Sie investieren all ihr Geld ins Auto
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Tuner über ihre Leidenschaft:Sie investieren all ihr Geld ins Auto

Thomas Freitag (20) verzichtet fürs Auto auf fast alles
«Ich brauche keine Freundin, ich habe mein Auto»

Die Autofanatiker Thomas Freitag (20) und Silvan Bosco (21) stecken so viel in ihr Auto, dass sie dafür überall sonst zurückstecken müssen. Für Felgen, PS und Co. geben sie den letzten Rappen aus. Das Auto ist ihnen wichtiger als eine Beziehung oder eine eigene Wohnung.
Publiziert: 11.12.2021 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2021 um 18:34 Uhr
Samuel Walder

Glänzende Felgen, breite Spoiler und viel Leistung. So tunen die Autoliebhaber ihre Sport-Boliden. Alles Geld wird ins Auto gesteckt – dabei verzichten die Autofreaks auf andere Dinge. Das Motto: «Mehr Hubraum statt Wohnraum.» Zwei Autofreaks sprechen mit Blick über ihre Leidenschaft, die ihr ganzes Leben bestimmt. Ihre Tuning-Karossen sind überall mit dabei.

Zum Beispiel bei Thomas Freitag (20) aus Kloten ZH. Der Automobil-Mechatroniker fährt einen VW Golf 4 R32. Das Auto hat er vor einem Jahr gekauft. Schon über 15'000 Franken hat er investiert. «So ein Auto zu besitzen, war schon immer mein Traum», sagt er. «Ich habe es für 10'500 Franken gekauft. Mittlerweile hat das Auto seinen Wert mehr als verdoppelt.» Er erklärt, dass der Wagen 241 PS hat und mit einem Sechs-Zylinder-Motor ausgestattet sei. Doch das reicht ihm nicht. «Ich habe zwar schon viel an meinem Auto herumgeschraubt. Fertig ist es aber noch lange nicht.»

«Mit drei Jahren kannte ich schon fast alle Automarken»

Tieferes Fahrwerk, Auspuffanlage, Felgen, verdunkelte Scheiben, Sportlenkrad und Rostbehandlung: Das alles hat er schon an seinem Auto gemacht. Der Grund: «Es ist eine Leidenschaft. Durch mein Auto kann ich mich ausdrücken. Jedes Mal, wenn ich mein Auto starte oder eine Passstrecke fahre, vermittelt es pure Emotionen», schwärmt er. Ohne sein Auto würde ihm etwas Wichtiges im Leben fehlen. Denn schon früh hat seine Begeisterung für Autos begonnen. «Mit drei Jahren konnte ich schon fast alle Marken aufsagen und den Kühlergrill der verschiedenen Autos erkennen.»

Thomas Freitag (20) fährt einen Golf 4 R32. Er liebt sein Auto, bezeichnet sich als Autofreak.
Foto: Siggi Bucher
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Doch nicht nur auf der Strasse begleitet ihn sein Golf. Auch in seinem Zimmer steht eine Mini-Version seines Autos. Thomas Freitag wohnt noch bei seinen Eltern. Überall in seinem Zimmer trifft man auf Gegenstände, die etwas mit Autos zu tun haben. «Im Moment reicht mein neun Quadratmeter grosses Zimmer aber völlig aus. Aber sobald ich das nötige Geld habe, ziehe ich aus.»

55'000 Franken investiert

Nicht nur Freitag liebt sein Auto. Wie er gibt es zahlreiche Autofreaks unter jungen Männern wie ihm. Auch Silvan Bosco (21) aus Winterthur ZH ist ein grosser Tuning-Fan. Der gelernte Metallbauer besitzt drei eigene Autos. Eines davon ist sein Ein und Alles: ein grauer Nissan 350Z. Für satte 55'000 Franken hat er bereits an seinem Auto bereits herumschrauben lassen. Neben Motor, Auspuff und Fahrwerk hat er auch Karosserie, Felgen, Innenraum und Spoiler geändert. Dazu kommen noch Kleinigkeiten wie Schalensitze, Innen- und Aussenlicht.

Der Blick in Boscos Zimmer zeigt: Auch ihm ist Hubraum wichtiger als Wohnraum. In seinem kleinen Reich hängen Auto-Poster, Trikots von Motorradfahrern, und natürlich eine Miniaturausgabe seines Nissans ist aufgestellt. «Autos haben mein Leben geprägt. Ich mache fast alle Umbauten selber. So stark habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt», sagt er.

«Ich brauche keine Freundin»

Ob sie sich als Autoposer sehen, beantworten beide gleich: Nein, das seien Menschen, die durch den Lärm ihrer Autos anderen schaden. Die beiden kurven lieber irgendwo rum, wo es niemanden stört. Zudem schrauben so viel an ihren Autos rum, dass sie viel mehr in der Garage stehen als auf der Strasse fahren würden. «Mein Auto wird noch länger in der Garage stehen», sagt Freitag. Er sei noch lange nicht fertig, und es kommen ihm immer wieder neue Ideen.

Dass ihnen Hubraum wichtiger sei als Wohnraum, können beide unterschreiben. Freitag sagt: «Ich brauche nicht mal eine Freundin. Ich habe mein Auto.» Auch wenn es manchmal eine Hass-Liebe sei. «Wenn etwas kaputtgeht, nervt es. Doch dann gibt es wieder diesen Moment, die volle Power auf einer Passstrasse zu spüren, und das macht alles wieder gut.»

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