«Ich habe einige Regeln gebrochen, um das hier zu machen»
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Ocean-Gate-CEO Stockton Rush:«Ich habe einige Regeln gebrochen, um das hier zu machen»

«Gibt eine Regel, dass man Kohlefaser und Titan nicht zusammen verwendet»
Selbst der CEO wusste, dass das U-Boot gefährlich ist

Experten sind sich einig: Das am Sonntag verschollen gegangene U-Boot Titan ist implodiert. Warum genau, ist unklar. Jetzt liefert ein Experte erste Hinweise.
Publiziert: 23.06.2023 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2023 um 21:35 Uhr

Auf einem Tauchgang zum Titanic-Wrack ging es verloren. Anschliessend wurde tagelang nach dem Tauchboot gesucht, um die Insassen zu retten. Am Donnerstagabend dann die Gewissheit: Es wurden Trümmerteile des Tauchboots gefunden – nur 500 Meter von der Titanic entfernt und in 3800 Metern Tiefe. Experten sind sich einig: Die Insassen starben innert Millisekunden an einer Implosion.

Warum das U-Boot implodierte, ist unklar. Doch weiss man, dass die Konstruktion des U-Boots alles andere als gewöhnlich war. Es wurde mit einem Spiel-Controller gesteuert und hatte ein Bullauge, welches gerade einmal für eine Tiefe von 1300 Metern zertifiziert war.

Titan und Kohlefaser – eine gefährliche Mischung

Doch nicht nur die Steuerung und das Guckloch waren problematisch. Auch der Druckbehälter, in dem die Passagiere sassen, wirft Fragen auf. Wie das Fachmagazin «The Conversation» berichtet, bestehen U-Boote, welche so tief tauchen, normalerweise aus einer kugelförmigen Titan-Struktur. Diese ist elastisch und schrumpft, um sich dem enormen Druck anzupassen, erklärt Eric Fusil, Professor für Elektrotechnik und Maschinenbau an der Universität Adelaide, dem Portal.

Das Titan Tauchboot ist Experten zufolge implodiert. Die Passagiere Harding, Rush, Dawood mit Sohn und Nargeolet (im Uhrzeigerin Sinn von l.) sind tot.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Bei der Titan war hingegen – anders als der Name suggeriert – nicht alles aus Titan. Der Druckbehälter bestand aus einer Mischung von Titan und Kohlefasern. Der Experte erklärt, dass beide Materialien völlig unterschiedliche Eigenschaften mit sich bringen. Die Kohlenstofffaser sei steifer und weniger elastisch als Titan.

Laut Fusli könnte es aufgrund der Verbindung der verschiedenen Materialien zu einer sogenannten Delaminierung gekommen sein, bei welcher sich die einzelnen Verstärkungsschichten voneinander trennen. Die Konsequenz: Eine Implosion des gesamten Behälters – innert Millisekunden.

CEO wusste von der Gefahr – und feierte sich als Erfinder

Wohl am schockierendsten ist, dass der CEO von Ocean Gate, Stockton Rush (†61), sich dieser Gefahr bewusst war. In einer Videobotschaft sagte der Verunglückte: «Ich möchte, dass man sich an mich als Erfinder erinnert. Ich habe einige Regeln gebrochen, um das hier zu machen. Ich habe sie mit Logik und guter Technik gebrochen. Es gibt eine Regel, dass man Kohlefaser und Titan nicht zusammen verwendet – und ich habe es gemacht.»

Wohl mussten genau deshalb alle Passagiere eine Verzichtungserklärung unterschreiben. Laut CBS hiess es darin, das Titan sei «ein experimentelles Tauchschiff, das von keiner Aufsichtsbehörde genehmigt oder zertifiziert wurde und zu körperlichen Verletzungen, Behinderungen, emotionalen Traumata oder zum Tod führen könnte». (mrs)

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