Tourismus, Haushalte und Verkehr müssen sich anpassen
So verändert der Klimawandel unser Land

Weil der Klimawandel ihre Existenzgrundlage gefährdet, mussten Schweizer Betriebe ihre Geschäftsstrategie in den letzten Jahren komplett umkrempeln. Trotzdem bleiben Bergbahnen, Bauernhöfe und energieintensive Industriebetriebe weiter bedroht.
Publiziert: 12.03.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2019 um 19:08 Uhr
Claudia Gnehm
Claudia GnehmStellvertretende Wirtschaftschefin

Wer im Schweizer Tourismus arbeitet, spürt die existenziellen Risiken des Klimawandels heute schon direkt. Die Zahl der Tage, an denen Schnee liegt, nahm in den letzten vierzig Jahren stetig ab. Im Vergleich zu 1970 fängt die Schneesaison heute zwölf Tage später an und hört 25 Tage früher auf. Bei einem Temperaturanstieg um 2 Grad ist mit einem Rückgang der Anzahl schneesicherer Skigebiete um einen Fünftel zu rechnen.

Die Skigebiete müssen reagieren. Sie bauen ihr Angebot im Sommer aus. Und reduzieren so die Abhängigkeit vom Schnee. So gehören Downhill-Bike-Trails auf grünen Skipistenhängen inzwischen zum Standardangebot. Um sich auf den Klimawandel einzustellen, empfiehlt der Bund, Schneeanlagen nur noch ab über 1800 Metern über Meer auszubauen.

Transport als Problemkind

Der Tourismus ist aber nicht nur ein zentraler Betroffener des Klimawandels, sondern auch ein wichtiger Verursacher. Die Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus kann aber nicht sagen, wie viel CO2-Emissionen Tourismusbetriebe verursachen. Das Treibhausgas-Inventar des Bundes erfasst die Tourismus-Emissionen in den Sektoren Dienstleistungen und Verkehr.

Weltcuprennen in Adelboden 2018: Je höher die Schneegrenze durch den Klimawandel steigt, desto weniger funktioniert das Geschäftsmodell Skisport.
Foto: Keystone
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Der Sektor Verkehr ist der grösste Klima-Übeltäter – und er verschlimmert sich stetig: Lag der Verkehrsanteil 1990 noch bei 27,7 Prozent der Gesamtemissionen, waren es 2015 bereits 32,1 Prozent. Der Aufruf der Touristiker, von der Strasse auf die Schiene zu wechseln, ist sinnvoll. Allein die SBB entlasten mit ihrem Personentransport die Emissionsbilanz der Schweiz um 4,3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Zum Vergleich: Die Schweiz verursachte 2016 insgesamt 48,3 Millionen Tonnen CO2.

Ebenfalls Opfer und Täterin des Klimawandels ist die Landwirtschaft: Der letzte Sommer gab einen Vorgeschmack auf künftige Sommer mit steigenden Temperaturen und sinkenden Grundwasserspiegeln. Getreide-, Futtermittel-, Obst- und Gemüseproduzenten erlitten Ernteausfälle, die Konsumentenpreise stiegen. Für Nutztiere musste mit Helikopter Trinkwasser angeflogen werden.

So sehr die Bauern unter der Dürre leiden, so stark tragen sie zum CO2-Ausstoss bei. Die Landwirtschaft ist für 13,5 Prozent der klimaschädlichen Gase verantwortlich. Über die Hälfte stammt aus dem Methan der Kuhmägen. Bei solchen komplexen biologischen Prozessen gibt es laut dem Schweizerischen Bauernverband nur begrenzt Reduktionspotenzial. Nur ein kleiner Teil stamme von Traktoren. 

CO2-Schleudern nicht mehr gefragt

Zwar zählt die Industrie zu den energieintensiven Sektoren. Aber sie verbucht die grössten Fortschritte bei der Reduktion. Sie verursachte 2015 noch 20,3 Prozent der hiesigen Treibhausgas-Emissionen, verglichen mit 21,6 Prozent fünfzehn Jahre zuvor. Allein die 1100 Firmen des Maschinen-, Metall- und Elektro-Industrieverbands Swissmem haben ihren CO2-Ausstoss in der Schweiz von 1990 bis 2018 um 59 Prozent reduziert. Allerdings exportiert die MEM-Industrie mit dem Outsourcing auch immer mehr Emissionen. Zwischen 2008 bis 2011 verdoppelte sich der Ausstoss bei ausländischen Zulieferern.

Die Industrie leistet aber einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion bei Dritten. MEM-Produkte lösen während des Gebrauchs meist mehr Emissionen aus, als sie für die Herstellung benötigten. Maschinen, die möglichst wenig Energie brauchen, helfen dem Klima am meisten. Bei Werkzeugmaschinen konnten gemäss Swissmem 22 Prozent eingespart werden.

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