«Es braucht Krisenzentren für Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt»
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SP-Funiciello fordert:«Es braucht Krisenzentren für Opfer von sexueller Gewalt»

Nach Vergewaltigungsfall
«Es gibt einiges, das verbessert werden muss»

Politikerinnen habe Verständnis für die Klagen von Opfern von sexueller Gewalt. Sie fordern strengere Strafen und sensibleres Vorgehen von Richtern, Polizistinnen und der Staatsanwaltschaft.
Publiziert: 13.04.2023 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2023 um 16:51 Uhr

Die Musikerin Julie Hugo (42) erlebte nicht nur eine brutale Vergewaltigung, auch der anschliessende Gang vor Gericht war für sie schrecklich. «Es ist, als ob ich ein zweites Mal vergewaltigt worden sei – und zwar von der Justiz», sagt Hugo zu Blick. Das Verfahren sei retraumatisierend gewesen, schildert sie.

«Ich bin zwei Jahre durch die Hölle gegangen»
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Die Politik zeigt Verständnis für Hugos Klagen. Mit der laufenden Revision des Sexualstrafrechts nimmt sie sich einem Teil des Problems an. Diese stellt den Willen des Opfers ins Zentrum, und nicht sein Verhalten gegenüber dem Täter. Künftig handelt es sich nicht mehr bloss dann um Vergewaltigung, wenn jemand ein Opfer mit Gewalt zu Sex zwingt. Sondern es ist strafbar, wenn jemand sexuelle Handlungen gegen den Willen einer Person vornimmt.

Weiter sprach sich das Parlament im März dafür aus, dass in allen Regionen der Schweiz Krisenzentren für Opfer von sexueller Gewalt entstehen. Opfer sollen dort umfassende medizinische und psychologische Erstbetreuung und Unterstützung durch Fachpersonal erhalten.

SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler stört sich an milden Strafen bei Sexualstraftaten.
Foto: Blick
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«Geschockt, wie Schweizer Justiz damit umgeht»
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Kein Delikt wie jedes andere

Damit sei es noch nicht getan, sagt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello (33) zu Blick. Es gebe einiges, das man noch verbessern müsse. So brauche es bessere Schulungen von Richterinnen, Polizisten oder der Staatsanwaltschaft. Diese würden teilweise noch sehr unsensibel mit Opfern von sexueller Gewalt umgehen, so Funiciello. «Es ist wichtig, dass Betroffene unmittelbar nach einer Gewalttat opfer- und traumasensible Ersthilfe erhalten.»

Es sei zwar unumgänglich, dass Opfer vor der Justiz nochmals penibel von den unschönen Ereignissen erzählen müssen, so Funiciello. Im Prozess würden Sexualstrafdelikte genau gleich behandelt, wie ein anderes Delikt. «Das geht nicht.»

Zu milde Strafen?

In der Politik steigt ebenso der Druck für höhere Strafen. SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler (46) will per Vorstoss erreichen, dass künftig keine Bewährungsstrafen mehr bei Vergewaltigungen ausgesprochen werden – sondern Täter hinter Gitter müssen. «Ich störe mich enorm an den bedingten Geld- und Freiheitsstrafen. Wir haben in der Schweiz so lasche Strafen bei Sexualstraftaten wie kaum sonst wo.» (sie)

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