«Sonst lande ich noch im Spital!»
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Erstimpfungen nehmen zu:«Sonst lande ich noch im Spital!»

Aufwärtstrend bei Erstimpfungen wegen Einschränkungen
2G macht Ungeimpften Beine

In Österreich sorgte die 2G-Regelung für einen Impfschub. Auch in der Schweiz zeigt sich ein Aufwärtstrend, seit weitere Einschränkungen für Ungeimpfte zur Diskussion stehen. Das zeigt eine Blick-Umfrage in den Kantonen.
Publiziert: 14.12.2021 um 00:24 Uhr
Ramona Schelbert, Daniel Ballmer und Ruedi Studer

Verschärfte Corona-Einschränkungen für Ungeimpfte gehen mit einer höheren Impfbereitschaft einher. Das ist das Ergebnis einer Studie des deutschen Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, das die Impfbereitschaft in deutsch-österreichischen Grenzregionen untersucht hat.

Demnach hat die Ankündigung der 2G-Regel in Österreich Anfang November zu einem Anstieg der Impfquote geführt. Im Vergleichszeitraum stieg die Quote in den österreichischen Grenzgebieten von 61 auf 68 Prozent, in den deutschen Grenzbezirken nur von 57 auf 61 Prozent. Weiter kommen die Studienautoren zum Schluss: «Gezielte Einschränkungen für Impfverweigerer scheinen die Impfbereitschaft stärker zu erhöhen als ein Lockdown für alle.»

Rund ein Fünftel mehr Erstimpfungen

Was in Österreich zu beobachten war, macht sich nun auch in der Schweiz bemerkbar. Die Ankündigung des Bundesrats, die 2G-Regelung notfalls flächendeckend anzuwenden, bringt wieder etwas mehr Ungeimpfte an die Spritze. In den letzten Tagen hat die Zahl der Erstimpfungen tendenziell zugenommen, wie Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit am Montag an einer Medienkonferenz bestätigte. Es seien 5700 mehr als in der Vorwoche.

In der Schweiz dürften bald flächendeckend 2G-Regeln gelten.
Foto: Keystone
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Das Covid-Dashboard des BAG weist für letzte Woche aktuell rund 30'000 Erstimpfungen aus. Gut ein Fünftel mehr als in der Vorwoche.

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Aufwärtstrend, aber kein Ansturm

Der Aufwärtstrend – wenn auch kein Ansturm – zeigt sich auch in den Kantonen. Basel-Stadt ortet «eine leichte Zunahme», und Graubünden meldet, dass die Impfbereitschaft «wieder zugenommen hat. Vergangene Woche wurden in den regionalen Impfzentren rund 900 Erstimpfungen vorgenommen».

In Freiburg geht es ebenfalls aufwärts – mit «bis zu doppelt so vielen Personen für die erste Dosis», wie Claudia Lauper vom Gesundheitsdepartement sagt. Und dann hinzufügt: «Wir haben aber noch Platz.»

Auch im Kanton Zürich stellen die Behörden wieder eine erhöhte Nachfrage nach Erstimpfungen fest. «Neben der vom Bundesrat vorgeschlagenen 2G-Regelung dürften weitere Faktoren wie die steigenden Fallzahlen oder die bevorstehenden Feiertage und Silvester zur erhöhten Nachfrage beitragen», sagt Jérôme M. Weber von der Gesundheitsdirektion.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bern. «Täglich werden rund 600 bis 700 Erstimpfungen verabreicht. Die Tendenz für Grundimmunisierungen ist wieder leicht zunehmend», so Gundekar Giebel von der Gesundheitsdirektion. In den Impfzentren, in denen man sich anmelden muss, seien Wartezeiten «selten und oft nur von kurzer Dauer». Bei einigen Walk-in-Möglichkeiten der mobilen Teams in den Gemeinden könne es zu kurzen Wartezeiten kommen.

Durchzogen ist die Bilanz in Solothurn: 429 Personen liessen sich übers Wochenende erstmals piksen. Am Wochenende davor waren es 402, vor zwei Wochen nur 257. «Im Kanton Solothurn kam es am vergangenen Wochenende in den Impfzentren zu einer leichten Zunahme von Erstimpfungen im Walk-in», so Mirjam Andres vom Gesundheitsamt.
Mehr Leute liessen sich also spontan piksen. Aber: «Die Anmeldungen für Erstimpfungen sind leicht rückläufig.»

Beliebter Booster

In anderen Kantonen hingegen wirkt sich die 2G-Ankündigung noch kaum aus. «In den Walliser Impfzentren haben wir bis jetzt keinen Anstieg der Anmeldungen für die Impfung mit der ersten Dosis im Zusammenhang
mit der 2G-Regelung festgestellt», schreibt das Gesundheitsdepartement. «Im Moment ist die Nachfrage nach Auffrischimpfungen hoch, aber relativ niedrig für Erstimpfungen.»

In Appenzell Ausserrhoden überwiegt ebenfalls klar der Drang nach Booster-Impfungen. «Die Erstimpfungen bewegen sich mehr oder weniger konstant bei fünf bis zehn Prozent aller täglich verabreichten Impfungen», heisst es bei der Kantonskanzlei. Ähnlich sieht es im Kanton St. Gallen aus. Die Ostschweizer stellen eher bei den Booster-Impfungen einen leichten Anstieg der Anmeldungen fest.

Einschränkungen stressen

Der Kanton Schwyz wartet ebenfalls weiter auf den grossen Impf-Ansturm. Von den täglich rund 250 Personen wollen sich die meisten boostern lassen. Zu den Erstimpfern gehörte am Montag der Musiker Peter Lüönd (48). Ausschlaggebend ist für ihn die verkürzte Gültigkeitsdauer der Testzertifikate, aber auch die drohende 2G-Regelung. Das habe ihn zunehmend gestresst. «Ich versuche mich abzusichern, damit ich nicht in einen Hammer laufe und vor geschlossenen Türen stehe», sagt er zu Blick TV.

Auch Ursula Betschart-Steiner (62) hat sich den ersten Piks geholt. Ihr machen die steigenden Fallzahlen Sorgen. «Im Spital möchte ich nicht landen», erklärt sie. Mit Blick auf die 2G-Regeln kann sie sich vorstellen, dass es «vielleicht nochmals einen Ruck gibt und sich mehr impfen lassen».

68 Prozent mindestens einmal geimpft

Ein Ruck, der durch den ungeimpften Bevölkerungsteil geht – mit Blick auf die angespannte Situation in den Spitälern wäre das nötig.

So sind schweizweit 5,9 Millionen Menschen zwar mindestens einmal geimpft, das sind aber erst 68,2 Prozent der Bevölkerung. Berücksichtigt man nur die über 12-Jährigen, liegt der Anteil immerhin bei 77,6 Prozent.

Damit hinkt die Schweiz Österreich deutlich hinterher: Im Nachbarland haben bereits 6,5 Millionen Menschen die erste Dosis erhalten. Auch dank Druck über 2G.

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