Bei Guy Parmelin in Bursins VD
Hausbesuch beim neuen Bundesrat

Guy Parmelin ist frischgewählter Schweizer Bundesrat. Er wohnt idyllisch auf seinem Hof in Bursins im Waadtland.
Publiziert: 09.12.2015 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:44 Uhr
In der guten Stube des neuen Bundesrats: Daheim bei Guy Parmelin in Bursins VD.
Foto: Karl-Heinz Hug
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Zwölf gemütliche Jahre hat Guy Parmelin (56) im Parlament verbracht. Doch plötzlich ist alles anders: Die Bundesversammlung hat den Romand heute Mittwoch zum Bundesrat gewählt. Die SVP wollte mit einer welschen Kandidatur klarmachen, dass sie in der Westschweiz endgültig angekommen ist.

Weil der Walliser Polemiker Oskar Freysinger (55) in der fraktionsinternen Ausmarchung den Kürzeren gezogen hat, stand der zurückhaltende Waadtländer auf einmal in der Poleposition. «Ich bin für das Amt bereit», sagte Parmelin letzte Woche. Und etliche Parlamentarier waren bereit, ihm das zu glauben. Im Rat schätzt man ihn als «guten Typen», der die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit unaufgeregt präsidiert habe.

Als BLICK ihn besucht, nimmt der «gute Typ» Platz in der gemütlichen Stube seines Hofes in Bursins VD. Ein geschmückter Weihnachtsbaum aus Plastik steht in einer Ecke. Souvenirs dekorieren den Raum, gesammelt auf den zahlreichen Reisen, die er gemeinsam mit Ehefrau Caroline (53) unternommen hat. Seit zwanzig Jahren sind die beiden verheiratet. Kinder hat das Paar keine. «Das sind die Umstände des Lebens», sagte Parmelin nur und blickt aus dem Fenster in den zähen Morgennebel.

Die Regale sind gefüllt mit Büchern über antike Geschichte. Und mit Comics: In Leder gebunden stehen die Abenteuer von Asterix und Lucky Luke neben der Ilias von Homer. Hier erzählt der Weinbauer entspannt, warum er sich 2011 gegen eine Kandidatur für den Regierungsrat entschieden hat, um sich weiter der nationalen Politik zu widmen. Rasch wird klar, das Talent zum grossen Auftritt geht ihm ab. Das zeigte sich während der ersten Hearings in den Bundeshausfraktionen.

Dort hinterliess Parmelin einen zwiespältigen, manche sagen «lustlosen» Eindruck. Anders als seine beiden Konkurrenten Norman Gobbi (38) und Thomas Aeschi (36), die Punkte machen wollten, machte der Romand mit seinem holprigen Englisch von sich reden. Und mit seinen Verbindungen zur Pharma-Industrie. Ein «hartnäckiger Grosspharmalobbyist» sei Parmelin, sagt jemand, der mit ihm in der Gesundheitskommission sitzt.

Tatsächlich hat der Winzer dem einflussreichen Pharmalobbyisten Thomas Cueni (62) einen Zugangsausweis fürs Bundeshaus abgegeben. Er sei schon lange mit Cueni befreundet, sagt Parmelin schulterzuckend. «Wir mögen beide guten Wein, das verbindet.» Seine Unabhängigkeit tangiere dies nicht. Cueni habe ihm noch nie gesagt, wie er stimmen solle. Plötzlich tönt Parmelin sehr bestimmt: «Ich politisiere unabhängig.»

Das hat die Vereinigte Bundesversammlung mehrheitlich auch so gesehen und hat ihn mit einem sehr guten Resultat im dritten Wahlgang gewählt.

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