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Zahlen steigen wieder an
Junge springen auf den Impfzug auf

Um die vierte Corona-Welle zu mildern, muss die Impfquote erhöht werden. In vielen Kantonen steigen die Zahlen langsam wieder an. Besonders Junge wollen nun den Piks.
Publiziert: 17.08.2021 um 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2021 um 21:18 Uhr
Ruedi Studer

In den Sommerferien herrschte Impfflaute. Nun sind die Ferien in den meisten Kantonen vorbei – und die Rückkehrer haben vielerorts das Coronavirus mit nach Hause gebracht. Die Fallzahlen steigen wieder deutlich an. Und der Druck auf Ungeimpfte nimmt zu.

Motivation genug, doch noch einen Impftermin zu buchen? Tendenziell ja, wie eine Umfrage bei den Kantonen zeigt. In vielen macht sich ein Anstieg bemerkbar.

Im Aargau stagnieren die Zahlen

«Wir konnten in den letzten Tagen eine Steigerung der Anmeldungen für Impfungen registrieren», sagt Jérôme M. Weber von der Zürcher Gesundheitsdirektion zu Blick. Auch die Glarner Staatskanzlei vermeldet: «Die Zahl der Anmeldungen steigt deutlich.» Das Wallis beobachtet einen «leichten Anstieg» in seinen Impfzentren, ebenso Uri und Basel-Stadt. Appenzell Innerrhoden spricht von einer «leicht steigenden Tendenz seit August». Ein grösseres Interesse an Impfterminen verzeichnen auch Graubünden oder St. Gallen.

In den Kantonen steigt die Impfnachfrage langsam wieder an, insbesondere bei den Jungen.
Foto: Keystone
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Gundekar Giebel von der Berner Gesundheitsdirektion berichtet, dass es bei den Impfzentren nur eine kaum merkliche Steigerung bei den Buchungen gebe, hingegen nehme die Nachfrage nach Walk-in-Impfungen zu. «Wir rechnen damit, dass in den kommenden Wochen die Nachfrage noch steigen wird.»

Im Aargau hingegen stagnieren die Zahlen. «Wir führen derzeit etwa 5000 bis 5500 Erstimpfungen pro Woche durch. Diese Zahl blieb in den letzten drei Wochen relativ konstant», so Michel Hassler vom Gesundheitsdepartement. «Erfreulich ist, dass das Impfinteresse derzeit nicht weiter zurückgeht.» Der Kanton will seine Impfquote aber erhöhen, wie SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati an einer Medienkonferenz klar machte.

Ende der Gratistests spielt eine Rolle

Dass sich wieder mehr Menschen impfen lassen, hat verschiedene Gründe. So gibt es viele Ferienrückkehrer, welche die Impfung aufgeschoben haben und diese nun nachholen. Auch das drohende Ende der Gratistests spielt eine Rolle.

«Anderseits zeichnet sich ab, dass es noch länger Anlässe geben wird, die ein Zertifikat erfordern», meint Adrian Zurfluh von der Urner Standeskanzlei. Und: «Möglicherweise sind Personen unterdessen des Testens müde geworden und lassen sich impfen.»

Impferfolg am Musikfestival

Die steigenden Fallzahlen dürften einige Ungeimpfte ebenfalls zum Umdenken bewegen. Und schliesslich versuchen die Kantone Impfzögerer mit niederschwelligen Angeboten zu erreichen, für die es keine Voranmeldung braucht. Etwa Walk-ins in Impfzentren oder mobile Impfaktionen in Gemeinden, Einkaufszentren oder Schulen.

Uri stellte letzte Woche am Musikfestival Alpentöne ein Impfzelt auf. Die spontane Möglichkeit zur Erstimpfung wurde von 168 Personen genutzt. «Das ist für einen kleinen Kanton ein sehr guter Wert», sagt Zurfluh. Die Erwartungen seien übertroffen worden. «Im Durchschnitt liess sich rund alle vier Minuten eine Person impfen.» Deshalb will man die Aktion Ende August wiederholen.

Und Anne Tschudin vom Basler Gesundheitsdepartement sagt: «Im August bieten wir jeweils am Freitag Walk-in-Tage an. Letzten Freitag fiel uns auf, dass die Walk-in-Personen die Impfung unbedingt wollten und dafür auch längere Wartezeiten in Kauf genommen haben.»

Zudem werden auch die Kommunikationskampagnen wieder verstärkt. Etwa, um gezielt schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen zum Impfen zu motivieren. So berücksichtigt der Kanton Bern in einer neuen Kampagne «gezielt Medien von Bevölkerungsgruppen, die wenig Deutsch oder Französisch sprechen».

Junge wollen den Piks

Klar ist, dass sich nun insbesondere die Jungen ins Impfzentrum auf die Socken machen. «Wir stellen eine Impfnachfrage insbesondere bei den Alterskategorien von 12 bis 49 Jahren fest», heisst es aus Zürich.

Der Kanton Graubünden meldet: «Wir beobachten vorwiegend Impfwillige im Alter zwischen 12 und 50 Jahren.» Und in Bern zeigt sich beim mobilen Impftruck, der seit einigen Tagen im Kanton unterwegs ist, dass rund 20 Prozent der Personen unter 20 Jahre alt sind.

«Die derzeit schnellste Zunahme der Impfquote stellen wir bei den 12- bis 19-Jährigen fest», heisst es im Aargau. Das habe hauptsächlich damit zu tun, dass die Impfung der 12- bis 15-Jährigen erst seit Ende Juni möglich ist.

In manchen Kantonen zeigt sich hingegen kein spezielles Bild, wer sich vermehrt impfen lässt. «Es sind keine Auffälligkeiten zu beobachten» heisst es aus Appenzell Innerrhoden. Und der Kanton Thurgau schreibt: «Das Interesse an Impfungen ist breit verteilt, es lässt sich keine besondere Personen- oder Altersgruppe feststellen.»

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