FDP-Ständeräte haben die Nase voll
«Es reicht, Pierre Maudet muss gehen»

Namhafte Freisinnige sind mit ihrer Geduld am Ende. Die Affäre um den Genfer Staatsrat schade der Partei.
Publiziert: 25.11.2018 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2018 um 08:16 Uhr
Simon Marti
Simon MartiRedaktor SonntagsBlick

Als sie am Freitag vor der Kamera der «Tagesschau» stand, gab sich Petra Gössi (42) keine Mühe, ihre Enttäuschung über den freisinnigen Genfer Staatsrat Pierre Maudet (40) zu verbergen. An seiner Stelle, so die FDP-Chefin und Schwyzer Nationalrätin, wäre sie wahrscheinlich zurückgetreten.

Maudet steht seit Monaten wegen einer Reise nach Abu Dhabi unter Beschuss, die er nicht selbst bezahlt hatte.

Diese Woche wurden weitere Ungereimtheiten ruchbar: Maudet habe seinen jährlichen Mandatsbeitrag an die Partei nicht immer selbst geleistet. Dennoch konnte sich die FDP Genf vorgestern Freitag nicht dazu durchringen, ihren einstigen Shootingstar zum Rücktritt zu bewegen.

Seine Kompetenzen werden weiter beschnitten: der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet.
Foto: Keystone/SALVATORE DI NOLFI
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«Sein Verhalten ist für die Partei eine Belastung»

Namhafte Freisinnige aus der Deutschschweiz haben nun die 
Geduld verloren, so etwa Joachim Eder (67). «Die FDP muss die Reissleine ziehen und Pierre Maudet zum Rücktritt auffordern», so der Zuger Ständerat und ehema­lige Regierungsrat. «Der Schaden ist angerichtet. Das Verhalten Maudets ist für die Partei eine zunehmende Belastung.» Gössi habe sich zwar deutlich geäussert, nun aber müssten Taten folgen.

Josef Dittli (61) vertritt im Ständerat den Kanton Uri. Auch er amtete wie Eder jahrelang in der Kantonsregierung. Und wie sein Frak­tionskollege hat er eine klare Haltung zu den Vorgängen in Genf. « Es reicht, Pierre Maudet muss zurücktreten. Und die nationale Parteileitung ist gut beraten, ihm dies klar zu sagen», so Dittli. Maudets Verhalten habe «mit unserem Liberalismus nichts zu tun».

Ständerat Hans Wicki (54) wiederum, derzeit FDP-Bundesratskandidat und ebenfalls ehema­liger Regierungsrat, erklärt auf Anfrage: «Wer wie ich und Pierre Maudet so viel Glück gehabt hat im Leben, der muss sich seiner Rolle als Vorbild bewusst sein.»

FDP Schweiz kann niemanden ausschliessen

Sie habe Verständnis für diese Stimmen aus der Fraktion, sagt Gössi zu SonntagsBlick. Aber: «Als FDP Schweiz haben wir keine Möglichkeit, ein Mitglied einer Kantonalpartei direkt aus der Partei zu werfen.» Am Montag diskutiert der Parteivorstand die Sachlage. «Gemäss unseren Statuten ist es möglich, dass unsere Kantonalpräsidenten die Genfer Sektion auffordern, ein Mitglied auszuschliessen», sagt Gössi.

Gut möglich also, dass die FDP den Ton gegen Maudet, der unter anderem eine Kolumne für die BLICK-Gruppe schreibt, nochmals verschärft.

Er selbst erklärt auf Anfrage, dass er die Position von Eder und Dittli verstehe, sie aber nicht teile. Genauso wie seine Kantonalpartei, die nicht beabsichtige, «sich zum jetzigen Zeitpunkt zu den politischen Folgen dieser Frage zu äussern», so der Genfer. Der Druck aus der Deutschschweiz wird damit sicher nicht geringer. 

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