Bund will Trödel-Kantone nicht outen
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110'000 Menschen geimpft:BAG gibt bei Impfzahlen lediglich Schätzung bekannt

Noch immer keine Impf-Zahlen veröffentlicht
Bund will Trödel-Kantone nicht outen

Noch immer liefert der Bund keine detaillierten Zahlen zu den Corona-Impfungen. Die Frage stellt sich: Weil man nicht kann – oder weil die Behörden nicht wollen? Auch bei der Anpassung der Teststrategie vertröstet das Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Publiziert: 19.01.2021 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 11:00 Uhr
Lea Hartmann und Ruedi Studer

Rund 110'000 Personen seien in der Schweiz bereits gegen das Coronavirus geimpft, teilte Nora Kronig (40), Vizedirektorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), heute mit. Allerdings: Die Zahl ist nur eine Schätzung. Eine detaillierte Impfstatistik, aus der hervorgeht, wie viele Impfdosen in jedem Kanton gespritzt wurden, gibt es noch immer nicht. Obwohl Kronig vergangene Woche angekündigt hatte, dass die Statistik heute – knapp ein Monat nach den ersten Impfungen – nun endlich vorliegen soll.

Warum gibt es noch keine Zahlen?

Eine überzeugende Erklärung für die Verzögerung kann Kronig an der Medienkonferenz von Bund und Kantonen nicht liefern. Entsprechenden Fragen weicht sie aus. «Wir wollen keine Zahlen veröffentlichen, die noch nicht überprüft sind», sagt Kronig. Sie fügt an, dass man vermeiden wolle, dass «falsche Eindrücke» entstünden über Unterschiede zwischen den Kantonen.

Damit deutet sie an, dass die Behörden die Zahlen eventuell noch gar nicht veröffentlichen wollen, damit keine Vergleiche zwischen den Kantonen möglich sind. Rudolf Hauri (60), Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, betont denn auch, dass sich die Kantone in den nächsten Tagen bei ihren Impfzahlen angleichen würden.

Die Corona-Impfkampagne in der Schweiz läuft.
Foto: Keystone
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Auch zur Teststrategie hat das BAG noch immer keine Neuigkeiten zu vermelden. Eigentlich würde man erwarten, dass in einer Pressekonferenz Fragen beantwortet werden und danach nicht mehr Fragen im Raum stehen als vor der Medienveranstaltung.

Bund zahlt noch keine Massentests

Vermehrt wurde in den vergangenen Tagen die Forderung laut, dass beispielsweise in Altersheimen Massentests durchgeführt werden. Der Heimverband Curaviva fordert, dass der Bund die Kosten für das systematische Testen von Heimpersonal übernimmt. Heute zahlt der Bund nur Tests bei Personen, die Symptome haben.

«Natürlich können präventive Tests sinnvoll sein», räumt dazu Viriginie Masserey (56) ein, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG. Man sei daran, die Teststrategie anzupassen. Sie macht aber klar, dass man nicht will, dass die Tests für alle gratis werden. Wenn jemand einen Test zum Reisen brauche, sehe sie nicht ein, weshalb die Schweiz das bezahlen müsse, sagt Masserey. Auch das breite Testen von Einreisenden stehe wegen der Virus-Mutanten laut BAG zur Debatte. Die Empfehlungen dazu seien in Vorbereitung. Eine Grenzschliessung zu den Nachbarländern sei hingegen nicht vorgesehen. Nach einer ausgereiften Strategie klingt das noch nicht.

Anteil der Mutanten-Fälle steigt

Das BAG hat heute 2260 neue Corona-Infektionen und 75 Todesfälle registriert. Die Reproduktionszahl wird derzeit auf etwas über 0.8 geschätzt. Die Zahlen sinken – und das sei ermutigend, sagt Masserey. Noch gebe es aber keine Sicherheit und die Situation bleibe bedenklich. 388 Fälle mit den neuen Virus-Mutationen sind bislang bekannt. Hatte man vor zehn Tagen bei rund vier Prozent der sequenzierten Proben das Mutantenvirus nachweisen können, müsse man inzwischen von einem Anteil von rund 10 Prozent ausgehen. Dies bestätige die hochgradig ansteckende Natur dieser Mutationen.

Umso wichtiger ist deshalb, dass es mit den Impfungen vorwärtsgeht. Beim Impfstoff von Pfizer/Biontech gibt es derzeit allerdings Lieferengpässe. Gestern habe nur rund die Hälfte der vorgesehenen Dosen geliefert werden können, sagt BAG-Vizedirektorin Kronig. Man hoffe, dass man die zweite Hälfte in den nächsten zwei Wochen noch erhalte, bevor die reguläre nächste Lieferung des Pfizer-Impfstoffs erfolge.

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