Hebammen möchten eine grössere Rolle bei Spitalgeburten haben
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SP-Nationalrätin fordert Ausweitung der Elternzeit
Mami-Urlaub schon vor der Geburt?

Erst im September entscheidet die Bevölkerung über zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Schon heute fordern Linke eine Ausweitung der Elternzeit.
Publiziert: 02.07.2020 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2020 um 19:41 Uhr
Ladina Triaca

Schwangere Frauen müssen in der Schweiz bis zur Geburt ihres Kindes arbeiten. So will es das Gesetz. Eigentlich. Denn in der Realität bleibt nur jede sechste Frau bis zum Einsetzen der Wehen am Arbeitsplatz. Die meisten Schwangeren – 70 Prozent gemäss einem Bericht des Bundesrates – sind in den letzten zwei Wochen vor der Geburt krankgeschrieben.

«Das ist eine absurde Situation», meint SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (41). Die Schweiz sei neben Zypern das einzige Land im EU-Efta-Raum, das keinen Mutterschaftsurlaub vor der Geburt kenne. Das sei denkbar ungünstig: «Stress, wenig Bewegung und viel Zeit am Bildschirm sind schlecht für den Geburtsverlauf und die Gesundheit von Mutter und Kind.»

Sechs Wochen Mutterschutz

Wasserfallen fordert deshalb die Einführung eines Mutterschutzes von sechs Wochen vor der Geburt. So wie es beispielsweise in Frankreich, Deutschland oder Belgien der Fall ist. Konkret möchte die Nationalrätin ihr Anliegen in die bereits aufgegleiste Elternzeit-Initiative einschleusen. Sie findet: «In der Elternzeit-Diskussion geht die Zeit vor der Geburt gerne vergessen.»

Im September kommt der Vaterschaftsurlaub an die Urne.
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Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft «nachhaltige Geburtshilfe» hat sich Wasserfallen deshalb in einem offenen Brief an das Elternzeit-Komitee bestehend aus Gewerkschaften, Familienorganisationen sowie SP und Grünen gewandt.

Zeit vor der Geburt vergessen?

Dort zeigt man sich grundsätzlich offen. «Die Familienpolitik ist in der Schweiz in verschiedenen Punkten rückständig», sagt Che Wagner (32), einer der Köpfe hinter der Idee. «Die Forderung ist deshalb sicher berechtigt.» Die Frage sei jedoch, ob es Sinn mache, den Mutterschutz in die Elternzeit-Initiative zu integrieren, oder «ob wir das Projekt damit überladen».

Die Initiative soll lanciert werden, sofern die Bevölkerung am 27. September Ja sagt zu zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Der genaue Wortlauf der Initiative ist noch offen – im Raum stehen etwa 30 Wochen Elternzeit, wobei beiden Elternteilen eine bestimmte Anzahl Wochen zugesprochen werden soll.

Individuelle Lösungen

Gegen eine Ausdehnung des Mutterschaftsurlaubes vor den Zeitpunkt der Geburt wehrt sich SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr (36). «In der aktuellen Corona-Krise sollten wir die Sozialwerke nicht weiter ausbauen.»

Jede Schwangerschaft verlaufe zudem unterschiedlich. «Es gibt Frauen, die haben keine gesundheitlichen Probleme und können bis zur Geburt arbeiten», sagt Gutjahr. «Andere können sich bereits heute krankschreiben lassen und haben einen gesetzlichen Anspruch auf eine Lohnfortzahlung.» Es sei deshalb an den Unternehmen, mit den Angestellten individuell Lösungen zu finden – «dafür brauchen wir keine neuen Gesetze».

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