EDA bleibt auf Flug-Rechnungen sitzen
Corona-Gestrandete verweigern Zahlung

Das Coronavirus legte den internationalen Reiseverkehr lahm. Mit 35 Charterflügen holte das Aussendepartement im Frühling 2020 deshalb Gestrandete in die Schweiz zurück. Und sitzt noch immer auf unbezahlten Rechnungen von 600'000 Franken.
Publiziert: 29.10.2021 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2021 um 09:31 Uhr

Und plötzlich ging gar nichts mehr. Weil sich das Coronavirus rasant ausbreitete, riegelten viele Staaten im März 2020 ihre Grenzen ab – manche von einem Tag auf den anderen. Und das mitten in der Ferienzeit!

Der internationale Reiseverkehr stand praktisch still. Flugzeuge blieben am Boden, Fährverbindungen waren eingestellt. Für viele Reisende gab es kein Vor und Zurück mehr. Sie waren gestrandet. Eine Rückreise in die Heimat war kaum mehr möglich.

In den folgenden Wochen flog das Aussendepartement EDA von FDP-Bundesrat Ignazio Cassis (60) insgesamt 4100 gestrandete Schweizerinnen und Schweizer auf 35 Charterflügen zurück. Es war die grösste Rückholaktion der Geschichte. Betroffen gewesen seien aber auch rund 3200 ausländische Staatsbürger, erklärt EDA-Sprecher Pierre-Alain Eltschinger.

Im März 2020 ging plötzlich nichts mehr. Das Coronavirus hatte den internationalen Reiseverkehr lahmgelegt.
Foto: imago
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Noch immer fehlen rund 600'000 Franken

Dabei war stets klar: Die Passagiere müssen sich an den Kosten beteiligen. «Die Fluggäste mussten sich damit einverstanden erklären, bevor sie den Flug nutzen durften», betonte das EDA. Dafür mussten sie ein Formular unterzeichnen. 80 Prozent der Kosten zahlen die Reisenden selbst, 20 Prozent übernimmt der Bund. Insgesamt zehn Millionen Franken nahm er zur Vorfinanzierung in die Hand.

Nun aber zeigt sich: Im Nachhinein hält sich die Dankbarkeit bei manchen «Geretteten» in Grenzen. Auch 18 Monate nach der grossen Rückholaktion fehlen dem EDA noch immer rund 600'000 Franken, berichtet «CH Media». Davon kann sich der Bund etwa 190'000 Franken gleich ganz ans Bein streichen.

Einzelne Schuldner seien gar nicht mehr auffindbar gewesen. Bei anderen habe sich von Anfang an abgezeichnet, dass nichts zu holen sei. Und wieder andere Rechnungssünder waren wegen falscher Adressangaben nicht mehr ausfindig zu machen. Das dürfte gerade auch bei ausländischen Staatsbürgern nicht ganz einfach sein.

Unter dem Strich hatte das EDA 1700 Rechnungen verschickt. Gesamtsumme: 7,5 Millionen Franken. Immerhin: Davon ist der Löwenanteil längst beglichen. 92 Prozent oder 6,9 Millionen Franken sind bis jetzt zurückbezahlt worden.

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EDA hofft noch auf 380'000 Franken

Bei rund 500 Fällen musste dagegen ein Inkassoverfahren eingeleitet werden. Aller Abmachungen zum Trotz waren diese Reisenden ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen. 74 Inkassoverfahren konnten mittlerweile erfolgreich abgeschlossen werden. In 51 Fällen habe der Bund wegen Zahlungsunfähigkeit der Schuldner einen Verlustschein erhalten. In acht Fällen wurde der Betrag definitiv abgeschrieben – etwa, weil die betreffenden Personen verstorben sind.

In 367 Fällen läuft das Inkassoverfahren weiter. Noch hofft der Bund, ausstehende Rechnungen von 380'000 Franken einkassieren zu können. Allerdings seien Inkassoverfahren meist sehr langwierig. Teilweise wird das EDA also noch lange auf sein Geld warten müssen. Sein Verlust könnte also noch deutlich höher ausfallen – gerade auch, weil ein Teil der Betroffenen im Ausland lebt. (dba)

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