Bündner Regierungsrat Peter Peyer (55)
«Werden Zertifikatspflicht in ÖV und Läden prüfen müssen»

Der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (55) freut sich über die Ausweitung der Zertifikatspflicht durch den Bundesrat – und denkt laut über weitere Verschärfungen für Ungeimpfte in seinem Kanton nach.
Publiziert: 09.09.2021 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2021 um 15:04 Uhr

Die Ausweitung der Zertifikatspflicht sei ein «Schritt in die richtige Richtung» und «bitter nötig», sagt Peter Peyer (55, SP), Vorsteher des Departements für Justiz, Sicherheit und Gesundheit (DJSG) des Kantons Graubünden. Doch die Massnahme geht für ihn womöglich nicht weit genug. «Wir werden eine Zertifikatspflicht im ÖV und in den Läden in den nächsten Monaten zumindest prüfen müssen», sagt der Regierungsrat in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Im Moment stehe die Massnahme nicht im Vordergrund. «Aber je mehr Leute geimpft sind, desto kleiner ist das Verständnis dafür, wenn man beim Bahnfahren oder beim Einkaufen noch eine Maske tragen muss.» Es sei nur verständlich, wenn diejenigen Menschen, die ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie geleistet hätten, ihr normales Leben zurück wollten – ohne dass das Gesundheitssystem dadurch wieder an den Anschlag gerate.

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Kritik an Gastrosuisse-Chef Platzer

Der Bündner Gesundheitsdirektor zeigt sich überzeugt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Massnahmen des Bundes unterstützt. «Die Corona-Skeptiker ziehen von einem Kanton zum nächsten, das sind immer etwa dieselben Leute.» Die Mehrheitsmeinung sei eine andere. «Ich höre immer wieder von Leuten, die Lokale meiden, weil sie sich zwischen Ungetesteten und Ungeimpften nicht sicher fühlen.»

«Je mehr Leute geimpft sind, desto kleiner ist das Verständnis dafür, wenn man beim Bahnfahren oder beim Einkaufen noch eine Maske tragen muss»: Regierungsrat Peter Peyer.
Foto: keystone-sda.ch
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Peyer kritisiert auch Gastrosuisse-Chef Casimir Platzer (59) scharf. Dieser ist ungeimpft und bekämpft die Zertifikatspflicht an vorderster Front. Er würde mit Platzer kein Bier trinken, sagt der Regierungsrat. «Ich glaube nicht, dass er seiner Branche mit seiner Haltung einen Gefallen tut.»

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Bleibt genügend Zeit für unbelasteten Skisaison-Start?

Für den Kanton Graubünden ist es auch aus wirtschaftlicher Hinsicht wichtig, dass die Corona-Zahlen möglichst bald unter Kontrolle gebracht werden. Schliesslich steht in wenigen Monaten die Skisaison an. Um einen unbelasteten Start zu ermöglichen, will Peyer jetzt noch möglichst viele Menschen impfen. «Wir errechneten, dass sich im Kanton Graubünden bis dahin rund 800 Leute pro Tag impfen lassen müssen.» Ein vergleichbarer Effort sei selbstverständlich auch in den anderen Kantonen nötig. Peyer: «Ich bin zuversichtlich, dass das klappt.»

Sollten die Zahlen bis Ende November nicht runterkommen, werde man wir wieder über Kapazitätsbeschränkungen, Schliessungen und Terrassenverbote sprechen. «Das will ich um jeden Preis vermeiden», sagt Peyer. (noo)

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