«Peter K. - Alleine gegen den Staat»
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Der offizielle Trailer:«Peter K. - Alleine gegen den Staat»

«Peter K. – Alleine gegen den Staat» läuft ab 10. November
«Amok-Rentner» Peter Hans Kneubühl (79) kommt als Film ins Kino

Als sich der Rentner Peter Hans Kneubühl vor zwölf Jahren nach seinem Amoklauf in Biel noch auf der Flucht befindet, ist für den Regisseur Laurent Wyss schon klar: Diese Story gehört ins Kino. Nach einigen Startverschiebungen ist nun der Kinostart am 10. November fix.
Publiziert: 16.09.2022 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2022 um 07:04 Uhr
Jean-Claude Galli

Vor zwölf Jahren, am 8. September 2010, eskalieren die Ereignisse am Mon-Désir-Weg in Biel BE: Seit längerem widersetzt sich der Rentner Peter Hans Kneubühl (heute 79) nach einem Erbstreit der Versteigerung seines Hauses. Bei der Zwangsräumung schiesst er auf die Beamten und trifft einen Polizisten am Kopf, der schwer verletzt überlebt. Nachts gelingt ihm die Flucht, worauf eine spektakuläre Jagd auf den früheren Ingenieur beginnt. Im Einsatz befinden sich insgesamt über tausend Polizisten und schwere Geräte wie ein Super-Puma-Helikopter oder ein Piranha-Radschützenpanzer. Am 17. September wird Kneubühl schliesslich in der Taubenlochschlucht gefasst. Heute ist er in Verwahrung im Bezirksgefängnis in Thun BE.

Für den Regisseur, Journalisten und heutigen Tele-Bielingue-Programmleiter Laurent Wyss (45) war damals sofort klar: Die Causa Kneubühl gehört ins Kino. «Mit einem Spielfilm kann man der Geschichte einen neuen Blickwinkel geben und den Zuschauer emotional mit dem Fall verbinden. Noch während Kneubühl auf der Flucht war, wollte ich wissen, wer dieser Mann war, der so weit ging, um sein Haus zu verteidigen. Ich begann, diese Geschichte bis ins kleinste Detail zu recherchieren. Im Verlauf dieser Arbeit wurde mir klar, dass die Psyche dieses vermeintlich ‹geisteskranken› Mannes im Mittelpunkt meiner Geschichte stehen würde.»

Um die Ereignisse möglichst exakt wiederzugeben, trifft sich Wyss ein halbes Dutzend Mal mit Kneubühl zum Gespräch. «Als ich ihn interviewte, empfand ich Kneubühl als den einsamsten Mann, den ich je getroffen habe, von seiner Jugend gezeichnet. Doch er war auch intelligent und scharfsinnig, frustriert über den Erbstreit und den Verlust des Hauses, in dem er seine Mutter gepflegt hatte. Der Mangel an sozialer und rechtlicher Unterstützung schien angesichts der offensichtlichen Ohnmacht von Kneubühl ungeheuerlich. Seine von Angst erfüllten Schilderungen wurden aufgrund der Unflexibilität und des mangelnden Mitgefühls unseres Systems zur Realität. Die moderne Tragödie des isolierten Menschen in einem isolierenden Land.»

Manfred Liechti als «Amok-Rentner» Peter Hans Kneubühl im Film «Peter K. – Alleine gegen den Staat» von Laurent Wyss. Der Filmstart erfolgt am 10. November dieses Jahres.
Foto: zVg
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Für das Drehbuch werden Kneubühls Schriften, Presseberichte und Gerichtsprotokolle verwendet, um einen subjektiven Erzählstil zu entwickeln, der Kneubühls verengte Sichtweise zeigen soll.

Manfred Liechti stellt Kneubühl dar

Auf der Suche nach einem geeigneten Hauptdarsteller wird Wyss bei einem Mann fündig, der sich mit der Verkörperung von Randfiguren bestens auskennt – auch weil er selber auf eine schwierige Kindheit in ärmlichen Verhältnissen zurückblickt. Den markanten Berner Charakterkopf Manfred Liechti (65) kennen die TV-Zuschauer aus den SRF-Serien «Wilder» und «Gotthard». Er ist 2002 mit «Im Namen der Gerechtigkeit» für den Schweizer Filmpreis nominiert und steht 2006 in «Die Herbstzeitlosen» von Bettina Oberli (49) als Dorfpatron grösser im Fokus. Zuletzt ist er 2020 in «Von Fischen und Menschen» an der Seite von Sarah Spale (41) zu sehen. Im Bestreben um grösstmögliche Authentizität trifft sich auch Liechti mit Kneubühl zum Gespräch. «Der Film soll beim Kinopublikum Fragen aufwerfen und zum Denken anregen», verspricht sich Liechti von der filmischen Umsetzung des Falls.

Die Dreharbeiten von «Peter K. – Alleine gegen den Staat» begannen vor vier Jahren mit der Absicht, das Werk pünktlich zehn Jahre nach den dramatischen Ereignissen 2020 ins Kino zu bringen. Im Originalhaus in Biel kann nicht gedreht werden, doch die Produktion findet eine vergleichbare Liegenschaft im nahen Madretsch. Aber die Mittelsuche für ein angemessenes Budget stellt sich als unerwartet schwierig heraus, und das Projekt gerät in Verzug. Potenzielle Geldgeber zögern, weil Kneubühl im Grunde genommen ein Antiheld ist und sich nicht als Robin-Hood-Figur darstellen lässt. Nach einer zusätzlichen Finanzierungsphase wird der Film schliesslich mit einer Laufzeit von 99 Minuten fertiggestellt. Und nun ist nach mehreren Verschiebungen auch der Starttermin fix: «Peter K. - Alleine gegen den Staat» läuft am 10. November in den Schweizer Kinos an. Eine Vorpremiere findet am 18. September am Festival du Film Français d'Helvétie in Biel statt.

Fall Kneubühl

Amok-Rentner Peter Hans Kneubühl (heute 79) sorgte im September 2010 für einen beispiellosen Polizeieinsatz. Auslöser war die geplante Zwangsversteigerung seines Elternhauses in Biel BE nach einem Erbstreit. Kneubühl wollte das verhindern und verschanzte sich im Gebäude. In der Folge rückte die Polizei an, sperrte das Quartier grossräumig ab.

Der Ingenieur reagierte nach stundenlanger Belagerung mit Gewalt. Er schoss auf die Einsatzkräfte und traf einen Polizisten am Kopf. Dieser überlebte schwer verletzt. Kneubühl schaffte danach irgendwie die Flucht in die Nacht!

Es folgten mehrere schwere Pannen der Polizei. So wurde zum Beispiel das falsche Fahndungsfoto verwendet. Tagelang merkte niemand, dass dort Kneubühls Vater abgebildet war. Trotz gross angelegter Suchaktion mit Militärhelikoptern und Suchhunden blieb der Amok-Rentner wie vom Erdboden verschluckt.

Am vierten Tag nahm der Fall eine neue Wende: Kneubühl kehrte zu seinem Elternhaus zurück, schoss erneut auf die Polizisten, ohne jemanden zu treffen. Obwohl sich die Polizei auf dieses Szenario vorbereitet hatte, entkam der Rentner abermals!

Bizarr: Das enorme Echo, das der Fall auslöste, rief sogar Kneubühl-Unterstützer auf den Plan, die eine kleine Demo durchführten.

Erst neun Tage nach seiner Flucht konnte Kneubühl schliesslich verhaftet werden, nachdem ihn eine Frau erkannt hatte. Heute ist der Amok-Rentner in Verwahrung und sitzt dort 23 Stunden pro Tag in seiner Zelle.

Amok-Rentner Peter Hans Kneubühl (heute 79) sorgte im September 2010 für einen beispiellosen Polizeieinsatz. Auslöser war die geplante Zwangsversteigerung seines Elternhauses in Biel BE nach einem Erbstreit. Kneubühl wollte das verhindern und verschanzte sich im Gebäude. In der Folge rückte die Polizei an, sperrte das Quartier grossräumig ab.

Der Ingenieur reagierte nach stundenlanger Belagerung mit Gewalt. Er schoss auf die Einsatzkräfte und traf einen Polizisten am Kopf. Dieser überlebte schwer verletzt. Kneubühl schaffte danach irgendwie die Flucht in die Nacht!

Es folgten mehrere schwere Pannen der Polizei. So wurde zum Beispiel das falsche Fahndungsfoto verwendet. Tagelang merkte niemand, dass dort Kneubühls Vater abgebildet war. Trotz gross angelegter Suchaktion mit Militärhelikoptern und Suchhunden blieb der Amok-Rentner wie vom Erdboden verschluckt.

Am vierten Tag nahm der Fall eine neue Wende: Kneubühl kehrte zu seinem Elternhaus zurück, schoss erneut auf die Polizisten, ohne jemanden zu treffen. Obwohl sich die Polizei auf dieses Szenario vorbereitet hatte, entkam der Rentner abermals!

Bizarr: Das enorme Echo, das der Fall auslöste, rief sogar Kneubühl-Unterstützer auf den Plan, die eine kleine Demo durchführten.

Erst neun Tage nach seiner Flucht konnte Kneubühl schliesslich verhaftet werden, nachdem ihn eine Frau erkannt hatte. Heute ist der Amok-Rentner in Verwahrung und sitzt dort 23 Stunden pro Tag in seiner Zelle.

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