In der oberen Surselva haben sich in den vergangenen Wochen in Siedlungen gehäuft besorgniserregende Begegnungen zwischen einem Einzelwolf und Menschen ergeben, die insgesamt als problematisches Verhalten eines Wolfs mit potentieller Gefährdung des Menschen zu qualifizieren sind, schreibt der Kanton Graubünden in einer Mitteilung.
Der Kanton habe daher entschieden, den Abschuss des Problemtiers unter Anwendung der polizeilichen Generalklausel vorzunehmen. Diese Generalklausel kommt zum Einsatz, wenn keine gesetzliche Grundlage besteht, die Gefahr an Leib und Gut aber sehr gross ist. Der Wolf wurde in der Nacht auf Donnerstag in unmittelbarer Siedlungsnähe durch die Wildhut erlegt.
Gummischrot wirkte nicht
Die Wildhut hatte die Entwicklung bezüglich der Begegnungen des Einzelwolfs mit Menschen in der Cadi seit geraumer Zeit aufmerksam verfolgt und stand in Kontakt mit den Gemeindebehörden. Mehrere Versuche, das Tier mit einem Telemetrie-Sender zu versehen und mit Gummischrot zu vergrämen, blieben erfolglos.
Gleichzeitig hatten die Begegnungen innerhalb des Siedlungsgebiets in den vergangenen Wochen stark zugenommen, wobei der Wolf zunehmend mit einem problematischen Verhalten mit potentieller Gefährdung des Menschen aufgefallen war. So kam es am vergangenen Sonntagmorgen um 6.15 Uhr zu einer Begegnung, bei welcher der Wolf unbemerkt einer Person gefolgt war und schliesslich in einer Entfernung von zwei Metern über einen längeren Zeitraum nahe der Person verweilte, um in der Folge weiter Richtung Dorf zu laufen.
Grundsätzlich nicht gefährlich für Menschen
Die offensichtlich zunehmende Gewöhnung dieses Wolfs an den Menschen und das dadurch erhöhte Risiko einer Gefährdung für den Menschen waren alarmierend. Beim mittlerweile erlegten Wolfsrüden handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Einzelwolf.
Nach dem Abschuss wurde er für weitere Untersuche ans Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin Fiwi in Bern überführt. Die genetische Untersuchung wird am Laboratoire de Biologie de la Conservation, Université de Lausanne, vorgenommen werden.
Wölfe, die in freier Wildbahn aufwachsen und dort leben, sind nicht grundsätzlich gefährlich und meiden meist den Kontakt zu Menschen. Gefährlich kann es werden, wenn sich Wölfe an den Menschen gewöhnen und seine Anwesenheit gar mit Futter in Verbindung bringen. (man)