Krimikolumne
Gestatten? Familie Sackler, legale Drogendealer

«Painkiller», eine neue Dokufiktion auf Netflix, zeigt, wie die US-Familie Sackler ganz legal Hunderttausende von Menschen angefixt hat und dank des Todes von über einer Million Menschen obszön reich wurde.
Publiziert: 20.08.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2023 um 15:22 Uhr
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Was stellen Sie sich unter dem absolut Bösen vor? Teufel, Dämonen, Monster? Ich stelle mir unter anderem Richard Sackler (78) vor. Der US-Milliardär war Co-Eigentümer und CEO des Pharma-Unternehmens Purdue Pharma, das für die sogenannte Opioid-Krise in den USA verantwortlich ist.

Purdue hat seit Ende der 1990er-Jahre, in vollem Wissen um dessen Schädlichkeit, das Schmerzmittel Oxycontin aggressiv vermarktet und so Milliarden gescheffelt. Oxycontin ist ein künstliches Opiat und macht schneller süchtig als Heroin – ganz legal verschrieben vom Arzt. Über eine Million Tote verzeichnet die Opioid-Krise in den USA. Mit ihrem Leben bezahlten sie den obszönen Reichtum der Familie Sackler, die eine Zeit lang dank grosszügiger Spenden an diverse Museen und Eliteuniversitäten in den höchsten Kreisen verehrt wurde. Bevor die Künstlerin Nan Goldin (69) sich dem Aktivismus gegen die Sacklers verschrieben hat – ihr Kampf ist in einer Dokumentation namens «All the Beauty and All the Bloodshed» festgehalten, um die es hier aber nicht geht. 

Die neue Netflix-Dokufiktion «Painkiller» stellt jetzt die Ermittlungen um Purdue und die Sacklers nach – und sie ist Pflichtprogramm. Auch wenn der Sechsteiler sehr amerikanisch dramatisiert ist und wirklich oftmals nervt, weil jeder dramaturgische Einfall hundertmal repetiert wird. Trotzdem: Die Mechanismen, wie es eine Familie ganz legal geschafft hat, eine Million Menschen zu töten, um damit reich zu werden, ist ein Lehrstück über den entfesselten amerikanischen Kapitalismus. Ob die Sacklers je vor Gericht müssen, ist im Übrigen heute immer noch unklar. 

Das Gesicht des Bösen: Richard Sackler, Multimilliardär, Purdue Pharma-Präsident, CEO und Mitbesitzer, fotografiert im Jahr 2015.
Foto: zvg
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«Painkiller» jetzt auf Netflix
Wertung: 4 von 5 


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