Flucht aus der Ukraine – wer hilft?
160 Waisenkinder suchen Platz in der Schweiz

Ein Kinderheim ist auf der Flucht. FDP-Nationalrat Portmann will Unterkünfte in der Schweiz besorgen. Bund und Flüchtlingshilfe helfen mit.
Publiziert: 12.03.2022 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2022 um 16:16 Uhr
Simon Marti

Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer fliehen vor Putins Angriffskrieg – in die Nachbarstaaten Polen und Ungarn, etliche noch weiter: 2475 ukrainische Flüchtlinge haben bis gestern Samstag nach offiziellen Angaben die Schweiz erreicht. Die Behörden rechnen damit, dass bald deutlich mehr Menschen folgen. Der Bundesrat hat den Schutzstatus S aktiviert, der den Flüchtenden ein rasches Aufenthaltsrecht garantiert. Zig Privatpersonen wollen Flüchtlinge bei sich aufnehmen.

Nationalrat Hans-Peter Portmann (59, ZH) will ebenfalls helfen. Er arbeitet fieberhaft daran, eine grosse Gruppe von Waisenkindern aus der Umgebung des westukrainischen Lwiw in die Schweiz zu bringen. «Ein mir bekannter ukrainischer Unternehmer hat mich kontaktiert», so der FDP-Politiker. Der vermögende Geschäftsmann, wohnhaft in Westeuropa, habe das Waisenhaus bis Kriegsbeginn finanziert. Nun seien die rund 160 Kinder und Jugendlichen mit 15 Betreuern nach Polen geflüchtet. Sein Bekannter suche einen Ort, an dem die Kinder längerfristig bleiben und aufwachsen könnten. «Im Idealfall bis zur Selbständigkeit», sagt Portmann. Die Schweiz sei dafür prädestiniert. Geld spiele keine Rolle, das habe ihm der Unternehmer zugesichert.

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Ukrainische Waisenkinder in der Stadt Lviv, im Westen des Landes.
Foto: EPA
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Was es aber braucht, ist eine geeignete Unterkunft. Und zwar rasch! «Es muss unser Ziel sein, dass diese Kinder schnellstmöglich an einen ruhigen Ort weiterreisen und dort auch bleiben können», sagt der Aussenpolitiker. «Sie sollten zusammenbleiben, sie haben ja keine Eltern, wir wollen sie nicht noch einmal aus ihrem Umfeld herausreissen.»

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Bis in die Schweiz geflüchtet:«Warum müssen unsere Kinder leiden und sterben?»

Gesucht wird also ein grosses Gebäude. Portmann: «Wenn eine Gemeinde, ein Kanton oder eine Stiftung über ein geeignetes Objekt verfügt, bitte, melden Sie sich bei mir!» Erreichen könne man ihn am einfachsten unter seiner parlamentarischen E-Mail-Adresse: hans-peter.portmann@parl.ch.

Wer helfen will, kann auch mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe Kontakt aufnehmen. «Wir suchen bereits in unserer Datenbank nach geeigneten Immobilien», sagt Direktorin Miriam Behrens. «200 Personen ist schon eine recht grosse Gruppe. Wer ein Objekt anbieten kann, ein Hotel zum Beispiel oder ein Pfadiheim, kann sich weiterhin gerne bei uns melden.» Die Adresse der Flüchtlingshilfe lautet: info@fluechtlingshilfe.ch.

«Gerade im Fall von vulnerablen Gruppen ist es wichtig, dass diese Menschen auch betreut werden», so Behrens weiter. «Da wir im engen Austausch mit den Hilfswerken stehen, können wir diese Betreuung gewährleisten.»

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) ist über die Aktion im Bild. SEM-Chefin Christine Schraner Burgener (58) bestätigt auf Anfrage, dass die Kinder formlos in die Schweiz einreisen könnten und die Grenzwacht vorab informiert würde, sobald der Termin der Einreise feststünde. Man würde sich im SEM auch darum kümmern, eine dauerhafte Lösung für die Kinder zu finden.

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