Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Royal
Darum muss Prinz Andrew nicht in den Knast

Das britische Königshaus steckt in einer riesigen Krise: Prinz Andrew wird sich vor Gericht gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigen müssen. Das müssen Sie wissen!
Publiziert: 14.01.2022 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2022 um 15:51 Uhr
Prinz Andrew muss vor Gericht. Er tut dies als Privatperson.
Foto: Imago
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Queren Elizabeth II. (95) greift durch: Sie hat Prinz Andrew (61) die Titel und Ämter entzogen. Eine Konsequenz, nachdem eine Gerichtsverhandlung zu den Missbrauchsvorwürfen von Virginia Giuffre (38) unvermeidlich scheint. Nun stellen sich einige Fragen.

Wie wahrscheinlich ist ein Prozess in den USA im Moment?

Ex-US-Bundesanwalt Neama Rahmani erklärt: «Ich halte einen Prozess für sehr wahrscheinlich, fast für sicher.» Meistens würden zivile Klagen aussergerichtlich geklärt, doch dieser Fall liegt Rahmanis Meinung nach anders. Viele Opfer wollten nicht öffentlich aussagen, Giuffre dagegen sei sehr offen mit ihren Anschuldigungen umgegangen und wolle ihre Geschichte erzählen. Zudem sei ein Prozess ihre beste Möglichkeit, eine grosse Summe an Schadenersatz zu bekommen.

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Die profilierte Anwältin Sarah Krissoff sieht die Möglichkeit eines zivilen Verfahrens dagegen deutlich skeptischer. Sie merkt an, dass Prinz Andrew ein grosses Interesse an einer aussergerichtlichen Einigung haben sollte, um peinliche detaillierte Schilderungen vor Gericht zu vermeiden. Deshalb könne er Giuffre womöglich einen guten Deal vorschlagen.

Das wird Prinz Andrew vorgeworfen

Klägerin Virginia Giuffre wirft Prinz Andrew in einem Zivilverfahren in den USA vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Sie gibt an, zuvor Opfer eines von US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings zu sein. Maxwell war erst vor kurzem von einem Gericht in einem US-Strafverfahren in mehreren Punkten schuldig gesprochen worden und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. Epstein nahm sich 2019 in Untersuchungshaft das Leben. Andrew streitet alle Vorwürfe kategorisch ab.

Klägerin Virginia Giuffre wirft Prinz Andrew in einem Zivilverfahren in den USA vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Sie gibt an, zuvor Opfer eines von US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings zu sein. Maxwell war erst vor kurzem von einem Gericht in einem US-Strafverfahren in mehreren Punkten schuldig gesprochen worden und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. Epstein nahm sich 2019 in Untersuchungshaft das Leben. Andrew streitet alle Vorwürfe kategorisch ab.

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Wann könnte ein mögliches Gerichtsverfahren starten?

Bei einer Anhörung im November hatte Richter Lewis Kaplan den Herbst 2022 als mögliches Datum für ein Hauptverfahren genannt.

Muss Prinz Andrew nun in den Knast?

Da es sich um eine Zivilklage handelt, kann es für Andrew neben einem weiteren Imageschaden nur um finanzielle Konsequenzen gehen. Jegliche geldwerten Besitztümer des Royals in den USA sowie Konten könnten für diesen Zweck dann ins Visier der Justiz geraten – sofern Virginia Giuffre Recht bekommt. Haftstrafen oder Ähnliches sind aber nur in einem Strafprozess möglich.

Welche Optionen hat Andrew?

Theoretisch könnte der 61-Jährige mit dem Gericht zusammenarbeiten und versuchen, seine Unschuld zu beweisen. Experte Rahmani sieht das aber als sehr unwahrscheinlich: Erstens sei Prinz Andrew nicht verpflichtet, in die Vereinigten Staaten zu reisen und könnte auch zu keiner Kooperation gezwungen werden. Zweitens berge jede Zusammenarbeit das Risiko, sich angreifbar für eine Strafanklage zu machen.

Es gibt also keine Möglichkeit, dass US-Behörden eine Auslieferung des Prinzen ersuchen könnten?

Zumindest nicht in Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Zivilverfahren.

Kann Andrew zu einer Aussage unter Eid gezwungen werden?

Auch das ist Rahmani zufolge nicht möglich. Der Duke of York könne zwar vom Richter zu einer Aussage aufgefordert werden. Doch wenn dieser nicht folge, bleibe dem Gericht höchstens übrig, der Jury die Anweisung zu erteilen, davon auszugehen, dass Prinz Andrew seine Aussage geschadet hätte.

Gibt es auch noch die Möglichkeit eines Strafprozesses?

Anwältin Krissoff gibt zu bedenken, dass die rechtlichen Hürden für eine Strafanklage auf US-Bundesebene sehr hoch seien. Kollege Rahmani spricht demgegenüber davon, dass dies «sicherlich eine Möglichkeit» sei. Ermittler hatten nach der Festnahme Jeffrey Epsteins das Gespräch zu Andrew als Zeugen gesucht, dies fand aber nie statt. Ob Staatsanwälte gezielt gegen ihn ermitteln oder ob es gar eine nicht-veröffentlichte Anklage gibt, ist unklar. «Ich gehe davon aus, dass die US-Staatsanwaltschaft, wenn es genügend glaubwürdige Beweise gibt, jeden anklagen wird, der an dem sexuellen Missbrauch mit Epstein beteiligt war – ob es nun Prinz Andrew oder jemand Anderes ist», sagt Rahmani.

Darf Andrew sich noch Prinz nennen?

Neben seinen militärischen Titeln verzichtet Prinz Andrew auch darauf, den Titel als HRH (Königliche Hoheit) zu verwenden. Genau wie Harry (37) darf er sich aber weiterhin als Prinz bezeichnen. (SDA/bnr)

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