«Gesamte Schweizer Regierung exekutieren»
Mordaufruf gegen Bundesrat geht auf Telegram viral

Auf einem Schweizer Kanal des Messengerdiensts Telegram verbreiten sich momentan extremistische Drohungen – wobei einige gar den Bundesrat ins Visier nehmen.
Publiziert: 03.06.2024 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2024 um 14:53 Uhr
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Bei Recherchearbeiten auf Telegram stiessen Experten und Expertinnen von Fairmedia auf einen besorgniserregenden Kanal des Messengerdiensts. Dort wird unter anderem dazu aufgerufen, die «gesamte Schweizer Regierung zu exekutieren». Zudem wird auf dem Kanal, von dem man nicht mit Sicherheit sagen kann, wie viele Menschen ihn abonniert haben, gedroht, der «Deep State» würde ausgelöscht «alle fertiggemacht» werden.

Klar ist: Die Ideologien, die verbreitet werden, erinnern stark an die QAnon-Bewegung aus den USA, wie watson.ch berichtet. Dabei handelt es sich um eine Verschwörungstheorie mit rechtsextremem Hintergrund – und Millionen von Anhängern.

Betreiber gibt sich als John F. Kennedy aus

In einer Nachricht, die bereits 107'000 Mal angesehen wurde, gibt sich der Betreiber des Kanals als zeitreisender John F. Kennedy aus: «Er ist durch die Zeit in die Gegenwart gereist, um gegen die ‹nazi-jüdischen satanischen Kabale› zu kämpfen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die gesamte Menschheit zu vernichten.» Unterstützt würde er angeblich von John F. Kennedy Junior (1960–1999), der nach Ansicht der QAnon-Anhänger noch lebt, und von Donald Trump (77).

In einer Telegram-Gruppe wird zum Mord an Bundesräten aufgerufen.
Foto: AFP
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Besonders beunruhigend: Der Kanal gewinnt immer mehr Follower. Im vergangenen Monat sind laut Fairmedia «mehr als 16'000 Subscriber hinzugekommen».

Es ist nicht ungewöhnlich, dass online zum Mord an Politikern aufgerufen wird. Speziell seit der Pandemie häufen sich solche Fälle. «Dass in toxischen Telegram-Kanälen offen zum Mord an Bundesräten aufgerufen wird, ist eine Eskalationsstufe, die ab und an erreicht wird. Dass solche Beiträge viral gehen, ist in diesem Fall besorgniserregend.»

Fedpol zeigt sich besorgt

Laut eigenen Aussagen sei dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) bekannt, dass solche Gewaltaufrufe existieren. Das Fedpol ist unter anderem für den Schutz des Bundesrats zuständig – und beobachtet besorgt, dass Drohungen noch immer auf einem höheren Niveau sind als vor der Pandemie.

«Was seit Beginn der Corona-Massnahmen bis heute anhält, ist der besorgniserregende Inhalt und gewaltvolle Ton dieser Drohungen», erklärt eine Fedpol-Sprecherin. Zudem würden die Fehlinformationen und Hassreden innerhalb der Kanäle kaum korrigiert werden – vielmehr würden sie sogar Zuspruch erfahren.

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