Seit Jahren tobt ein Streit um die Frage, ob die Schweiz Rüstungsgüter herstellen und exportieren soll. Erst kürzlich hat das Parlament dem Bundesrat da Zügel angelegt: Die Ausfuhr von Kriegsmaterial in Länder, die Menschenrechte systematisch und schwerwiegend verletzen, wird verboten. Zudem werden die Kriterien, ob ein Export bewilligt wird oder nicht, auf Gesetzesstufe geregelt. Das heisst: Der Bundesrat darf Waffenexporte nicht mehr so einfach in Eigenregie bewilligen.
Bürgerliche Sicherheitspolitiker liefen dagegen Sturm – und hatten damit argumentiert, dass die Rüstungsindustrie wichtig sei für die Schweiz. Nur: Ist sie das wirklich? Rein wirtschaftlich gesehen sind Zweifel angebracht.
Knapp 5000 Arbeitsplätze hängen an den Waffen
Exporte von Kriegsmaterial und von besonderen militärischen Gütern sowie die inländische Nachfrage nach Rüstungsgütern durch die Schweizer Armee bei den Schweizer Rüstungsgüterproduzenten führten im Jahr 2019 zu einer Wertschöpfung von 858 Millionen Franken und 4972 Arbeitsplätzen. Zu diesem Schluss kommen die Wirtschaftsexpertinnen und -experten der Forschungsstelle BAK Economics, die im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Rüstungsindustrie unter die Lupe genommen haben.
Selbst wenn man sämtliche Zahlungsströme berücksichtigt, in die inländische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette involviert sind, resultiert in der Schweiz aus der Nachfrage nach Rüstungsgütern insgesamt eine Wertschöpfung in Höhe von 1,256 Milliarden Franken. Und 7624 Arbeitsplätze.
Winziger Anteil an der Wertschöpfung
Dieser sogenannte ökonomische Fussabdruck ist winzig. Zum Vergleich: Jener des Schweizer Finanzplatzes hat sich im Jahr 2020 auf eine Wertschöpfung in Höhe von 95,5 Milliarden Franken belaufen. Insgesamt waren 430'600 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Branche verbunden, wie BAK Economics im November 2021 bekanntgab.
In Relation zur gesamten Schweizer Volkswirtschaft liegt der Anteil der Wertschöpfung aus der Rüstungsindustrie bei 0,2 Prozent. Und auch hier nochmal ein Vergleich: Die Gastrobrance ist fünfmal so bedeutend, die Pharma-Branche gar 25-mal. (sf/SDA)
