamt 450 Millionen Euro pro Nachkomme soll der Patriarch im Lauf der Jahre so weitergegeben haben.

Erbstreit beschäftigt Berner Gericht noch immer

Beim Erbe allerdings sollte dann vor allem Engelhorns letzte Frau Heidi (89) berücksichtigt werden. Für die Kinder waren «nur» noch je 20 Millionen Euro Erbe vorgesehen. Grund genug für eine der Töchter, das Erbe anzufechten. Und weil Heidi Engelhorn bis heute am Oberbort in Gstaad BE, lebt, landete der Erbstreit im Berner Oberland vor Gericht.

Der Prozess dauert noch immer an. Weil dabei auch immer neue und teilweise fragwürdige Finanzkonstrukte mit karibischen Briefkastenfirmen aufgedeckt werden und längst auch der Verdacht auf Steuerhinterziehung besteht, belaufen sich die Verfahrenskosten gemäss «Berner Zeitung» schon jetzt auf über vier Millionen Franken. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

In Luzern sorgte Engelhorn-Streit für Kunst-Fiasko

Zoff ums Engelhorn-Erbe gab es ab 2010 auch in Luzern. Hier stritten sich die Nachkommen von Christof Engelhorn, einem Cousin von Curt, der am Pharma-Deal mit Roche ebenfalls mächtig mitverdient hatte. Zusammen mit seiner Frau Ursula lebte Christof Engelhorn bis zu seinem Tod mit 84 Jahren in Meggen LU am Vierwaldstättersee.

Noch zu Lebzeiten hatte sich Christof Engelhorn dazu entschieden, satte 120 Millionen zu spenden, damit die Stadt Luzern mit der sogenannten «Salle Modulable» ein neues Prestige-Musiktheater erhalten sollte. Als ein Teil der Erben in diese Pläne eingeweiht wurde, war es aber auch auf diesem Zweig des Engelhorn-Familienstammbaums um den Frieden geschehen. Mehrere Parteien versuchten vehement, die Zahlungen an die Stadt Luzern zu verhindern – auch juristisch.

Der Prozess zu diesem Fall fand auf den Bermudas statt, weil auch Christof Engelhorn ein Flair für verworrene Geldanlagen hatte und seine Trusts und Stiftungen teilweise in der Karibik platziert worden waren. Über Jahre verschlang der Prozess Millionen – und am Ende ging auch das Projekt für die «Salle Modulable» unter. Ein Fiasko, das in Luzern bis heute nachhallt.

Marlene Engelhorn ist der krasse Gegensatz

Die vielen Streitereien um riesige Summen stehen im krassen Gegensatz zu den Anliegen von Marlene Engelhorn. Sie, die von der Wahl-Waadtländerin Traudl Engelhorn (94) dereinst Millionen erben wird, setzt sich ausgerechnet dafür ein, dass Reiche mehr zur Kasse gebeten und auch Erbschaften stärker besteuert werden.

Bis zu 90 Prozent des Erbes wolle sie spenden, hat Marlene Engelhorn angekündigt. Die Germanistik-Studentin möchte selbst arbeiten und ihr eigenes Geld verdienen. Es sind Pläne, mit denen sich die Österreicherin im Engelhorn-Clan nicht viele Freunde machen dürfte. (cat)

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