Jetzt will das Parlament den Profi-Sport retten
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Corona-Sportpaket:Jetzt will das Parlament den Profi-Sport retten

Amherds Corona-Sportpaket kommt nicht gut an
Jetzt will das Parlament den Profi-Sport retten

Das Corona-Rettungspaket des Bundesrats stösst bei den leidenden Profiligen auf Ablehnung: Zu hart sind die Bedingungen. Damit der Sport keinen bleibenden Schaden nimmt, will das Parlament nun einschreiten.
Publiziert: 12.08.2020 um 07:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2020 um 15:37 Uhr
Daniel Ballmer

Das Bundesparlament zieht die Reissleine. Der Schweizer Profisport dürfe nicht komplett ins Abseits geraten! Denn die Not sei gross. Dürfen die Vereine nicht bald wieder mehr Zuschauer in die Stadien lassen, droht vielen über kurz oder lang der finanzielle Kollaps. Mit Spannung wird deshalb der Entscheid des Bundesrats vom Mittwoch erwartet. Fällt Ende August die 1000er-Regel für Grossveranstaltungen? Für die Clubs ist es eine Existenzfrage.

Doch so gross die Not auch ist: Vom Corona-Rettungspaket von Sportministerin Viola Amherd (58) wollen die Profiligen in Fussball und Eishockey nichts wissen. Viel zu streng sind ihnen die Auflagen. Vor kurzem haben die 20 Clubs der zwei höchsten Fussballligen einstimmig beschlossen, den Darlehensvertrag nicht zu unterschreiben. Auch der Eishockeyverband wehrt sich: «Die formulierten Bedingungen könnten dazu führen, dass die Existenz des Schweizer Eishockeys in seiner Gesamtheit gefährdet werden könnte.»

Parlamentarier wollen Paket neu aufgleisen

«Es kann nicht sein, dass wir Kredite zur Verfügung stellen, die niemand will», findet SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52). Gemeinsam mit FDP-Ratskollege Christian Wasserfallen (39) hat er erreicht, dass in der zuständigen Kommission am Donnerstag erneut Vertreter der Sportverbände angehört werden. Zu viele Punkte seien ungeklärt. «Das Hilfspaket ist gut gemeint, mehrere Punkte sind in der Praxis aber nicht umzusetzen», sagt Wasserfallen.

Der Schweizer Profisport leidet enorm unter den Folgen der Corona-Krise. Über kurz oder lang droht manchem Verein der Konkurs.
Foto: Keystone
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Gleich zwei Sport-Pakete hat CVP-Bundesrätin Amherd geschnürt. Eines im März zur Soforthilfe mit je 50 Millionen Franken für Breitensport und Profisport, um Konkurse zu verhindern. Im Mai doppelte der Bundesrat mit 500 Millionen nach. Geld fliesst aber nur unter strengen Bedingungen. So müssen beispielsweise Clubs, die ein Darlehen nicht innert drei Jahren zurückzahlen, ihre Lohnsumme um 20 Prozent senken. Gleichzeitig sollen sie solidarisch haften, wenn sich ein Verein übernimmt.

Bedingungen sind «völlig widernatürlich»

Für SVP-Nationalrat und Sportmanager Roland Rino Büchel (54) ist das Rettungspaket ein Schuss in den Ofen. So sei eine Solidarhaftung unter sportlichen Konkurrenten «völlig widernatürlich». Das sieht Aebischer ähnlich: «Es kann nicht sein, dass Clubs, die seriös arbeiten, für Vereine haften müssen, welche ihre Finanzen nicht im Griff haben.»

Für Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (36) haben Amherd und ihr Bundesamt für Sport nicht sauber gearbeitet. Das Parlament sei ungenügend informiert worden – habe aber auch zu wenig genau hingesehen. Die Ligen hätten sich ebenfalls stärker einbringen müssen. Nun aber sei das Hilfspaket möglichst rasch neu aufzugleisen, so Trede kürzlich zu BLICK.

Bundesrat macht keine Anstalten

Ganz so rasch wird das aber nicht gehen. «Die Verordnung kann nur vom Gesamtbundesrat angepasst werden», stellt Christoph Lauener vom Bundesamt für Sport klar. Doch dafür gibt es bisher keine Anzeichen. Will das Parlament Anpassungen vornehmen, muss es dazu den ordentlichen politischen Weg einschlagen. Und der kann Monate dauern.

Davon lassen sich die Parlamentarier nicht entmutigen. «Wenn ein Gesetz in dieser Form nicht funktioniert, muss man es anpassen. Dafür ist das Parlament da», betont Aebischer. Und auch für Wasserfallen steht fest: «Der Wille im Parlament ist gross, hier nachträglich nochmals Verbesserungen zu erreichen.»

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