Bersets Plan kann nicht eingehalten werden
Wird es September, bis wir alle geimpft sind?

Bis Ende Juni will der Bund alle impfen, die das wollen. Doch Lieferengpässe und fehlende Zulassungen werden das verzögern. Nun reden Kantonsärzte schon davon, dass es Herbst werde.
Publiziert: 12.02.2021 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2021 um 07:28 Uhr
Es klang zu schön, um wahr zu sein. Laut den Plänen von Gesundheitsminister Alain Berset und ...
Foto: Keystone
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Bis Ende Juni, so versprach es Nora Kronig, Vizedirektorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), soll jeder gegen Corona geimpft sein, der das will. Mittlerweile geht man dort davon aus, dass es Ende Juli wird.

Doch nicht einmal daran glauben Experten noch. So gehen Kantonsärzte von September aus. Die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki sagte gegenüber Radio SRF: «Ich fürchte, bis wir dieses Ziel erreicht haben, wird es Herbst.»

Hauri redet von Spätherbst

Auch der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, der als Präsident der Kantonsärzte den Blick über die ganze Schweiz hat, sieht es gleich. Der «ambitiöse Plan», dass bis Anfang Sommer 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft seien, müsse wahrscheinlich aufgegeben werden. «Tatsächlich könnte es Spätherbst werden.»

BLICK hatte bereits Ende Januar berichtet, dass der Impfplan nicht aufgehe. Experten wie Interpharma-Chef René Buholzer hatten damals darauf hingewiesen, dass Forschung und Produktion von Impfungen hochkomplex seien und immer wieder mit Rückschlägen gerechnet werden müsse.

Lieferverzögerungen und fehlende Zulassungen

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Noch immer sind nur die beiden Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna zugelassen. Bei Astrazeneca, mit dem der Bund einen Vertrag über fünf Millionen Dosen abgeschlossen hat, gibt es immer wieder widersprüchliche Informationen zur Wirksamkeit. Im neusten Szenario der Armeeapotheke zur Impfstoff-Versorgung in den kommenden Monaten taucht Astrazeneca gar nicht mehr auf, wie SRF berichtet.

Novavax und Curevac, die ebenfalls kürzlich mit dem Bund handelseinig wurden, warten immer noch auf die Zulassung. Doch selbst mit den Impfstoffen von Pfizer und Moderna geht es nicht vorwärts – hier sind Lieferschwierigkeiten der Grund.

So früh wie möglich beschaffen

Das macht es unmöglich, nur schon die Risikogruppen schnell zu impfen. Beispiel Kanton Zürich: Bis Ende Februar hat der Kanton 190'000 Impfdosen zur Verfügung, das heisst, es können knapp 95'000 Menschen geimpft werden – im Kanton leben aber 240'000 Risikopersonen.

Buholzer hatte daher darauf gedrängt, dass der Bund möglichst breit Impfstoff beschaffen sollen. So müsse man Impfstoffe, die bei Swissmedic bereits in der rollenden Prüfung sind, gleich beschaffen. Denn: «Wir haben bei Pfizer/Biontech gesehen, dass ein einmal zugelassener Impfstoff sofort heiss begehrt ist.» (sf)

«Ende Juni ist die Schweiz geimpft!»
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BAG-Vize Kronig verspricht:«Ende Juni ist die Schweiz geimpft!»
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