Bimmel-Bann für Bauer Brechbühls Beriker Braunvieh!
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Aargauer Kuhglocken-Streit:Bimmel-Bann für Bauer Brechbühls Beriker Braunvieh!

Kanton spricht Machtwort in Aargauer Kuhglocken-Streit
Bimmel-Bann für Bauer Brechbühls Beriker Braunvieh!

In Berikon AG sorgt nächtliches Kuhglocken-Gebimmel für einen Streit zwischen einem Bauern und Weide-Anwohnern. Nun hat der Kanton entschieden: Ab 22 Uhr gilt Nachtruhe – und ein Bimmel-Bann!
Publiziert: 24.06.2021 um 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2021 um 17:42 Uhr
Matthias Kempf

In der Aargauer Gemeinde Berikon gilt die Nachtruhe neu auch für Kühe. Konkret: Das Gebimmel der Kuhglocken muss von 22 Uhr abends bis 7 Uhr morgens verstummen, hat der Kanton entschieden. Auslöser für den Entscheid ist ein Streit zwischen einem schlaflosen Weide-Anwohner und Landwirt Walter Brechbühl (61).

Der ist enttäuscht vom Bimmel-Bann, wie er im Gespräch mit Blick sagt. Jeden Tag liess er bisher seine 10 Kühe mit Glocken auf die Weide. «Kuhglocken sind doch Tradition», sagt er. «Früher hat das nie jemanden gestört.»

Gemeinde will Kuhglocken-Klarheit

Die Zeiten haben sich aber geändert, argumentiert der Schlaflos-Anwohner Markus Hüsser, der sich mit anderen Anwohnern beim Kanton beschwert hat. «Das Dorf ist grösser geworden. Der Kuhglocken-Lärm verläuft sich nicht mehr über der Weide, sondern wird von den vielen neuen Gebäuden reflektiert.» Der 46-Jährige sieht die Kuhglocken zwar ebenfalls als Tradition, dennoch müsse man den Lauf der Zeit beachten: «Berikon ist keine Land-Gemeinde mehr, sondern Agglomeration der Stadt Zürich.» Da brauche man Ruhe, um sich zu erholen.

Landwirt Walter Brechbühl (61) muss seinen Kühen die Glocke ab 22 Uhr abnehmen, hat der Kanton entschieden.
Foto: Nathalie Taiana
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Der Kuhglocken-Entscheid des Kantons betrifft bisher nur eine Parzelle von Bauer Walter Brechbühl. Auf der anderen Seite, weit weg vom Siedlungsgebiet, dürfen seine Kühe in der Nacht weiterhin bimmeln. So einen Bimmel-Flickenteppich möchte die Gemeinde aber verhindern. «Da wir das Polizeireglement aufgrund des Kantonsentscheids sowieso anpassen müssen, wollen wir gerade das gesamte Gemeindegebiet prüfen», sagt Gemeindeammann Stefan Bossard. So soll von Beginn weg definiert werden, wo der Bimmel-Bann gilt und wo nicht.

«Die Bauern nehmen Rücksicht»

Der Aargauer Bauernverbands-Präsident Christoph Hagenbuch hat aus der Zeitung vom Kuhglocken-Entscheid des Kantons erfahren. «Hier haben zwei nicht miteinander geredet. Im Normalfall nehmen die Bauern Rücksicht», sagt er. Im aktuellen Fall sei ein Streit eskaliert.

Für die beiden Glocken-Streithähne ist der Fall erledigt. «Ich akzeptiere das Urteil», sagt Bauer Brechbühl. Und Anwohner Hüsser ist dank ruhigem Schlaf auch die Streitlust vergangen. «Ich hätte mir eine friedliche Lösung ohne diesen Rummel gewünscht.»

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