«Bei mir war da deutlich mehr Feuer»
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Paar packt aus:So hat sich unsere Sexualität während Corona verändert

Eleanor (45) und Arhat (51) über ihr Liebesleben während der Pandemie
«Bei mir war da deutlich mehr Feuer»

Die Pandemie hat die Sexualität der Schweizerinnen und Schweizer verändert. Auch jene von Eleanor (45) und Arhat (51). Sie erzählen offen, wie Corona ihren Sex beeinflusst hat.
Publiziert: 26.07.2021 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2021 um 13:43 Uhr
Katja Richard

Corona hat das Sexleben bei vielen Paaren in der Schweiz beflügelt. Gemäss einer Umfrage geben 52 Prozent der in Partnerschaft lebenden Schweizerinnen und Schweizer an, der Sex sei intensiver geworden. So war es auch bei Eleanor (45) und Arhat (51), die mit Blick über ihre Sexualität während der Pandemie reden. Sie geben zu: Es gab auch schwierige Zeiten im Bett.

«Wir sind zu viel aufeinandergehockt», sagt Eleanor. «Ich bin jemand, der Stimulation von aussen braucht, damit ich mich lebendig fühle.» Sie arbeitet als Single- und Dating-Coach und bietet Flirt-Workshops an. Der Austausch mit anderen Menschen habe im Lockdown sehr gefehlt. Während sich ihre Arbeit nach Hause verlagerte, war ihr Partner coronabedingt sogar noch mehr am Arbeiten und abends müde. Eleanor sagt: «Da hatten wir unterschiedliche Bedürfnisse, bei mir war da deutlich mehr Feuer.» Zum Glück sei da noch die Selbstliebe: «Dafür muss ich mich nicht im WC verstecken, sondern wir bleiben nebeneinander liegen und schauen uns zu. Das kann dann plötzlich auch wieder antörnen, egal, wie müde man ist.»

Vom Tantra-Kurs in die Beziehung

Die beiden leben seit anderthalb Jahren zusammen, jeder mit eigenem Schlafzimmer. «Anfangs haben wir jede Nacht zusammen verbracht, inzwischen schläft auch jeder mal allein», sagt Eleanor. Sie seien beide überzeugt: «Wenn jeder genug Raum für sich hat, spürt man seine Bedürfnisse besser, und es stärkt auch die gegenseitige Anziehung.»

Die Pandemie hat die Sexualität der Schweizer verändert – auch die von Eleanor und Arhat.
Foto: Thomas Meier
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Intimität, Berührungen und Gespräche, das ist beiden sehr wichtig. «Wir haben uns vor drei Jahren in einem Tantra-Massage-Kurs kennengelernt, da gehört ehrliche Kommunikation dazu», sagt Eleanor. Für das Paar ist Sexualität ein weiter Begriff: «Für uns beinhaltet das nicht nur Penetration und Orgasmus.» Es kann auch einfach mal beim Kuscheln bleiben. «Wenn ich spüre, dass ein Mann meinen Nacken streichelt, nur mit dem Ziel, gleich tiefer runterzurutschen, da kann es mir auch ablöschen», sagt Eleanor.

Der Schlüssel zu gutem Sex

Mit Arhat passiere ihr das nicht, der Schlüssel zu gutem Sex sei die Absichtslosigkeit. «Es geht darum, den Moment wahrzunehmen und zu spüren, wo das hinführt, ohne ein Ziel zu haben», sagt er. Das Klischee vom Mann, der immer Sex will und die Frau, die weniger Lust hat, treffe in ihrer Beziehung nicht zu. Natürlich könne es enttäuschend sein, wenn einer von beiden weitergehen möchte und dem andern das Kuscheln genügt. «Gerade als Frau ist es wichtig, ausdrücken zu können, was sie mag und was nicht. Ich gebe manchmal vielleicht auch zu viel Feedback, das kann einen Mann auch verunsichern», sagt Eleanor. «Mit einem Nein muss man umgehen können, man darf es nicht persönlich nehmen», entgegnet Arhat. «Schliesslich wollen wir ja beide gemeinsam etwas Schönes erleben.»

Die Lust ist gleichberechtigt

Die Lust in der Beziehung sei gleichberechtigt: «Jeder darf mal oben sein», meint sie und grinst. «Und ein Mann gibt sich genau so gerne hin wie eine Frau.» Manchmal zeige er mehr Initiative, manchmal sie. Wichtig sei, gegenseitig keinen Druck aufzusetzen, aber auch aktiv zu werden: «Wir haben so ein Kartenspiel vom Sexshop, das bringt uns manchmal neue Impulse», sagt Eleanor.

Dafür kann sich Arhat weniger begeistern, trotzdem spielt er ab und zu mit. «Mir ist Zeit wichtig, die beste Stimulation ist für mich, wenn wir uns in die Arme nehmen, berühren und entspannen können, dann kommt die Lust von ganz allein. Das Schönste für mich ist ein verregneter Sonntagnachmittag mit viel Zeit im Bett.» Das sei vielleicht nicht so typisch männlich, aber: «Wichtig ist, was für mich stimmt.» Die Basis für ihre Liebesbeziehung sei das tiefe Vertrauen. Arhat: «Es gibt nichts, was wir nicht ansprechen können, da ist keine Scham und keine Angst, nicht gehört zu werden.» Schliesslich, so Eleanor, entstehe Intimität erst, indem «man sein Innerstes mit dem andern teilt und es dort auch gut aufgehoben ist».

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