Wer bezahlt die Schulden?
EU-Gipfel berät über Wiederaufbau nach Corona

Im Streit über die Aufnahme gemeinsamer Schulden zur Bewältigung der Corona-Wirtschaftskrise nehmen die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag (15.00 Uhr) einen neuen Anlauf.
Publiziert: 23.04.2020 um 09:39 Uhr

Bei einem Videogipfel wollen Kanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen vor allem über den Plan zur wirtschaftlichen Erholung nach der akuten Krise beraten. Eine Lösung wird allerdings noch nicht erwartet.

EU-Ratschef Charles Michel will bei dem Gipfel vielmehr vorschlagen, die EU-Kommission mit der Ausarbeitung eines detaillierten Plans zu beauftragen. Zugleich wird erwartet, dass die Staats- und Regierungschefs ein bereits von den Finanzministern ausgehandeltes Hilfspaket im Umfang von 540 Milliarden Euro zur Unterstützung von Arbeitsplätzen, Firmen und verschuldeten Staaten billigen. Es ist bereits der vierte EU-Videogipfel seit Beginn der Corona-Krise.

Finanzminister gründen Wiederaufbau-Fonds

Zuletzt kamen Merkel und ihre Kollegen vor vier Wochen per Video zusammen. Nach stundenlanger und ergebnisloser Debatte beauftragten sie die Finanzminister damit, neue Vorschläge zu machen. Diese legten nach mühsamen Verhandlungen schliesslich das 540-Milliarden-Paket vor - und vereinbarten die Gründung des Wiederaufbau-Fonds. Sie liessen jedoch offen, wie der Fonds finanziert werden soll.

Die EU-Länder sind sich im Bezug auf die Finanzierung des Wiederaufbaus nach der Corona-Krise nicht einig.
Foto: imago images/Ralph Peters
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Geteilte Meinungen bei der Finanzierung

Und so streiten die EU-Staaten seit Wochen erbittert über sogenannte Corona-Bonds oder andere Anleihe-Formen. Länder wie Frankreich, Italien und Spanien - die zugleich besonders hart von der Pandemie getroffen wurden - fordern gemeinsame Schulden für den Wiederaufbau. Deutschland, die Niederlande und andere Staaten lehnen eine gemeinsame Haftung jedoch vehement ab.

Begrenzung der gemeinsamen Haftung

Die EU-Kommission hat bereits ein Modell erarbeitet, das auf eine Begrenzung der gemeinsamen Haftung abzielt. Kommissionschefin Ursula von der Leyen will den Plan am Donnerstag vorstellen. Auf dieser Grundlage könnten die Staats- und Regierungschefs weitere Kompromisslinien ausloten und von der Leyen damit beauftragen, weiter an dem Plan zu arbeiten.

Von der Leyen werde beim Gipfel noch keine Zahlen präsentieren, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Einige Elemente sind aber schon bekannt, etwa der Vorschlag, dass die Kommission mit Garantien der EU-Staaten aus dem Haushalt selbst über Anleihen Schulden aufnehmen und so EU-Staaten in der Krise unterstützen will.

Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn unterstützt diese Idee der sogenannten Recovery-Bonds. Er rief Deutschland und andere Länder auf, den Widerstand gegen solche Bonds aufzugeben, wie die «Augsburger Allgemeine» (Donnerstag) berichtete. «Mein Appell an die Mitgliedstaaten lautet: Zieht endlich an einem Strang. Die Recovery-Bonds sind ein gutes Projekt», so Asselborn.

Lösung wird dauern

Ein EU-Vertreter machte am Mittwoch bereits klar, dass es eine Lösung nicht innerhalb von zwei Tagen geben werde. Zu hoffen sei auf Fortschritte bis Juni oder Juli. Dass es einen Wiederaufbaufonds in Verbindung mit dem nächsten mehrjährigen EU-Budget geben soll, sei Konsens im Kreis der 27 Länder. Doch gingen die Vorstellungen über die Ausgestaltung weit auseinander. Das betrifft auch die Summe. Im Gespräch sind bis zu 1,5 Billionen Euro. (SDA)

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