Gegen die eigene Partei
SVP-Gemeindepräsident will Pistenverlängerung zum Absturz bringen

Der Kanton Zürich stimmt am 3. März über eine Pistenverlängerung am Flughafen Zürich ab. Blick hat mit Peter Meier-Neves (58) gesprochen, SVP-Gemeindepräsident von Rümlang. Er kämpft gegen die Pistenverlängerung – und stellt sich damit gegen seine eigene Partei.
Publiziert: 09.02.2024 um 00:01 Uhr
|
Aktualisiert: 14.02.2024 um 12:06 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_586.JPG
Céline ZahnoPraktikantin Politik

Es sind nur wenige Hundert Meter – doch sie erhitzen die Gemüter. Für 250 Millionen Franken will der Flughafen Zürich zwei Start- und Landebahnen verlängern. Die Piste 28 soll um 400 Meter und Piste 32 um 280 Meter erweitert werden.

Das letzte Wort hat die Stimmbevölkerung des Kantons Zürich am 3. März. Einer, der ganz sicher Nein stimmen wird, ist Peter Meier-Neves (58). Er ist Gemeindepräsident von Rümlang ZH, einem Dorf, das unmittelbar an den Flughafen grenzt. Und er ist SVP-Mitglied. 

Mit seinem Widerstand gegen die Pistenverlängerung stellt sich Meier-Neves gegen seine Partei. Diese gehört zum Kreis der Befürworter, die argumentieren, dass die längeren Pisten den Flugbetrieb sicherer und effizienter machen. Meier-Neves zweifelt daran. 

Der Flughafen Zürich will die Pisten verlängern – zugunsten von Sicherheit und Effizienz.
Foto: Keystone
1/5

«Das jetzige Pistensystem ist absolut ausreichend»

Der grösste Knackpunkt für Anwohnerinnen und Anwohnern ist aber der Lärm. Die Lärmbelastung sei gross, sagt Meier-Neves: «Die Menschen in Rümlang fühlen sich gestört und sie sagen mir das auch.»

Durch die Pistenverlängerung würde es zu einer vermehrten Nutzung von Piste 28 für Landungen kommen, was noch mehr Lärm in Rümlang zur Folge hätte. Obwohl auch in Zukunft ab 23 Uhr Nachtruhe herrscht, ist das laut Meier-Neves keine Garantie für einen ruhigen Schlaf: «Es gibt regelmässig Flüge, die nach der Sperrzeit abfliegen, obwohl das eigentlich nur für Ausnahmen gedacht ist.» 

Das Sicherheitsargument hält Meier-Neves für vorgeschoben. Heute müssen grosse Maschinen auf einer Piste starten, die sich mit einer anderen kreuzt und auf die dritte zuläuft. Ein Risiko, sagt der Flughafen. Doch der SVP-Politiker findet: «Das jetzige Pistensystem ist absolut ausreichend.» Wenn die Sicherheitslage Mängel aufweisen würde, würde der heutige Flugverkehr so gar nicht stattfinden können: «Kein Flugzeug würde den Flughafen Zürich anfliegen.»

Ein unwahrscheinliches Bündnis

Für 100-prozentige Sicherheit gäbe es nur einen Weg: «Man fliegt nicht mehr. Und das wollen wir alle nicht.» Zumindest für Meier-Neves ist das keine Option. Bei den links-grünen Gegnern sieht das vielleicht anders aus: Sie befürchten, dass die Pistenverlängerung zu mehr Flügen und damit zu einer höheren Klimabelastung führt. Auch Meier-Neves findet: «Der Flughafen ist ein wirtschaftliches Unternehmen. Wenn man 250 Millionen investiert, will man doch auch einen Kapitalumschlag.»

Obwohl Meier-Neves beim Thema Pistenverlängerung mit Links-Grün an einem Strang zieht, distanziert er sich doch von deren Positionen. «Den Klimafokus sehe ich weniger. Für mich steht der Schutz der Bevölkerung im Vordergrund.»

Um die Distanz zu den linken Gegnern des Flughafen-Ausbaus zu unterstreichen, bringt der Lokalpolitiker auch ein SVP-Argument gegen die Pistenverlängerung vor: die Zuwanderung. «Wir wettern gegen eine 10-Millionen Schweiz. Aber wenn wir den Flughafen grösser machen, ziehen wir noch mehr Leute an.» Ob er damit einige Parteikolleginnen und -kollegen überzeugt?

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?