Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh klagt
«Die ganz grossen Dramen spielen sich bei uns ab»

Den Städten geht es schlechter als den Bergregionen – so sieht es die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. Und sie pocht auf ein baldiges Ende der Homeoffice-Pflicht.
Publiziert: 09.03.2021 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 12:59 Uhr

Nach einer rekordverdächtigen Monster-Debatte im Nationalrat ist klar: Der Corona-Aufstand gegen den Bundesrat ist gescheitert! Ein fixes Öffnungsdatum per 22. März kommt nicht ins Covid-19-Gesetz. Trotzdem dürfte es am 22. März zu weiteren Lockerungsschritten kommen – definitiv entscheiden wir der Bundesrat an seiner Sitzung vom 19. März.

Denn der Druck auf weitere Lockerungen ist gross – vor allem im grössten Kanton der Schweiz: Zürich jammert unablässig über die Corona-Situation und nimmt regelmässig SP-Gesundheitsminister Alain Berset (48) ins Visier. Gerade erst klagte SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (44), ihr Kanton werde bei der Impfstoffverteilung benachteiligt.

Städtern schlechter dran als Bergler

Und nun schüttet die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (63) gegenüber der «NZZ» ihr Herz aus. «Es wurde in den letzten Wochen intensiv über die Lage in den Bergkantonen debattiert, über offene Restaurantterrassen in den Skigebieten beispielsweise», so die FDP-Frau. «Die ganz grossen Dramen spielen sich aber in den urbanen Regionen ab, unter anderem bei uns in Zürich.»

Der Skiterrassen-Streit bewegte die Schweiz. Für Carmen Walker Späh ein Nebenschauplatz: «Unsere Hotels sind seit einem Jahr gespenstisch leer – was man von der Hotellerie in den Bergkantonen nicht behaupten kann.»
Foto: Keystone
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Zürich sei stark abhängig vom Flughafen und vom internationalen Städte- und Business-Tourismus. «Unsere Hotels sind seit einem Jahr gespenstisch leer – was man von der Hotellerie in den Bergkantonen nicht behaupten kann.»

Für Ende der Homeoffice-Pflicht

Für Walker Späh ist zudem klar: «Die Homeoffice-Pflicht schadet der Wirtschaft enorm.» So auch dem öffentlichen Verkehr. Die Auslastung beim Zürcher Verkehrsverbund liege bloss noch bei 60 bis 70 Prozent. Solange die Leute im Homeoffice seien, könne sich der öffentliche Verkehr nicht erholen. «Das wird sich am Ende auch auf das Defizit auswirken, das je zur Hälfte vom Kanton und von den Zürcher Gemeinden getragen wird», so Walker Späh.

Auch die Restaurants seien bei einer Öffnung auf das Ende der Homeoffice-Pflicht angewiesen – denn dann bräuchten die Betriebe auch Gäste, etwa in der Mittagspause. «Man kann nicht die Homeoffice-Pflicht weiter verordnen und gleichzeitig die Läden und Restaurants öffnen.»

Und noch einen weiteren Punkt hat Walker Späh auf ihrer Klage-Liste des «vergessenen» Zürichs, dessen Anliegen zu wenig gehört worden seien. «Dass wir als grosser Zentrumskanton stets ein Mengenproblem haben, zum Beispiel bei der Bewältigung von Kurzarbeitsanträgen, geht in der Diskussion unter», sagt sie. «Da wünschte ich mir mehr Verständnis aus Bern.» (rus)


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