Russland-Sanktionen
Drei Oligarchen droht Wegweisung aus der Schweiz

Auf der neuesten Sanktionsliste gegen russische Oligarchen stehen auch Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Drei von ihnen droht nun die Wegweisung.
Publiziert: 19.03.2022 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2022 um 19:55 Uhr

Sie haben mit Geld und Einfluss von Wladimir Putin (69) profitiert – doch jetzt wird den Oligarchen die Nähe zum russischen Staatspräsidenten zum Verhängnis. Seit Beginn der Invasion in die Ukraine hat die EU bereits mehrere Sanktionspakete beschlossen, Mitte Woche hat die Schweiz nun das neueste davon übernommen.

Neben dem bekannten Oligarchen Roman Abramowitsch (55) ist auch Formel-1-Fahrer Nikita Mazepin (23) auf der Sanktionsliste. Und: Neu sind auch Oligarchen dazu gekommen, die ihren Wohnsitz in der Schweiz haben. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, sind es mindestens vier Personen. Für sie bedeutet das nicht nur eingefrorene Bankkonten, sondern unter Umständen auch eine Wegweisung, da auch Einreisesperren zu den Sanktionen gehören.

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Einer ist Schweizer Staatsbürger

Laut Bericht ist das bei einer Person allerdings gar nicht möglich: Alexander Pumpianski (34). Denn laut dem Bericht hat dieser den roten Pass – was eine Wegweisung unmöglich macht. Anders liegt der Fall bei seinen Eltern Dimitri (57) und Galina (56): Beide seien in Genf aufenthaltsberechtigt, was eine Ausweisung oder Aberkennung der Aufenthaltsbewilligung möglich macht.

Diese Woche hat die Schweiz ein weiteres Sanktionspaket übernommen. Neu steht etwa auch Roman Abramowitsch auf der Sanktionsliste, Besitzer des FC Chelseas.
Foto: keystone-sda.ch
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Pumpianski senior wird vorgeworfen, am 24. Februar an einem Oligarchen-Treffen mit Putin im Kreml teilgenommen zu haben. Allein die Einladung zeige, dass er zu Putins engstem Kreis gehöre, heisst es in den Unterlagen. Zudem ist er beruflich eng mit russischen Staatsunternehmen wie Gazprom oder Rosneft verbandelt.

Unter den Reichsten der Schweiz

An jenem Kreml-Treffen, bei dem es um erwartete westliche Sanktionen ging, nahm auch der vierte Oligarch teil, der seinen Wohnsitz in der Schweiz hat: Andrei Melnitschenko (50). Der Rohstoff-Magnat gehört zu den reichsten Menschen der Schweiz, sein Wohnsitz ist in St. Moritz. Gegenüber dem «Tagesanzeiger verteidigt ein Sprecher den Milliardär: Melnitschenko habe «keinen Bezug zu den tragischen Ereignissen in der Ukraine.»

Anders klingt das auf der Sanktionsliste: Melnitschenko gehöre zum einflussreichsten Kreis russischer Geschäftsmänner überhaupt, heisst es dort. Er ist Hauptaktionär des Düngemittelherstellers Eurochem und der Suek AG, die auf Kohle spezialisiert ist. Beide haben ihren Hauptsitz in Zug.

Für Aufsehen sorgte vor kurzem Melnitschenkos 143 Meter lange Megayacht, welche von den italienischen Behörden in Triest beschlagnahmt wurde. Es soll die grösste der Welt sein.

Flucht auf die Yacht?

Ob sich die drei Betroffenen aktuell auch in der Schweiz aufhalten, ist nicht bekannt. Zumindest Melnitschenko ist bereits seit dem 9. März auf der EU-Sanktionsliste, die Schweiz hat diese aber eine volle Woche gebraucht, diese zu übernehmen. Eine Woche geschenkte Zeit, wie das Westschweizer RTS festhält. Dieses hat sich auf Melnitschenkos Spur gemacht: Vermutet wird nämlich, dass der Russe eine Boeing 737 besitzt – die just Ende Februar in Moskau zum Zeitpunkt von Putins Oligarchen-Treffen gesichtet wurde.

Nach Zwischenstopps in Nizza (F) und der Schweiz flog die Boeing nach Dubai, wie Flugdaten zeigen. Dort besitze Melnitschenko eine weitere Yacht. Am 4. März verliess diese den Hafen Dubais, inzwischen ist sie in den Gewässern der Malediven unterwegs – weit entfernt von Krieg und Sanktionen.

(gbl)

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