No-Billag-Komitee ist trotz kleinem Budget siegessicher
«Ich hoffe, die SRG hat einen Plan B»

Einen Tag nach der No-Billag-«Arena» schmieden die Initianten Pläne für den Abstimmungskampf. Und geben sich auffallend handzahm.
Publiziert: 04.11.2017 um 16:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:00 Uhr
Sermîn Faki

Samstag Vormittag, Restaurant «Zeughauskeller» am Zürcher Paradeplatz. Fünf junge Männer sitzen an einem Ecktisch und beugen sich über ein Smartphone. Sie schauen Ausschnitte aus der «Arena» vom Freitagabend. Nicht allein aus politischem Interesse, sondern weil es am Vorabend am Leutschenbach um ein Thema ging, das sie seit Jahren beschäftigt.

Denn mit der «Arena» wurde am Freitag der Kampf um No Billag sozusagen offiziell eröffnet. Und bei den fünf jungen Männern handelt es sich um Thomas Juch, Olivier Kessler, Sven Bosshard, Silvan Amberg und Samuel Hofmann – fünf treibende Mitglieder des Kernteams der Initianten.

Auffallend SRG-freundlich

«Die Arena war ausgewogen – Jonas Projer hat einen guten Job gemacht. Auch wenn ich meine, er sei unserer Seite häufiger ins Wort gefallen als den anderen», sagt Olivier Kessler (31), das Gesicht von No Billag.

Thomas Juch, Olivier Kessler, Sven Bosshard, Silvan Amberg und Samuel Hofmann (v.l.) vom No-Billag-Komitee analysieren die SRF-«Arena» im Zürcher «Zeughauskeller» am Samstag, 4. November 2017.
Foto: Sermîn Faki
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Oliver Kessler (30) ist das Gesicht der No-Billag-Initiative.
Foto: Blick

Überhaupt geben sich die fünf Männer auffallend SRG-freundlich an diesem Morgen. Sie beteuern, nichts gegen das Unternehmen an sich zu haben. Nur eben dagegen, dass sie für dessen Produkte «Zwangsgebühren» bezahlen müssen. 

«Unser Ausgangspunkt ist die technologische Entwicklung», sagt Silvan Amberg (35), Vorstandsmitglied der liberalen Minipartei Up! und Co-Präsident von No Billag. «Wenn die Billag früher einmal Sinn gemacht hat, so ist das im Zeitalter von Internet und neuen Bezahlmodellen einfach nicht mehr der Fall.» Er zum Beispiel schaue nicht fern. Dass er dennoch 451 Franken im Jahr bezahlen muss, ärgert ihn daher.

«Die machen einen guten Job»

Dass die Initiative von den Gegnern nun zur Anti-SRG-Initiative gemacht werden, sei falsch. Doch auch die gehässigen Töne gegen das SRF stören ihn. «Mir tun die Mitarbeiter leid», sagt er. «Die geben sich ebenso viel Mühe wie andere Journalisten und machen einen guten Job.» Ihnen wollten die Initianten nicht an den Karren fahren.

Die nächsten Monate dürften hart werden für die Initianten. Hinter ihnen stehen keine Partei und kein Verband, die die Kampagne führen könnten. Zudem ist ihr Budget gemäss eigenen Aussagen klein: «Aktuell haben wir ein Budget von 30'000 Franken», sagt Sven Bosshard (26), zuständig für das Fundraising.

Hinzu kommen 30'000 Franken der Jungfreisinnigen, die eine eigene Kampagne machen werden. «Wir sind also klar der David im Kampf gegen den übermächtigen Goliath SRG», so Kessler. Auch vom Gewerbeverband und der SVP Zürich, die beide die Ja-Parole beschlossen haben, habe es bis jetzt kein Signal für eine finanzielle Unterstützung im Abstimmungskampf gegeben.

Crowdfunding gestartet

Für Thomas Juch (24), Vorstandsmitglied der Jungfreisinnigen, auch eine Chance: «Wir wollen nicht politisch vereinnahmt werden. Wir sind eine heterogene Gruppe mit ganz unterschiedlichen Anschauungen.»

No Billag hat stattdessen ein Crowdfunding gestartet. Innert 30 Tagen wollen sie mindestens 100'000 Franken sammeln. In den ersten 24 Stunden sind etwa 5000 Franken zusammengekommen.

Eine grosse Kampagne wird aber kaum drinliegen. Vorderhand setzen die Initianten auf Standaktionen und Social Media. Es ginge vor allem darum, die Initiative bekannter zu machen und zu mobilisieren.

Ob das reicht, wird sich zeigen. Die Billag-Abschaffer geben sich aber siegesgewiss. Kessler rät der SRG daher, sich von der aktuellen «Angstkampagne» zu lösen. «Ich hoffe, dass die SRG-Spitze einen Plan B hat. Alles andere wäre gegenüber den Mitarbeitern unverantwortlich.» 

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