Grosses Überwachungsprogramm gestartet
Abwasser soll vor nächster Corona-Welle warnen

Der Bund will frühzeitig gewarnt sein, wenn sich die Corona-Situation wieder verschärft. Darum werden nun in über 100 Kläranlagen regelmässig Wasserproben genommen.
Publiziert: 03.05.2022 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2022 um 16:00 Uhr
Forscherinnen und Forscher untersuchen das Abwasser bereits seit Anfang Jahr auf Coronavirus-Spuren.
Foto: EPFL / Alain Herzog
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Neu wird in der Schweiz das Abwasser von mehr als 100 Kläranlagen auf Spuren des Coronavirus überwacht. Der Bund hat ein nationales Überwachungssystem aufgezogen, das das Einzugsgebiet von rund 70 Prozent der Bevölkerung erfasst.

Bereits seit Ausbruch der Corona-Pandemie untersuchen Forscher das Abwasser, um den Verlauf der Pandemie besser nachvollziehen zu können. Seit Frühling 2021 wird das Projekt des ETH-Wasserforschungsinstituts Eawag und der ETH vom Bund unterstützt. Bisher waren lediglich sechs Kläranlagen überwacht worden, nun wird das Projekt massiv ausgeweitet.

Daten sind bald öffentlich

Das System soll laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) helfen, die Virenlast und auch zirkulierende Varianten des neuen Coronavirus zeitnah zu beobachten. Auch wenn die Pandemie zurzeit abklinge, bleibe es wichtig, die epidemiologische Lage zu überwachen.

Zwei- bis sechsmal pro Woche wird bei den Kläranlagen eine Probe Wasserprobe genommen und im Labor untersucht. Die gesammelten Daten würden laufend ausgewertet und seien ab Juni öffentlich zugänglich. Vorerst läuft das Monitoring bis Ende Jahr, doch eine Verlängerung werde derzeit geprüft.

Frühwarnsystem für nächste Welle

Die Abwasserüberwachung ist ein Frühwarnsystem für eine mögliche nächste Corona-Welle. Über Kot und Urin landen Spuren des Virus im Abwasser. Die Erfahrung zeigt, dass sich durch die Wasseranalyse relativ gut der R-Wert schätzen lässt. Dieser gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt – und ist ein Mass dafür, wie schnell sich das Virus verbreitet.

Die Überwachung des Abwassers liefere schnell und grossflächig verlässliche Daten. Dies sei wichtig, weil die Zahl der durchgeführten Tests auf das Coronavirus zurückgehe, so das BAG.

Der Vorteil des Abwassermonitorings ist, dass man einen exakteren Überblick über den Verlauf der Pandemie hat, als wenn man sich auf die Fallzahlen die Positivitätsrate – also der Anteil positiver Tests – stützt. Denn zur Zahl der registrierten Corona-Fälle kommt immer noch eine Dunkelziffer hinzu. (lha/SDA)

Coronavirus im Abwasser gefunden
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Proben von ETH-Forschern:Coronavirus im Abwasser gefunden
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