Zauberer der Macht
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Blocher hat Geburtstag:Zauberer der Macht

Acht Stichworte zum runden Geburtstag des SVP-Übervaters
Zauberer der Macht

80 Jahre alt wird Christoph Blocher am Sonntag. Eine Annährung in acht Punkten an den Mann, der die Schweiz in den letzten Jahren wie kein anderer geprägt hat.
Publiziert: 09.10.2020 um 22:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2021 um 22:44 Uhr
Sermîn Faki

1. Macht

Christoph Blocher ist ein Machtmensch. Er hat stets danach gestrebt zu führen – auch wenn er es kokettierend als Dienst an der Sache bezeichnet. Dazu passt die Widersprüchlichkeit am Freitag: Zieht er sich nun aus der Politik zurück, wie SRF berichtete, oder nicht? Jein. Er trat schon vor längerer Zeit ins zweite Glied zurück – ohne die Kontrolle über die SVP wirklich abzugeben. Seine älteste Tochter Magdalena Martullo-Blocher (51) sagt: «Bereits vor Jahren hat er sich aus allen führenden Parteipositionen zurückgezogen. Bei Bedarf stellt er allen in und ausserhalb der Partei seine grosse Erfahrung aber immer zur Verfügung.» Doch ihr Vater traue auch Jungen viel zu, sie selbst habe auch davon profitiert.

2. Geld

Geld ist Macht, auch bei Blochers. Geschenkt bekommt man hier nichts, man muss sich alles erarbeiten. «Mein Vater ist in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und musste sich seinen Lebensunterhalt selber verdienen», so Tochter Magdalena. Als er die Ems-Chemie in einer Krise übernahm, «verschuldete er sich und unsere Familie dafür bis unters Dach». Für ihn als Unternehmer bedeute Geld, Arbeitsplätze zu sichern.

3. Liebe

Fragt man Magdalena Martullo, so ist Silvia Blocher (85) die engste Vertraute des alt Bundesrats: «Die beiden führen eine sehr lebendige, enge Ehe.» Silvia Blocher hat ihren Mann bis vor wenigen Jahren an viele Anlässe begleitet, richtete seine Krawatte, gab noch einen Rat. Kennengelernt haben sich die beiden im Sommer 1962 in der Badi in Wald ZH. «Eine wunderschöne Frau lag auf einem Badetuch», erinnert er sich in der «Schweizer Illustrierten».

Christoph Blocher wird 80 Jahre alt.
Foto: Thomas Meier
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4. Herkunft

Heute gehört er zu den reichsten Schweizern. Doch aufgewachsen ist Blocher arm, als siebtes von elf Kindern einer Pfarrersfamilie in Laufen ZH. Fleisch kam kaum auf den Tisch, die sieben Jüngsten teilten sich ein Zimmer. Blocher spricht dennoch von einer schönen Kindheit. Er interessiert sich früh für die Landwirtschaft, geht später als Knecht zu einem Bauern. Doch später reicht ihm das nicht mehr: Blocher holt die Matura nach, studiert Jus – und wird Unternehmer und Politiker.

5. Familie

«Auch wenn man das von aussen nicht immer so wahrnimmt: Die Familie steht für ihn immer an erster Stelle», sagt Magdalena Martullo. Es sei ihm wichtig, dass er jede Woche persönlich mit den vier Kindern Kontakt habe – und er kümmere sich auch um die zwölf Enkel. «Mein Vater hat generell gerne Menschen, Kinder mag er aber noch mehr. Er kann spektakulär zaubern und Geschichten erzählen.»

6. Kunst

Christoph Blocher ist ein grosser Kunstliebhaber. Seine Bildersammlung – vornehmlich 19. Jahrhundert – muss in die Tausende gehen. Seine Lieblinge sind Albert Anker und Ferdinand Hodler. Auch die Musik liegt ihm am Herzen. Das einstige Kloster auf der Insel Rheinau hat er zu einem Musikerhotel umgebaut. Malerei oder Musik – was ist ihm wichtiger? Martullo sagt: «Er mag beides sehr gerne. Singen und tanzen liegen ihm auch, malen kann er selber leider gar nicht.»

7. Charakter

Magdalena Martullo bewundert an ihrem Vater «seine Konzentration aufs Wesentliche, seine Unerschütterlichkeit, seinen Mut und seine Kraft». Unerschütterlichkeit und Kraft sind wohl Begriffe, die Freund und Feind unterschreiben würden. Ohne diese wäre so ein Aufstieg nicht möglich. Und beide Eigenschaften sind dafür verantwortlich, dass Blocher immer wieder aneckt. Nach seiner Schwäche befragt, sagt Tochter Magdalena: «Er geht oft voran und informiert erst nachher.»

8. Geheime Leidenschaft

Leidenschaft für den Erfolg in Wirtschaft und Politik zeichnen Blocher aus. Doch gibt es auch eine kleine Schwäche, etwas, dem er nicht widerstehen kann? Tochter Magdalena verrät: «Mein Vater liebt Käse und getrocknetes Fleisch.» Zu Hause hätten sie das Geld dafür nicht gehabt. Auch deshalb, sagt sie, habe er Landwirt werden wollen.

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