Omikron im Tessin
«Ohne Impfung wären fünfmal mehr Menschen im Spital»

Nirgends sind die Corona-Fallzahlen zurzeit so hoch wie im Kanton Tessin. Omikron macht inzwischen 95 Prozent der Fälle aus, teilen die Behörden mit.
Publiziert: 07.01.2022 um 16:07 Uhr

Im Tessin zeigt die Kurve der Neuansteckungen mit dem Coronavirus seit Mitte Dezember steil nach oben, in der Weihnachtswoche verdoppelten sich die Fallzahlen alle zwei Tage. Die Gruppe der über 60-Jährigen scheint jedoch weniger stark betroffen als in früheren Wellen, wie Kantonsarzt Giorgio Merlani am Freitag vor den Medien erklärte.

Lediglich 10 Prozent der positiv Getesteten seien über 60 Jahre alt, hielt Merlani fest. «Rufen wir aber deshalb noch nicht den Sieg aus», mahnte der Kantonsarzt. Erst die kommenden zwei Wochen würden die Auswirkungen der Coronavirus-Variante Omikron wirklich zeigen. Denn im Tessin sind diese Woche noch Weihnachtsferien und zahlreiche Betrieben haben geschlossen.

Rasend schnelle Omikron-Variante

Am Mittwoch stiegen die gemeldeten Neuinfektionen innert 24 Stunden im Südkanton erstmals auf über 2000 Fälle. 95 Prozent der positiven Tests seien derzeit der Omikron-Variante zuzuordnen. «Eine solch rasche Verbreitung habe ich noch nie gesehen», sagte Merlani. Der Anteil der neuen Variante bei den positiven Tests sei innert Wochenfrist von fünf auf 60 Prozent gesprungen. Am Freitag wurden dem Kanton 1528 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet.

Das habe er noch nie gesehen: Omikron wurde im Kanton Tessin innert Wochenfrist dominant, so Kantonsarzt Giorgio Merlani.
Foto: keystone-sda.ch
1/4

Die Testzentren sowie das Contact-Tracing seien derzeit am Limit, erklärte Merlani weiter. Während in der ersten Coronaviruswelle rund 500 Tests pro Tag gemacht wurden, seien die täglichen Tests in der aktuellen Welle von 1500 auf 4500 gesprungen. Ab Montag würden deshalb Studenten der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) beim Contact-Tracing aushelfen.

Zwanzigfaches Risiko für Ungeimpfte

Auch die Hospitalisierungen würden wieder leicht zunehmen - aber glücklicherweise deutlich weniger stark als die Neuinfektionen, resümierte der Kantonsarzt. Am meisten würden Personen über 80 Jahre hospitalisiert, jedoch sei der Grossteil von ihnen ungeimpft.

Auch bei der Statistik zur Intensivpflege zeige sich, dass die Impfung trotz Durchbrüchen helfe: Lediglich zwei der elf Personen, die sich momentan in Intensivpflege befänden, seien geimpft, sagte Merlani. Jedoch gelte es auch hier, vorsichtig zu bleiben und abzuwarten, da sich die Auswirkungen von Omikron erst verzögert zeigten.

Kantonsapotheker Giovan Maria Zanini rechnete zum Schluss der Medienkonferenz vor, dass Ungeimpfte insgesamt ein 15 bis 20 mal höheres Risiko hätten, im Spital zu landen. «Hätten wir keine Impfung, wären derzeit in der Schweiz rund fünfmal mehr Menschen in Spitalpflege.»

(SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?