Felsmassen begraben Spritzenhäuschen vollständig
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Was du zum Bröckelberg in Brienz wissen musst
Jetzt rückt das Plateau oberhalb der «Insel» in den Fokus

Riesige Felsmassen donnerten in der Nacht auf Freitag den Bröckelberg in Brienz GR hinunter. Der Berg ist kaum mehr wiederzuerkennen. Blick liefert dir die wichtigsten Fragen und Antworten.
Publiziert: 16.06.2023 um 09:37 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2023 um 18:44 Uhr

Plötzlich ging alles ganz schnell: Am Bröckelberg in Brienz GR haben sich in der Nacht auf Freitag massive Felsmassen gelöst. Was das bedeutet und wie es nun weitergeht – Blick beantwortet die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was passiert jetzt?

Bevor man eine weitere Einschätzung abgeben könne, müssen die Naturgefahrenexperten und die Geologen die Gesamtlage analysieren, sagte Christian Gartmann, Sprecher des Gemeindeführungsstabs, zu Blick. «Zuerst muss jetzt festgestellt werden, inwiefern das, was noch auf dem Berg ist, eine Gefahr darstellt.» Ein Dutzend Experten seien im Einsatz. Sie sammeln Messresultate, sichten Bildmaterial und suchen nach Schäden im Dorf.

Was macht der Berg nach dem Absturz eines Grossteils der «Insel»?

Jetzt rückt das sogenannte Plateau oberhalb des Teilbereichs «Insel» in den Fokus. Es habe mehr Energie und Volumen als die «Insel», erklärte Geologe Huwiler. «Das Schadenspotenzial ist durchaus grösser», betonte er. Neue Messungen sollen bald über die Bewegung des Plateaus Aufschluss geben. Zurzeit sei der Berg allerdings «erstaunlich ruhig», gab Geologe Schneider an.

Am Freitagmorgen ist der Bröckelberg in Brienz kaum mehr wiederzuerkennen.
Foto: Screenshot Blick TV
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Was ist in der Nacht passiert?

Nachdem die Geschwindigkeit am Berg im Verlauf des Donnerstags massiv zugenommen hatte, ging am Abend alles Schlag auf Schlag: Um Mitternacht wurde die Phase Blau verhängt und damit die höchste Alarmstufe ausgerufen.

Nur wenige Minuten später war ein massives Krachen zu hören. Grosse Felsmassen rutschten Richtung Brienz und verfehlten das Dorf nur knapp. Bei Tagesanbruch war der Berg kaum mehr wiederzuerkennen. Es ereignete sich kein Felssturz, sondern ein Schuttstrom. Nach ersten Schätzungen der Geologen kamen etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Gestein herunter. «Ein Bergsturz der Insel stellt nun keine Gefahr mehr dar», erläuterte Geologe Stefan Schneider.

Mitten in der Absturznacht evakuierte die Polizei zusätzlich drei Familien aus zwei Häusern im angrenzenden Dorf Surava. Ausserdem wurden fünf Kühe in Sicherheit gebracht. Während der Nacht hielt der Gemeindeführungsstab zweimal eine Sitzung ab. «An Schlaf war nicht zu denken», sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin.

Bilder der Live-Kamera von Blick TV zeigen die dramatische Veränderung.

Wieso wurde Phase Blau erst kurz vor dem Schuttstrom verhängt?

Auf einmal sei alles plötzlich ganz schnell gegangen. «Im Verlauf des Donnerstags hat sich die Geschwindigkeit am Berg plötzlich verzehnfacht», so Gartmann. Gemäss den Messdaten bewegte sich die «Insel» mit bis zu 40 Metern pro Tag.

Am späten Abend habe sich die Situation dann zugespitzt. Da es jedoch bereits dunkel war, sei es schwierig gewesen, einzuschätzen, ob es sich um einen Schuttstrom, einen Felssturz oder gar einen Bergsturz handle. Die Verantwortlichen hätten einen Freudensprung gemacht, als sie bei Anbruch des Tages gesehen hätten, dass die Massen das Dorf nicht beschädigt hatten, gab Albertin an.

«Da massiv schnellere Bewegungen am Berg ein Anzeichen dafür sind, dass etwas kurz bevorsteht, und wir in der Nacht nicht sehen konnten, ob die Strassen und die Bahnlinie gefährdet sind, haben wir entschieden, die Phase Blau zu verhängen», erklärte Gartmann. Damit wurden die Kantonsstrassen von Tiefencastel Richtung Surava (Landwasserstrasse) und Richtung Lenzerheide (Julierstrasse) sowie die Albula-Linie der Rhätischen Bahn mit sofortiger Wirkung gesperrt.

Am Freitagmittag, als sich der Berg beruhigt hatte, galt dann wieder die Phase Rot. Die Kantonsstrassen waren wieder frei. Der ÖV verkehrt ab Samstag wieder normal.

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