«Die Getriebe gehen in Länder die bessere Umwelt-Gesetze hat»
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Autofriedhof in Safenwil AG:«Die Getriebe gehen in Länder die bessere Umwelt-Gesetze hat»

Autofriedhof in Safenwil AG zu verkaufen
Andreas Hauri (61) will 18'000 Quadratmeter Land und 800 Autos loswerden

Ob Kleinwagen oder Oldtimer: Hat ein Fahrzeug ausgedient, landet es meistens bei einer Autoverwertung – wie etwa bei der B. Wilhelm AG in Safenwil. Doch was geschieht dort mit den Fahrzeugen? Blick hat Autofriedhof-Inhaber Andreas Hauri besucht.
Publiziert: 06.11.2021 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2021 um 10:35 Uhr
Ralph Donghi

Man sieht sie schon von der A1 auf der Höhe von Safenwil AG: die vielen Autos, die sich auf einem riesigen Areal stapeln, umrahmt von einer Betonmauer. Sie gehören zur B. Wilhelm Autoverwertung von Inhaber Andreas Hauri (61). Er versucht gerade, seinen Autofriedhof loszuwerden. Allerdings muss der Preis stimmen.

Ein Rundgang auf dem Areal macht deutlich: Ein möglicher Käufer muss vom Schrottbusiness etwas verstehen. Überall stehen Autos rum. Alte, neuere, verrostete oder solche, die kaum noch zu erkennen sind, weil sie schon so lange hier stehen, dass sie von der Natur fast verschluckt wurden. «Es gibt aber auch Wagen, mit denen man vielleicht noch etwas anfangen könnte», erklärt Hauri. Wie etwa einen alten Bus, den er zur Entsorgung abholen musste: «Ich suche immer noch eine Idee, was man mit ihm machen könnte.»

Etwa 800 Fahrzeuge auf 18'000 m2

Es komme auch immer wieder vor, dass ein schöner Oldtimer entsorgt werde. «Da blutet mir jeweils das Herz», sagt Hauri. «Obwohl ich genau weiss, dass man ihn nicht mehr gebrauchen kann.»

Will seinen Autofriedhof loswerden: Schrotthändler Andreas Hauri (61).
Foto: Ralph Donghi
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Zurzeit würden etwa 800 Fahrzeuge auf seinem 18'000 m2 grossen Areal stehen, das er seinem Vorgänger Bruno Wilhelm im Jahr 2009 für einen Preis abgekauft hatte, den er nicht verraten will. Hingegen sagt er stolz: «Auf dem Areal hätten eigentlich 1300 Autos Platz.»

Von denen auf dem Autofriedhof, den es seit 60 Jahren gibt, sehen viele aus, als wäre an ihnen gar nichts kaputt. «Die Leute wollen heutzutage eben viel schneller ein neues Auto und bringen den alten Karren schon beim kleinsten Schaden zur Entsorgung», sagt Hauri. «Diese werden geflickt und von Untermietern von mir jeweils ins Ausland verkauft.»

«In diesem Business wird man nicht reich»

Andere Fahrzeuge, die tatsächlich das Ende ihrer Kilometer erreicht haben, würden in noch brauchbare Einzelteile zerlegt. Hauri: «Die werden ebenfalls verkauft, aber nur in der Schweiz.» Einzig die Unfallwagen mit Totalschaden würden praktisch unangetastet nach einer gewissen Zeit zum Schreddern weiterverkauft.

Reich werde man in diesem Business aber nicht, sagt Hauri. «Es kommt immer auf die momentanen Schrottpreise an», sagt er. «Wenn uns jemand ein altes Auto bringt, das uns zum Entsorgen nichts kostet, ist es gratis.» Wenn er jedoch selber einen finanziellen Aufwand habe, «dann kostet es schon ein paar Fränkli». Konkrete Zahlen könne er nicht nennen. «Es kommt beim Preis immer auf den Einzelfall an.» Es habe schon Zeiten gegeben, da habe er gar 60 Franken zahlen müssen, damit eine Tonne Schrott überhaupt abgeholt wurde.

«Und sowieso», so Hauri, «die Zeiten sind nicht mehr wie früher.» Die Auflagen seien hart, um eine Autoverwertung zu führen. «Man muss immer schauen, dass die Flüssigkeiten den Autos sofort entnommen werden.» Zudem würden regelmässig Kontrollen stattfinden, «die wir natürlich immer bestanden haben».

Kaufpreis ist «Verhandlungssache»

Dennoch: Von fünf Angestellten seien nur noch er und eine weitere Person geblieben. «Wir haben die Corona-Phase auch gespürt», sagt Hauri. Zudem sei er «nicht mehr der Jüngste». Deshalb hat sich der gelernte Kaminfeger entschieden, seine Autoverwertung zu verkaufen. «Wenn der richtige Käufer kommt, mache ich einen Wechsel.» Wie viel die Autoverwertung kostet, will Hauri nicht sagen. «Das ist Verhandlungssache – aber sicher im einstelligen Millionenbereich.»

Als Frührentner würde Hauri dennoch nicht auf der faulen Haut liegen. «Ich würde weiterhin im Handel tätig sein», sagt er. Zudem betreibe er ja seit 35 Jahren auch noch eine Autogarage und baue seit 30 Jahren eigene, dreirädrige Fahrzeuge, sogenannte Trikes. «Und wenn alle Stricke reissen, kann ich immer noch meiner Lieblings-Freizeitbeschäftigung nachgehen – dem Jodeln und Singen.»

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