Imboden profitiert von abtretender Ex-Präsidentin und hilft Ruch
AKW-Gegnerin Rytz löst «Kettenreaktion» aus

Anstelle der früheren Präsidentin der Grünen, Regula Rytz, kommt Natalie Imboden in den Nationalrat. Diese räumt wiederum ihren Sitz im Berner Grossen Rat, auf dem nun die Kampagnenleiterin der Konzernverantwortungs-Initiative Rahel Ruch platz nimmt.
Publiziert: 03.04.2022 um 20:48 Uhr

Sesselrücken bei der Ökopartei: Die frühere Grünen-Chefin Regula Rytz (60) tritt am 11. Mai aus dem Nationalrat zurück. Für sie rutscht die Berner Grossrätin Natalie Imboden (51) in den Nationalrat nach, die gerade vor einer Woche ihre Wiederwahl im Berner Grossen Rat geschafft hatte.

Dafür hängt Imboden das Mandat im Kantonsparlament an den Nagel. Für sie rückt Rahel Ruch (35), die als Kampagnenleiterin der Konzernverantwortungs-Initiative bekannt wurde, in den Grossen Rat nach. Ein kleines Ökobeben in Bern.

Schon in der Sondersession ab 30. Mai wird Imboden im Nationalratssaal sitzen. Rytz, die ihren Rücktrittsentscheid in der «SonntagsZeitung» angekündigt hatte, wird am 11. Mai während der Sondersession letztmals im Parlament sein. Sie möchte künftig als Helvetas-Präsidentin amten, weil die Klimakrise den Planeten dramatisch verändern werde, und die Ärmsten dieser Welt am stärksten betroffen seien.

Die frühere Grünen-Chefin Regula Rytz (r.) tritt als Nationalrätin zurück. Natalie Imboden (l.) beerbt sie. Die beiden freuen sich 2019 über den Wahlerfolg der Grünen.
Foto: Keystone
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«Blitzschnelle Analytikerin»

Die Bernerin Rytz will sich selbstständig machen und ein Beratungsbüro eröffnen. Zudem plant Rytz sich als Delegierte bei den europäischen Grünen vermehrt um die Europapolitik zu kümmern. Ziel sei es, das institutionelle Abkommen in einem zweiten Anlauf durchzubringen. «Ich höre mit der Politik nicht auf. Ich wechsle einfach die Bühne», erklärte sie.

Niemand habe die Politik der Schweizer Grünen in den vergangenen zehn Jahren so stark geprägt wie Rytz, würdigte Grünen-Chef Balthasar Glättli (50) seine Vorgängerin im Präsidium. Rytz habe eine engagierte und soziale grüne Politik bis in die Breite der Gesellschaft getragen. Die abtretende Nationalrätin sei eine blitzschnelle Analytikerin und über politische Grenzen hinweg geschätzte Allianzenschmiedin, lobt sie ihre Partei.

Bundesratskandidatin

Rytz ist seit 2011 im Nationalrat. Sie gilt nicht eben als glühende Anhängerin von Atomkraftwerken, im Gegenteil. Schon ein Jahr nach ihrer Wahl ins Bundesparlament war sie zur Co-Präsidentin der Grünen Schweiz gewählt worden. Sie teilte sich das Präsidium mit der damaligen Waadtländer Nationalrätin und heutigen Ständerätin Adèle Thorens Goumaz (50). Von 2016 bis 2020 führte Rytz die Partei alleine und gewann mit dieser bei den Nationalratswahlen historische sechs Prozentpunkte und 17 Sitze hinzu. Danach stellte sie ihre Partei als Bundesratskandidatin auf. Die Bundesversammlung versagte der Grünen jedoch die Wahl in die Landesregierung. Mehr Erfolg war der Bernerin in der Bundesstadt beschieden: 2004 zog sie in die Stadtberner Exekutive ein. Bis 2012 stand sie in der Stadtregierung der Baudirektion vor. (pt)

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