Freisinnige Gerüchteküche brodelt
Will Burkart auf Gössi folgen?

Noch zehn Tage bleiben den möglichen Nachfolgern von Petra Gössi, ihr Interesse anzumelden. Die Spannung steigt – und damit das Brodeln in der Gerüchteküche. Ein neuer Name wird lanciert.
Publiziert: 06.08.2021 um 00:59 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2021 um 09:13 Uhr

Vorgänge hinter verschlossenen Türen öffnen die Tore der Fantasie. Schön zu sehen ist das bei der FDP, die nach Petra Gössis (45) Abgangsankündigung ihr Präsidium neu besetzen muss.

So erzählt man sich derzeit unter der Bundeshauskuppel: Der frühere St. Galler Privatbanker Konrad Hummler (68) schreibe zusammen mit dem Aargauer Freisinnigen und Partner bei der Kommunikationsagentur Farner, Daniel Heller, für Ständerat Thierry Burkart (45) ein neues FDP-Parteiprogramm. Denn Burkart wolle Parteipräsident werden und die FDP umkrempeln. Und Hummlers Kreise hätten das nötige Kleingeld, um die neuen Pläne zu ermöglichen.

Burkart soll sich Kandidatur überlegen

«Na, dann viel Glück mit unseren Romands», sagt ein Parteigänger dazu schon. Denn die Westschweizer Freisinnigen ticken weniger rechts – vor allem weniger als Burkart.

Wer folgt auf Petra Gössi? Zehn Tage bleiben den Interessenten noch.
Foto: Philippe Rossier
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Je schöner eine Geschichte klingt, desto weniger stimmt sie. Aber ist sie deshalb völlig falsch? Blick hat Burkart selbst fragen wollen, doch dieser äussert sich nicht zu Fragen rund ums Präsidium.

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Recherchen zeigen aber: Er überlegt sich eine Kandidatur ernsthaft – oder besser: Er ringt mit sich, wie sein Umfeld sagt. Der Ständerat steht dazu in engem Austausch mit der Findungskommission unter der Leitung der Baselbieter Kantonalpräsidentin Saskia Schenker (41). Burkart hat den freisinnigen Chef-Suchern neben organisatorischen Ideen laut Blick-Informationen auch Vorschläge für einen politischen Kurs gemacht.

Burkart hat verschiedene Personen kontaktiert

Dazu soll er ganz unterschiedliche Personen kontaktiert haben – auch einen alt Bundesrat. Aktuell aber nicht Hummler, versichert jemand. Dass Burkhart sich mit Heller austausche, sei anzunehmen, da dieser Weggefährte sei.

Streicht man die interessantere Hälfte des Gerüchts, das von zwei Seiten an Blick herangetragen wurde, ist es ganz so falsch nicht. Doch dass ein möglicher Kandidat seine Vorstellungen kundtut, ist nicht aussergewöhnlich.

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Vincenz-Stauffacher hält sich bedeckt

Auch die St. Gallerin Susanne Vincenz-Stauffacher (54) hat der Findungskommission organisatorische Vorschläge unterbreitet. Galt die Nationalrätin lange als Anhängerin eines Co-Präsidiums, bestätigt sie nun eine Meldung der NZZ, dass sie eine einzige Person an der Spitze inzwischen besser findet. Sie schliesst nicht aus, als diese Person zu kandidieren. Ein Entscheid ist aber noch nicht gefallen.

Wie Vincenz-Stauffacher dürfte auch der Luzerner Ständerat Damian Müller (36) eher Gössis Ökokurs weiterführen als Burkart. Müller hält sich aber bedeckt bei der Frage, ob er sich eine Kandidatur überlegt oder nicht.

Die Lohnfrage treibt die möglichen Kandidaten um

Ausschlaggebend dafür, ob sich jemand als Parteipräsident zur Wahl stellt, sind nicht nur hohe Arbeitsbelastung und private Situation, in der sich jemand befindet. Sondern auch der Lohn – auf den man bei Antritt dieses Vollzeitjobs verzichtet.

Die Lohneinbusse ist verschiedentlich Thema. Vielleicht etwas weniger beim Unternehmer und Nationalrat Marcel Dobler (40). Der Mitbegründer des Elektronik-Händlers Digitec muss sich seit dem Verkauf der Firma an die Migros keine finanziellen Sorgen mehr machen.

Wie ernsthaft ist Doblers Interesse?

Doch viele bezweifeln, dass er ein ernsthaftes Interesse daran hat, FDP-Chef zu werden. Ernsthafter sei, dass Jacqueline de Quattro (61) an die Spitze der Freisinnigen wolle – und zwar nicht nur in einem Co-Präsidium, sondern gern auch als Alleinherrscherin. Denn die im Alter von elf Jahren aus Zürich in die Romandie Zugezogene gilt nicht als Teamplayerin.

Es ist ein Machtkampf um die künftige Ausrichtung der Freisinnigen im Gang. Übernimmt Burkart das Steuer, dürfte das das Ende von Gössis Ökokurs bedeuten. Einen Kurs, der von den FDP-Delegierten mitgetragen wird. Burkart hat jedoch den Ruf, Beschlüsse von Delegierten, der Fraktion und dem Präsidium ignorieren zu können.

Andererseits: Das CO2-Gesetz haben laut Vox-Nachwahlanalyse bloss 37 Prozent der FDP-Anhänger angenommen. Die Meinungen, ob nun eine Kurskorrektur angebracht wäre oder nicht, gehen auseinander.

Bis Mitte August dauert die Suche für die Nachfolge Gössis offiziell noch. Das Seilziehen um den FDP-Kurs wird noch weitergehen. Die fantastischen Gerüchte auch.

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