Software-Chaos im Kanton Bern
Lehrer erhalten nur Hälfte ihres Lohns

Seit Monaten kämpft der Kanton Bern mit Softwareproblemen im Rechnungswesen. Darunter leiden vor allem Lehrerinnen und Lehrer, die auf ihre Löhne warten müssen.
Publiziert: 01.09.2023 um 10:23 Uhr

Stell dir vor, du arbeitest, und Ende Monat kommt nur die Hälfte vom Lohn. So geht es Berner Lehrerinnen und Lehrern – und das seit Anfang Jahr. «Bei rund 900 von 19'000 Lehrpersonen ist die Gehaltsauszahlung nicht vollständig erfolgt», bestätigt die Berner Bildungsdirektion Recherchen der «Berner Zeitung».

Man bedaure die Probleme und arbeite mit Hochdruck daran, sie zu lösen. Die Restlöhne sollen per 12. September ausbezahlt werden – drei Wochen nach dem eigentlichen Zahltag.

Kanton konnte Rechnungen nicht bezahlen

Grund für das Lohn-Chaos: Anfang des Jahres hat der Kanton Bern sein Rechnungswesen auf ein System des deutschen Software-Giganten SAP umgestellt. Und das funktioniert alles andere als reibungslos. So wurde im Mai publik, dass der Kanton im März über 2700 Rechnungen nicht beglichen hatte.

Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer warten im Kanton Bern auf ihren vollen Lohn.
Foto: Keystone
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Zum Teil mussten Lehrer mehrere Tausend Franken privat vorschiessen, um ein Schneesportlager zu bezahlen. Klassenhilfen erhielten monatelang keinen Lohn. Damals versprach der Kanton schnell Besserung. 

Doch auch ein halbes Jahr später sind die Probleme nicht gelöst, wie sich nun zeigt. Dass das Software-Chaos vor allem die Lehrer trifft, liegt in der dezentralen Organisation. Viele Lehrpersonen arbeiten an mehreren Schulen und sind in unterschiedliche Gehaltsklassen eingeteilt. Als zusätzliches Problem kommt aktuell hinzu, dass es mit dem neuen Schuljahr zu vielen Stellenwechseln und anderen Mutationen gekommen ist.

Kanton verspricht Hilfe

Der Berufsverband Bildung Bern fordert eine möglichst schnelle Behebung der Probleme: «Die teilweise nicht korrekte Lohnauszahlung ist unbefriedigend für alle und sehr belastend», sagt Chefin Anna-Katharina Zenger. Klar, denn Miete und Krankenkasse müssen die Lehrerinnen und Lehrer dennoch zahlen. Und Steuern auch – da verschickt der Kanton Bern gern schnell Mahnungen. 

Der Kanton verspricht: «Sollte die Verzögerung der Gehaltsauszahlung bei Lehrpersonen zu einer schwierigen finanziellen Situation führen, wird vonseiten des Kantons sofort und unkompliziert eine Unterstützung angeboten.» (sf)

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