Nach Aufstand der Kantone
Armee soll Impfoffensive retten

Der Bundesrat bessert bei den mobilen Impfteams nach. Denn den Kantonen ist wenig geholfen, wenn sie bloss Geld erhalten, um Impfbusse auf die Strasse zu stellen. Auch die Armee soll helfen.
Publiziert: 08.10.2021 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2021 um 10:59 Uhr
Gesundheitsminister Alain Berset und die anderen sechs Bundesräte haben am Mittwoch zu entscheiden, wie die Impfoffensive aussieht.
Foto: Keystone
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Pascal Tischhauser

Nächsten Mittwoch trifft sich der Bundesrat nicht im Bundeshaus. Er wird seine Sitzung «extra muros» in Luzern abhalten und sich vor dem Mittag mit der Bevölkerung in der Innenstadt treffen.

Seit über zehn Jahren demonstriert die Landesregierung mit solchen Sitzungen ausserhalb Berns die Verbundenheit mit dem Volk. Und noch nie war die Entfernung zu einem Teil der Bevölkerung grösser. Daran trägt der Bundesrat wenig Schuld. Er hat während der Corona-Pandemie einfach das Epidemiengesetz angewendet, dem das Volk mit einem Ja-Anteil von 60 Prozent zustimmte.

Immer wieder führen aber die Massnahmen, die die Regierung verhängt, zu Unmut. In Luzern muss nun über die Beschlüsse zur Impfoffensive entschieden werden, die die Regierung den Kantonen zur Stellungnahme unterbreitet hat.

Impfgutscheine sind Geschichte

Vom Tisch sein dürften die 50-Franken-Gutscheine, die Personen bekommen hätten, die jemanden zur Impfung animierten. Eine «gewisse Offenheit» besteht laut Tobias Bär, Sprecher der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren, gegenüber der Idee, Impfaufklärer von Tür zu Tür zu schicken, um Ängste vor dem Piks auszuräumen.

Die nationale Impfwoche findet grossmehrheitlich Anklang. Und zuletzt: «Der Vorschlag zu zusätzlichen mobilen Beratungs- und Impfstellen wird von der Hälfte der Kantone unterstützt», so Bär. Es sei in der Konsultation allerdings auf fehlendes Fachpersonal hingewiesen worden. Dieser Mangel lasse sich auch mit Geld vom Bund nicht beheben.

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Armee soll endlich helfen

Laut Blick-Informationen prüft die Bundesverwaltung nun, wie man für die Kantone Impfteams bereitstellen kann. Einige Kantone wollen, dass die Armee mithilft. Damit tue sich Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) aber schwer, heisst es – was niemand versteht. Schliesslich lernen schon Sanitätsrekruten, wie man Spritzen verabreicht. Warum ihnen verwehrt werden soll, das Erlernte sinnvoll einzusetzen, ist ein Rätsel.

Verschiedene Kantone haben zudem angemerkt, dass mobile Impfbusse bei ihrer Bevölkerung auf wenig Interesse gestossen seien. Hier vertritt der Bund aber die Haltung, dass zehn schlecht ausgelastete Impfbusse immer noch nützlicher seien, als aus Angst vor wenig Interesse gar keinen Bus loszuschicken.

Ueli der Skeptiker

Was auch immer sie entscheiden: Die sieben Bundesräte dürften auf die Impfung angesprochen werden, wenn sie in Luzern ein Bad in der Menge nehmen. Die doppelt gepiksten Magistraten machen dann selbst vor, was nach vollständiger Impfung möglich ist. Und Ueli Maurer (70) beweist: Trotz einiger Skepsis, ob tatsächlich eine zweifache Impfung nötig ist, bringen die Vorteile einen dazu, am Ende auf die Zähne zu beissen und zum doppelten Piks Ja zu sagen.

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