Risikopatient Stefan Büsser über seinen Corona-Podcast
«Angst ist der schlechteste Ratgeber»

Für Moderator und Risikopatient Stefan Büsser ist Corona ein potenziell tödliches Virus. Im BLICK-Interview erzählt er, wie er mit dieser Bedrohung umgeht, was er von Marco Rima und den Corona-Skeptikern hält und warum er einen neuen Podcast mit Daniel Koch macht.
Publiziert: 02.12.2020 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2021 um 22:06 Uhr
Interview: Patricia Broder

Für Comedian und Moderator Stefan Büsser (35) ist das Coronavirus gefährlicher als für andere. Denn mit seiner chronischen Lungenkrankheit Cystische Fibrose gehört der Zürcher zu den Risikopatienten. Im Frühjahr begab sich «Büssi» deshalb monatelang in Selbstquarantäne, heute mag er sich aber nicht mehr einsperren – im Gegenteil. Dem Thema Covid-19 stellt sich der Fernseh- und Radiomann erst recht und macht neu mit «Mister Corona» Daniel Koch einen Corona-Podcast, der sich seit seinem Start vor einem Monat zu einer Hitsendung entwickelt hat.

So wird Risikopatient Stefan Büsser (35) geschützt
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«Büssi» in der Risiko-Gruppe:So wird Risikopatient Stefan Büsser (35) geschützt

BLICK: Die Idee zu Ihrem aufklärerischen Corona-Podcast «Hockdown» soll ja ausgerechnet bei der Premiere des Corona-Skeptiker-Films «Unerhört!» entstanden sein, stimmt das?
Stefan Büsser: Ja, das stimmt (lacht). Nach dem Podiumsgespräch haben Daniel Koch und ich noch lange miteinander geredet. Er hat mir wahnsinnig spannende Dinge rund um das Virus erzählt, und ich hätte es schade gefunden, wenn die niemand mehr hören würde. So war die Idee zum Podcast geboren.

Und damit scheinen Sie einen Nerv zu treffen. Die ersten drei Folgen waren bereits in den Top 10 der Schweizer Podcast-Charts.
Ja, der Podcast läuft super! Es sind schon fast 1000 Fragen an Daniel Koch eingegangen, und täglich kommen neue dazu. Das freut mich sehr. Mit unserer Sendung möchten wir den vernünftigen Leuten die Möglichkeit geben, sachliche Informationen zu Corona zu erhalten, auf unterhaltsame Art und Weise. Und es gibt einfach niemand anderen in der Schweiz, der die Pandemie besser erklären könnte als Daniel Koch.

Stefan Büsser gehört wegen seiner chronischen Lungenkrankheit Cystische Fibrose zu den Corona-Risikopatienten.
Foto: Screenshot SRF
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Mit Ihrer Lungenkrankheit sind Sie selbst ein Risikopatient. Trotzdem sind Sie Mitte Oktober noch im Casinotheater Winterthur vor grossem Publikum aufgetreten. Ist Büssi unvorsichtiger geworden?
Das kann man so nicht sagen. Das ist die Ambivalenz, mit der alle Risikopatienten zu kämpfen haben. Natürlich ist für uns Schutz wichtig, aber auch bei mir kommt das Geld nicht einfach morgens in meinen Briefkasten geflogen. Es gilt einen Mittelweg zu finden. Ich befinde mich immer in enger Absprache mit meinen Ärzten. Klar bin ich ein Risikopatient, aber ich kann mich jetzt auch nicht zwei Jahre lang einsperren.

Zu Beginn der Pandemie haben Sie sich monatelang in Ihrer Wohnung zurückgezogen. Wie handhaben Sie es jetzt, da die Ansteckungszahlen wieder rapide gestiegen sind?
Ich wähle sehr selektiv aus, wen ich treffe. Meistens sind das Einzeltreffen mit Familienmitgliedern oder engen Freunden. Ich gehe an keine Partys, auch nicht an runde Geburtstage von besten Freunden. Ich bin sehr vorsichtig und schütze mich, so gut ich kann. Richtig Angst hatte ich aber sowieso nie. Die Rate der Todesfälle hat mich immer beruhigt. Und trotz allem Risiko darf man auch nicht aufhören zu leben.

Ihre Moral scheint seit Beginn der Pandemie hoch zu bleiben.
Ja. Wenn ich etwas gelernt habe in fünfunddreissig Jahren des Krankseins, dann ist es, dass Angst der schlechteste Ratgeber ist. Ich glaube auch, dass Angst für den Körper schlimmere Folgen hat als jedes Virus.

Inwiefern hat Ihnen Ihre Hündin Foxie durch die Krise geholfen?
Sie hat mir extrem geholfen, vor allem während des Lockdowns. Es macht einen riesigen Unterschied, ob du ein Lebewesen in deiner Wohnung hast oder nicht. Foxie hat sich zwar gefragt, warum ich so oft in ihrer Wohnung bin (lacht), dennoch hatten wir es sehr gut miteinander.

Manche Spitäler in unserem Land sind am Anschlag, die Intensivstationen voll. Darf man noch über Corona lachen?
Unbedingt. Wer jetzt nicht gemerkt hat, dass es Humor braucht, hat den Ernst der Lage nicht verstanden. Gerade in Zeiten der Krise ist es wichtig, dass man den Humor behält, denn er macht sie erträglich.

Ihr Youtube-Video zu den Corona-Skeptikern sorgte für Aufsehen. Was ist Ihre Antwort darauf, warum gerade Komiker-Kollegen wie Marco Rima oder Rob Spence zu den prominenten Corona-Gegnern gehören?
Ich glaube, bei Rima und Spence sind echte Existenzängste da, ihre Familien nicht mehr ernähren zu können. Ich finde es legitim, dass sie ihre Sorgen äussern und offene Fragen haben. Sie grundsätzlich als Idioten abzustempeln, finde ich falsch und keine Lösung. Auch wenn ich mich von ihrer Haltung zu Corona klar distanziere.

Kulturschaffende im ganzen Land schlagen seit den neuen Corona-Regeln Alarm, viele Existenzen sind bedroht. Welche Hilfsmassnahmen erwarten Sie?
Es wird nicht ohne finanzielle Bundeshilfe gehen, die hoffentlich bald kommt. Denn vor nur fünfzig Leuten zu spielen, ist für keinen Künstler möglich. Ich habe die Luxus-Situation, dass ich nicht allein von meinen Auftritten lebe. Andere haben dieses Privileg nicht. Viele kämpfen jetzt ums Überleben, und wir müssen nun schauen, wie wir diese Menschen unterstützen können.

Wie sehen Sie die Zukunft der Unterhaltungsbranche?
Ich bleibe positiv und habe grosse Hoffnung in die Schnelltests. Wenn man in fünfzehn Minuten sieht, ob jemand Corona hat oder nicht, wird es auch wieder möglich sein, unsere Theater zu öffnen.

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