«Nach dem Tod von Carlos waren wir total verloren»
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Urs Bühler von «Il Divo»:«Nach dem Tod von Carlos waren wir total verloren»

Weltstar Urs Bühler von Il Divo
«Ich bin immer noch der Junge aus Willisau»

Er ist nicht mehr oft in der Schweiz, wäre es aber gerne: Urs Bühler über sein Leben als Startenor von Il Divo.
Publiziert: 07.10.2022 um 00:12 Uhr
Dominik Hug

Er ist wohl der Schweizer Sänger, der im Ausland am meisten Alben verkauft hat: Urs Bühler (51) vom Klassik-Quartett Il Divo. Am 12. Oktober singt er die grössten Hits wieder einmal in der Schweiz. Mit Blick spricht der Startenor im Zoom-Interview aus den USA über sein Leben und den Corona-Tod seines ehemaligen Il-Divo-Kollegen Carlos Marín (1968–2021).

Wo erreichen wir Sie gerade?
Urs Bühler: In Cincinnati im Bundesstaat Ohio. Wir touren gerade durch die USA. Ich frage mich jeden Morgen, in welcher Stadt ich mich gerade befinde (lacht). Aber wir sind froh, endlich wieder unterwegs sein zu können.

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Urs Bühler (2. v. r.) hat mit Il Divo 30 Millionen Alben verkauft.
Foto: WireImage
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Corona hat Sie besonders geprägt. Ihr Kollege Carlos Marín ist im letzten Dezember daran verstorben ...
Das war extrem tragisch. Wir waren während der letzten 18 Jahre fast täglich zusammen, woraus sich eine grosse Freundschaft entwickelt hat. Nach seinem Tod fühlten wir uns verloren. Wir glaubten, dass es vorbei ist mit Il Divo.

Sie haben sich anders entschieden. Warum?
Dank der sozialen Medien erkannten wir, wie gross die Anteilnahme war. Aber vor allem auch, wie gross das Bedürfnis vieler Menschen ist, weiterhin Il Divo erleben zu dürfen. Also suchten wir eine neue Bariton-Stimme. Und fanden in Steven LaBrie den perfekten Mann dazu. Irgendwie fügten sich alle Steinchen wieder zusammen, und ich kann nach der Trauer um Carlos das Leben endlich wieder umarmen.

Wie wird man eigentlich Startenor?
Als Teenager sang ich in einer Hardrockband. Diese Musik gefällt mir heute noch am besten. Nach der Matura begann ich Musik zu studieren und rutschte so in die Klassik hinein. Ich hatte immer eine glasklare Tenorstimme. 2003 bekam ich die Einladung, bei einer neuen Castinggruppe in London vorzusingen. Und so ging die Reise los mit Il Divo.

Von Willisau im Luzerner Hinterland auf die grossen Bühnen der Welt.
Genau. Wenn ich zurückdenke, wie ich mir mit 20 vorgestellt habe, wie mein Leben mal herauskommen könnte – schon krass! Die ersten zwei Jahre mit Il Divo waren harte Arbeit, wir hatten kaum was verdient. Aber als wir dann auf unsere erste Welttournee gingen und mit unserem zweiten Album in den USA auf dem ersten Platz landeten, wurde das Leben etwas komfortabler.

Sie hatten damals auch Groupies und Stalkerinnen.
Stimmt. Wir waren Anfang 30 und wurden wie Popstars gefeiert. Das hat sich mittlerweile zum Glück ein bisschen beruhigt. Mit 51 ist man nicht mehr so in Flirtlaune (lacht). Unser Publikum ist inzwischen auch etwas älter und gesetzter.

Könnten Sie sich mit 30 Millionen verkaufter Alben eigentlich schon zur Ruhe setzen?
Ja. Aber dann müsste ich mein Leben umstrukturieren. Natürlich kam in den letzten 15 Jahren schön Geld rein. Ich wusste jedenfalls schon da, falls ich irgendwann wieder einen regulären Job ausüben müsste, um über die Runden zu kommen, habe ich wirklich was komplett falsch gemacht. Anderseits könnte ich mit meiner Frau Leticia auch ein weniger luxuriöses Leben in einer Dreizimmerwohnung führen und wäre wohl ebenso glücklich.

Wo ist Ihr Lebensmittelpunkt, wenn Sie nicht auf Tournee sind?
Ich habe seit über 15 Jahren ein Haus in Andorra. Ich mag die Berge dort und dass es immer sonnig ist. Von dort bin ich in zweieinhalb Stunden am Mittelmeer. Wir haben aber auch noch ein Haus in Los Angeles, weil ich mit Il Divo viel Zeit in den USA verbringe. Ich bin aber nicht so der Stadtmensch, sondern immer noch der Junge aus Willisau.

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Und wie oft sind Sie noch in der Schweiz?
Leider weniger als ich es sein sollte. Meine Eltern und Geschwister sind alle noch da und sie werden leider nicht jünger. Ich geniesse meine Karriere sehr, alles ist immer noch ein riesiges Abenteuer. Dennoch träume ich immer häufiger von einem Leben ohne Verpflichtungen. Was es mir dann auch ermöglichen würde, wieder mehr Zeit bei der Familie in der Schweiz zu verbringen.

Wie lange können Sie noch auf diesem Niveau singen und touren?
Man sagt, dass die Tenorstimme in der Regel mit 45 ausgewachsen ist. Je älter man wird, umso schwieriger wird also die Singerei. Deswegen mache ich heute mehr denn je Stimmübungen. Ich singe täglich die Tonleitern, schlafe viel, mache regelmässig Fitness. Ich schaue gut zu meinem Körper. Sonst könnte ich dieses Leben nicht mehr führen.

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