Vier Juristen, eine Pflegefachfrau und ein Ökonom
Diese sechs nehmen die Indiskretionen unter die Lupe

FDP-Ständerat Philippe Bauer leitet die Arbeitsgruppe, die die Corona-Leaks untersucht. Dem Neuenburger Anwalt wird die schwierige Aufgabe zugetraut. Blick stellt die sechs Mitglieder der Gruppe vor.
Publiziert: 25.01.2023 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2023 um 22:11 Uhr
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Sermîn FakiPolitikchefin

Auf sie sind nun alle Augen gerichtet: die sechs Parlamentarier, die von den Geschäftsprüfungskommissionen von National- und Ständerat eingesetzt wurden, um die Corona-Leaks zu untersuchen. Doch wer sind die drei Ständeräte plus drei Nationalratsmitglieder eigentlich, die jetzt die Indiskretionen zu Bundesratsentscheiden während der Corona-Pandemie aufarbeiten? Blick stellt sie vor.

1

Philippe Bauer

Der Neuenburger Ständerat Philippe Bauer (60) scheint wie geschaffen für die Aufgabe als Präsident der Arbeitsgruppe: Der Freisinnige ist Anwalt mit eigener Kanzlei in Neuenburg und sitzt seit 2015 im Bundeshaus; zunächst als Nationalrat, seit 2019 als Ständerat. Obwohl Bauer dort gern und lang redet – 2021 musste er nach 55 (!) Minuten Monolog gebeten werden, doch langsam zum Schluss zu kommen – gilt er als verschwiegen und höchst integer.

Philippe Bauer ist sogar so verschwiegen, dass er – für einen Politiker unüblich – nicht einmal eine persönliche Website hat. Zudem sei er jemand, der sich nüchtern und objektiv an Dossiers setze, heisst es aus dem Bundeshaus.

Eine Arbeitsgruppe soll die Indiskretionen während der Corona-Pandemie aufklären. Im Fokus der Untersuchung: Bundesrat Alain Berset (rechts) und sein Ex-Sprecher Peter Lauener.
Foto: Keystone
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Der dreifache Vater ist aktives Mitglied einer der ältesten Schützengesellschaften der Schweiz. Er wurde schon mehrfach mit diskreten Prüfungen beauftragt: So war Bauer 2018 Mitglied jener Parteikommission, die die FDP-Bundesratskandidaten Karin Keller-Sutter (59), Christian Amsler (59) und Hans Wicki (58) auf Herz und Nieren prüfte.

Der Ständerat sitzt auch in der sechsköpfigen Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel), die den Geheimdienst überwacht und unter anderem die Crypto-Affäre aufgearbeitet hat. Diese Aufarbeitung war für ihn allerdings eine Feuertaufe: Kaum war er Mitglied der GPDel, musste er sich schon um diesen heiklen Fall kümmern. Heikel auch darum, weil der freisinnige alt Bundesrat Kaspar Villiger (81) in die Affäre um die Chiffriermaschinen verwickelt war, ebenso wie der ehemalige Geheimdienstchef Markus Seiler (54). Auch dieser ist FDP-Mitglied.

2

Thomas de Courten

Der Baselbieter SVP-Nationalrat Thomas de Courten (56) ist Vizepräsident der Arbeitsgruppe zu den Corona-Leaks. Der Ökonom betreibt eine Agentur für politische Kommunikation und Public Affairs. Er ist Mitglied in verschiedenen Verwaltungsräten und Verbänden. Im Parlament – de Courten ist seit 2011 Nationalrat – fällt er vor allem als Gesundheitspolitiker auf. In der Geschäftsprüfungskommission sitzt er seit 2015, kennt also die Arbeit aus vielen Untersuchungen. Auch de Courten ist dreifacher Vater.

3

Manuela Weichelt

Die Grüne Manuela Weichelt (55) hat keinen juristischen Hintergrund. Sie ist diplomierte Pflegefachfrau, Sozialarbeiterin und Gesundheitsexpertin. Das macht die zweifache Mutter aber mit Erfahrung wett: Weichelt war elf Jahre lang Zuger Regierungsrätin und leitete als solche bis 2018 die Direktion des Innern. Seit 2019 sitzt sie im Nationalrat – als erste Frau ihres Kantons. Als Hobby gibt Weichelt unter anderem Lesen an. Dem kann sie in den nächsten Wochen wohl ausgiebig nachgehen – wenn die Arbeitsgruppe denn auch die fraglichen Mails und Dokumente aus der Bundesverwaltung erhält.

4

Daniel Fässler

Der Innerrhoder Mitte-Ständerat Daniel Fässler (62) ist ein alter Hase unter der Bundeshauskuppel. Seit über elf Jahren ist er Mitglied der Bundesversammlung, zunächst als National-, seit 2019 als Ständerat. Der Jurist – seine Doktorarbeit wurde einst mit dem renommierten Walther-Hug-Preis ausgezeichnet – war zunächst als Anwalt tätig, bevor er zum Landammann Appenzell-Innerrhodens gewählt wurde. Das ist ein weiterer Vorteil: Der dreifache Vater Daniel Fässler ist neben Manuela Weichelt ein weiteres Mitglied der Arbeitsgruppe, das Erfahrung in einer kantonalen Regierung hat – also auch aus eigener Anschauung weiss, welche Indiskretionen das Funktionieren einer Kollegialbehörde beeinträchtigen.

5

Hans Stöckli

Für den Berner SP-Ständerat Hans Stöckli (70) ist die Arbeit in der Corona-Leaks-Gruppe besonders schwierig. Schliesslich steht mit Bundespräsident Alain Berset (50) ein Parteikollege im Fokus der Untersuchung. Beeindrucken lassen dürfte sich der ehemalige Bieler Stadtpräsident und dreifache Familienvater davon kaum. Auch er ist Jurist und ein erfahrener Parlamentarier. Seit 2004 ist er in der Bundesversammlung aktiv. Nicht mehr lange: Im Herbst tritt Stöckli nicht mehr zu den Wahlen an. Was auch bedeutet, dass die Untersuchung der Corona-Lecks nicht allzu lange dauern sollte: Kommt man bis Ende November nicht zu einem Ergebnis, müsste Stöckli wohl ausgetauscht werden.

6

Katja Christ

Auch die grünliberale Basler Nationalrätin Katja Christ (50) ist Juristin. Sie arbeitete zunächst beim Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, bevor sie auf die Gemeindeverwaltung Riehen und letztlich in eine Advokatur wechselte. Christ, Mutter von zwei Kindern und ehemalige Turniertänzerin, ist bundespolitisch eher ein unbeschriebenes Blatt: Sie sitzt auch erst drei Jahre im Nationalrat, wo sie sich als Bildungspolitikerin engagiert. Christ hat aber kürzlich für Schlagzeilen gesorgt, als sie nach der Wahl der Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider (59) in den Bundesrat einen zweiten Ständeratssitz für ihren Kanton forderte. Ausserdem hat sie als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission schon einige Erfahrungen sammeln können: Während Corona war die Kommission sehr aktiv.


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