Das stösst uns sauer auf!
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Medi-Abzocker:Das stösst uns sauer auf!

Preisüberwacher stellt in seinem Adventskalender Medi-Abzocker an den Pranger
Das stösst uns sauer auf!

Preisüberwacher Stefan Meierhans beschert uns den überteuertsten Adventskalender der Schweiz. Jeden Tag beglückt er uns mit einem herkömmlichen Medikament, das in anderen westeuropäischen Ländern nur einen Bruchteil kostet.
Publiziert: 01.12.2020 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 07:56 Uhr
Pascal Tischhauser

Medikamente sind in der Schweiz viel zu teuer. Apothekerpreise halt. Doch gerade die Ladenpreise von Nachahmerprodukten sind bei uns unverständlich hoch. Dabei geht es nicht darum, dass die Schmerztablette halt zwanzig oder dreissig Prozent teurer ist, als wenn ich sie ennet der Grenze kaufe. Solche Mehrkosten liessen sich mit unserem besseren Einkommen und hiesigen Kosten rechtfertigen.

Sondern es geht Medikamentenpreise, die gar viermal so hoch sind wie in unseren Nachbarländern. Das riecht nacht Abzocke. Dabei sollte der Griff zum Generikum, also zum Nachahmerprodukt eines Originalmedikaments, dessen Patentschutz abgelaufen ist, unsere Gesundheitskosten senken. Doch wenn das Nachahmerprodukt kaum günstiger ist als das bewährte Original, helfen Generika wenig.

Dieser Preis schlägt auf den Magen

Dabei ist klar: «Mit vernünftigen Generika-Preisen liessen sich in der Schweiz in einem ersten Schritt jährlich 400 Millionen Franken einsparen», sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans (52). Zur Veranschaulichung der überrissenen Schweizer Preise veröffentlicht Monsieur Prix den wohl überteuertsten Adventskalender der Schweiz.

Preisüberwacher Stefan Meierhans präsentiert uns einen Adventskalender.
Foto: Blick TV
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Und das geht so: Bis Weihnachten öffnet @MisterPrezzi auf Twitter jeden Tag ein neues Fensterchen, das uns mit horrenden Preisaufschlägen überrascht. Zum Auftakt präsentiert Meierhans heute den Magensäureblocker Pantoprazol – dessen Schweizer Preis uns aber kaum beruhigen mag: Das Generikum mit 30 Tabletten kostet in Wien umgerechnet 5.43 Franken. In Bern muss der Kunde fürs genau gleiche Medikament 26.40 Franken auf den Ladentisch legen. – Niemand versteht, weshalb die Österreicher massiv günstiger wegkommen.

Lobby macht Druck aufs Parlament

Doch dem Preisüberwacher geht es mit seinem Adventskalender um mehr als nur darum, hierzulande ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie krass die Preisunterschiede sind. Er will mit dem Adventskalender auch darauf aufmerksam machen, wie wichtig es wäre, ein Referenzpreissystem einzuführen. In einem solchen würde das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Preise für heilende Wirkstoffe festlegen, die sich in der Regel an den günstigsten Generika orientieren. Diese würden auch für Originalmedikamente gelten, bei denen das Patent abgelaufen ist. Vergütet würde nur der Referenzpreis. Besteht jemand auf ein teureres Produkt, muss er den Aufpreis selbst berappen.

Dagegen wehrt sich die Pharmalobby – und unter deren Druck tut sich auch das Parlament schwer mit der Einführung eines Referenzpreissystems. Dabei liesse sich damit das Wachstum der Gesundheitskosten dämpfen, was einer starken Erhöhung der Krankenkassenprämien entgegenwirken würde.

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