So sind die Selectas an der Uni Lausanne ausgestattet
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Gut fürs Klima, planzenbasiert:So sind die Selectas an der Uni Lausanne ausgestattet

Kühler Hörsaal, Klima-Vorlesung, pflanzliche Snacks
So grün starten die Unis ins Semester

Kühle Hörsäle, Klima-Vorlesungen und pflanzenbasierte Snacks: So erhoffen sich Schweizer Unis gute Nachhaltigkeits-Noten.
Publiziert: 18.09.2022 um 15:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2022 um 10:10 Uhr
Camille Kündig

Am liebsten trinken die Studenten der ETH Lausanne eine Cola-Alternative aus Kaffeekirschen, dem Abfallprodukt aus der Kaffeeproduktion.» Shayan Eshghi (25) füllt seinen Verkaufsautomaten mit einem zuckerfreien Haferdrink auf, seitlich daneben eine Flasche Apfelsaft. Die gibt es nur von September bis Oktober, wenn Saison ist.

Die Self-Service-Automaten von Wirtschaftsstudent Eshghi bieten anstelle von Markenchips und Dosencola rein klimafreundliche und planzenbasierte Snacks an. «Unsere Bonbons kocht eine Dame aus dem waadtländischen Écublens. Sie zerkleinert Früchte mit einem Messer, trocknet sie im Ofen und bestäubt sie mit Rohrzucker – c’est délicieux!» Je nach Saison gehört dann etwa Konfekt mit Basilikum-Aroma zum Sortiment, lokal produziert, ohne Gelatine oder künstliche Zusatzstoffe. Auf dem Campus stehen seit kurzem zwei Automaten dieser Art.

Doch die ETH Lausanne ist nicht die einzige Hochschule, die morgen mit diversen Nachhaltigkeits-Schritten ins neue Semester startet. Die Universität Lausanne macht es der ETH Zürich nach (SonntagsBlick berichtete) und schraubt an ihren Radiatoren. «Die Heizungen auf dem Campus werden um zwei Grad gedrosselt, um unsere Abhängigkeit vom Gas zu verringern», bestätigt Sprecherin Géraldine Falbriard. 20 statt 22 Grad. Ein frischer Wind kündigt sich auch für Basler Studenten an. «Es ist durchaus absehbar, dass die Räumlichkeiten der Universität Basel im kommenden Winter weniger stark beheizt werden», so Uni-Sprecher Matthias Geering auf Anfrage.

Auf dem Campus der ETH Lausanne stehen seit kurzem zwei rein pflanzenbasierte Snack-Automaten.
Foto: JEAN-GUY PYTHON
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Die Universität Zürich hat sich derweil zum Ziel gesetzt, ihre flugbedingten Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2022 auf höchstens 60 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus ansteigen zu lassen. Danach sollen sie jährlich um mindestens drei Prozent abgesenkt werden. Zudem plant die Hochschule eine grossflächige Umrüstung der Beleuchtung auf LED und will weitere Fotovoltaik-Anlagen installieren.

Für hohe Ratings reichts noch nicht

Die Universität Freiburg spannt neu mit Publibike zusammen, um die Anreise ihrer Studierenden klimafreundlicher zu gestalten. Und weiter westlich lanciert die Universität Genf diesen Herbst eine neuartige Eventserie, die ihre Studenten «in ihrem umweltbewussten Verhalten unterstützen will». Allein in der Deutschschweiz beginnen diesen Herbst vier neue Studiengänge mit dem Fokus Nachhaltigkeit.

Alle angefragten Universitäten fördern vegetarische Menüs in ihrer jeweiligen Mensa. Die Hochschulen können auf Unterstützung ihrer Studierenden zählen. Kürzlich zeigte eine Umfrage der Uni Basel, dass sie sogar bereit sind, für nachhaltigere Lebensmittel mehr zu bezahlen. «Obwohl Studierende aufgrund der begrenzten Budgets sehr preissensibel sind», gibt Sprecher Matthias Geering zu bedenken. Seit 2021 steht mit Focus Sustainability zudem ein nationales Zentrum für studentisches Engagement im Bereich Nachhaltigkeit bereit.

Allzu tief im grünen Bereich ist die Realität allerdings (noch) nicht. In einem Rating der Umweltorganisation WWF aus dem Jahr 2021 schaffte es keine einzige Schweizer Hochschule auf einen internationalen Spitzenplatz.

«Es ist noch viel Entwicklungspotenzial vorhanden», sagt Simon Zysset, Mitautor der Studie. Der nächste Bericht erscheint 2023. Dann wird sich zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung an den Schweizer Hochschulen tatsächlich ist.

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