«Meinem Sohn war das scheissegal»
Musiker Seven über seinen neuen Namen, seinen neuen Song und seine Midlife-Crisis

Jahrelang war Jan Dettwyler nur unter seinem Künstlernamen Seven bekannt. Nun vereint der Aargauer die beiden Welten und veröffentlicht gleich auch einen Song damit. Ein Interview über das neue Lied, seinen Duettpartner und seine Midlife-Crisis.
Publiziert: 05.11.2023 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2023 um 14:31 Uhr
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Berit-Silja GründlersRedaktorin People

Neue Wege für Musiker Seven (45)! Der zwischen Berlin und Zürich pendelnde Sänger aus Wohlen AG veröffentlicht seine Lieder neu unter einem anderen Künstlernamen. Dafür hat er nicht lange fantasiert, sondern seinen bürgerlichen Namen herbeigezogen. Neu tritt er als Jan Seven Dettwyler auf. Mit SonntagsBlick spricht der Musiker über diesen Schritt und erzählt, wieso er ihn für nötig hielt.

SonntagsBlick: Sie haben am Freitag mit «Kurz auf Stop» Ihren ersten Titel unter dem neuen Künstlernamen veröffentlicht. Wieso der Namenswechsel?
Jan Dettwyler: In den letzten Jahren ist der Wunsch in mir gereift, meinen Namen zu erweitern und irgendwo meinen bürgerlichen Namen reinzubringen. Ich habe gespürt, dass ich etwas ändern muss, denn «Seven» ist unpersönlich, kein Mensch, sondern nur eine Zahl und eine Figur. Ich habe mir einen Schutz aufgebaut durch diesen Künstlernamen und ich wollte nun mehr Mensch zulassen. Es war aber überhaupt keine Hauruckentscheidung, sondern etwas, was jahrelang gereift ist.

Sie sind 45. Hat Ihr neuer Künstlername etwas mit einer Midlife-Crisis zu tun?
Ich bin wirklich gerade mitten im Leben, mein Vater ist doppelt so alt wie ich. Midlife passt also wirklich. Klar stellt man sich Fragen wie «Was will ich hier eigentlich?». Da ist es logisch, dass man das Hamsterrad, in dem man sich bewegt, mal anschaut und sich selbst hinterfragt. Genau dieses Hinterfragen ist Thema in unserem neuen Song. Ich stelle mir viele Fragen, viele mehr als mit 20. Auch die Namensänderung ist eine Folge davon, aber eine gute. Früher hätte ich mich nie getraut.

Jahrelang war der Aargauer Jan Dettwyler unter seinem Künstlernamen Seven bekannt.
Foto: Thomas Meier
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Seven ist nicht nur in der Schweiz eine bekannte Marke, sondern auch in Deutschland. Ist der Schritt nicht ein grosses Risiko?
Einen Namen zu verändern, einen Namen zu erweitern, ist immer riskant. Aber auch neue Musik zu veröffentlichen, ist riskant, weil es den Leuten, die dir seit Jahren folgen, vielleicht nicht gefällt. Es ist also schon ein Risiko, etwas zu verändern, woran die Leute sich jahrelang gewöhnt haben. Und ja, ich habe mir eine Marke aufgebaut, die mir nicht gehört. Und jetzt kann ich sagen, dass das Ganze auch «meins» ist, und da schleicht sich bei mir ein stolzes Gefühl ein. 

Persönlich: Jan «Seven» Dettwyler

Jan Dettwyler kam in Wohlen AG als Sohn eines Tenors und einer Pianistin auf die Welt. 2002 erschien sein erstes Album. Damit stand er auch als Vorgruppe von Destiny's Child im Hallenstadion auf der Bühne. 2016 trat Seven in der deutschen TV-Show «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert» auf, von 2020 bis 2023 war er Gastgeber des Schweizer Pendants. Dettwyler ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und pendelt zwischen Zürich und Berlin.

Jan Dettwyler kam in Wohlen AG als Sohn eines Tenors und einer Pianistin auf die Welt. 2002 erschien sein erstes Album. Damit stand er auch als Vorgruppe von Destiny's Child im Hallenstadion auf der Bühne. 2016 trat Seven in der deutschen TV-Show «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert» auf, von 2020 bis 2023 war er Gastgeber des Schweizer Pendants. Dettwyler ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und pendelt zwischen Zürich und Berlin.

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Macht sich die Namensänderung auch in Ihrem Privatleben bemerkbar?
Ich war immer Jan. Wenn mir irgendjemand Seven sagt, bin ich verwirrt. Seven war weder mein Spitzname, noch steht der irgendwo in meinem Pass. Das waren zwei Welten, die nun halt näher zusammengerückt sind und etwas manifestieren, was gar nie so weit auseinander war.

Wie reagierte Ihre Familie auf diesen Schritt?
Dem Kleinsten ist das scheissegal – da bin ich auch froh drüber. Mit meiner Frau habe ich es erst besprochen, als ich selbst schon wusste, dass ich diesen Weg gehen will. Sie ist als Spiegel sehr wertvoll und stellt auch gerne kritische Fragen. Grundsätzlich habe ich meine Familie schon an meinen Gedanken teilhaben lassen, aber ich rede jetzt auch nicht durchgehend darüber, was ich denn jetzt mache und so. Wenn ich zu Hause bin, sind andere Themen viel wichtiger. Der ältere Sohn interessiert sich eher für die technischen Sachen und Basketball. Und natürlich reden wir auch über Hausaufgaben.

Ihren neuen Song «Kurz auf Stop» singen Sie nicht alleine, sondern mit dem deutschen Musiker Johannes Oerding (41). Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Wir haben immer gesagt, dass wir was zusammen machen sollen, aber zwei emotionale Männerstimmen sind eigentlich heikel. Ich habe dann einen Song geschrieben, plante ihn als Duett und schrieb ihm: «Ich habe ihn.» Mit dem Text habe ich genau einen Nerv getroffen: Er wollte zu diesem Zeitpunkt in ein Sabbatical gehen – und genau darum gehts in dem Song ja auch.

Klingt, als ob Sie sich sehr gut verstehen.
Wir kennen uns schon ewig. Wir haben uns vor elf Jahren in Basel zum ersten Mal getroffen und uns auf Anhieb gut verstanden. Er beeindruckt mich, weil er einen steinigen Weg hinter sich hat und ein Chrampfer ist. Er hat jahrelang ohne Kohle in WGs gewohnt, Strassenmusik gemacht und sich wirklich jeden einzelnen Fan erspielt. Wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen und sind beide Host bei «Sing meinen Song», er in Deutschland, und ich war es bis vor kurzem in der Schweiz. Uns verbindet sehr viel, und wir haben uns immer unterstützt. 

Müssen Sie selbst manchmal «Kurz auf Stop» drücken und Pause machen?
«Nichts tun ist eine Gabe, die ich nicht habe», hat Sting mal gesagt. Das passt sehr gut zu mir. Ich nutze die Musik als Therapie und verarbeite dort Sachen, gleichzeitig aber auch wie ein Mantra: Ich versuche mich in den Songs selbst zu belehren und mit dem Zeigefinger auf mich zu zeigen. Genau so ist der Song auch entstanden.

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